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Alpengold (German Edition)

Alpengold (German Edition)

Titel: Alpengold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Grießbach
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abgepackte Snacks, reichlich Wasser zum Trinken und fuhren los. Jens schaute auf die Straßenkarte und stellte die kürzeste Route zusammen. Sie würde sie hinter Nizza links ab in die Seealpen führen. Am Mont Bégo, dem mit knapp Dreitausend Metern höchsten Berg in der Gegend, der bereits wieder völlig von Schnee und Eis überzogen war, vorbei über den Tenda-Pass, der Frankreich von Italien trennt. Der Colle di Tenda führte als Straßentunnel von drei Kilometern Länge von Land zu Land durch den Pass und bot die kürzeste Verbindung von Nizza nach Turin. Dieser Weg war zwar beschwerlich, anstrengend durch die vielen Kurven und im Winter voller Schnee und Eis, vielleicht auch wochenlang gesperrt. Aber sie sparten viele Kilometer ein.
    Als sie aus dem Tunnel auf französischer Seite herauskamen, befanden sie sich zwar nicht mehr am höchsten Punkt der Strecke, aber hier, auf der Nordseite, glaubten sie sich auf einmal hunderte Kilometer oder zwei Monate in der Zeit versetzt. Dichte graue Wolken verdunkelten den nahen Himmel und die Landschaft hatte sich in weiße und graue Flächen verwandelt. Schnee lag überall, nur die Straße war geräumt. Die Luft roch nach Schnee, einzelne neblige Wolkenfetzen trieben bis dicht über der Erde dahin und man konnte glauben, dass in den Minuten, in denen sie im Tunnel gefahren waren, der Winter angebrochen war.
    Von Turin waren es noch vierzig Kilometer bis Ayas und der Winter lag hinter ihnen. Jens überkam erneut ein seltsames Gefühl. Nie hätte er gedacht, jemals wieder in diese Gegend zu kommen und nun war er schon auf der Herfahrt dem Felsmassiv des Monte Rosa nahe gekommen und jetzt würde er sogar die Mine wiedersehen. Sie würden das Auto auf demselben Platz abstellen, wo Mark den Passat geparkt und sie das Zelt aufgeschlagen hatte, den sie ‚ihr Camp‘ nannten. Sie würden denselben Weg zur Mine laufen ...
    Als könnte Chris seine Gedanken fühlen, sagte er: „Jetzt lerne ich die Schauplätze eurer Geschichte doch noch hautnah kennen, eine Erfahrung, die ich nicht unbedingt machen wollte und auf die ich gerne verzichtet hätte. Aber nur wegen der tödlichen Sachen, die passiert sind. Ich glaube, für dich ist es nicht leicht, dort wieder hinzukommen, habe ich Recht?“
    Jens nickte beklommen.
    „Du darfst dich davon nicht beherrschen lassen. Das Leben geht weiter, alles geht weiter. Aber ich weiß, das ist leicht dahergesagt." Er sah zu Jens, der mit ernstem, verkniffenem Gesicht nach vorn auf die Straße und die Berge dahinter schaute und fuhr fort: „Das mit dem Gold hat mich aber schon fasziniert. Von Anfang an dachte ich, was für ein aufregendes Abenteuer muss das für euch gewesen sein. Da beneidete ich dich mit jeder Faser meines Körpers, allerdings nur bis zu einem bestimmten Punkt.“
    Nachdenklich machte er eine Pause. Eine Abzweigung kam und er zeigte mit der Hand darauf. Jens schüttelte den Kopf, sie fuhren geradeaus weiter.
    „Du wirst mir aber nicht verwehren können“, Chris sprach langsam und zögernd, „ein paar Stücke mit Gold für mich zu behalten, okay?“
    Jens schnappte nach Luft. „Das verdammte Gold bringt Unglück, hast du das noch nicht begriffen? Immer wenn es ums Gold geht und jemand damit zu tun bekommt, hagelt es Unglück und Leid. Mark und Stefan sind tot, mir und Sandra brachte es nur Leid, Tina auch. Denk an die vielen Goldsucher früher, wurde wirklich einer von denen reich und glücklich?“
    „Keine Ahnung. Aber du vermischst das zu sehr mit Mystik und Aberglauben. Was soll es mir schaden, wenn ich ein paar hundert oder tausend Euro nach der ganzen Aktion mehr in der Tasche habe?“
    „Du begreifst es echt nicht. Es geht es doch nicht darum, dir etwas nicht zu gönnen, sondern, dass das Gold dein Leben verändert. Und das nicht zum Guten hin! Mach, was du willst, aber mir geht es in erster Linie um Tina, kapiert?“ Jens sah Chris scharf an. „Wieder mal um Tina, und um Sandra natürlich.“
    „Natürlich. Trotzdem sollte auch für uns etwas herausspringen, finde ich.“
    „Wie du meinst. Mal sehen.“
    Es war erst wenig nach fünfzehn Uhr, als sie die Grünfläche im Wald erreichten, auf der das Camp errichtet worden war. Der kleine Flusslauf plätscherte fröhlich vor sich hin und in den Minisee, der unbewegt mit glatter Oberfläche das tolle Panorama spiegelte.
    „Hier sieht es ja herrlich aus, Mensch.“ Chris stand neben dem Golf staunte. Er drehte sich im Kreis und ließ das Panorama auf sich wirken. Vom

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