Alpengrollen: Kriminalroman
damische Wellnesshotel einfach. Das Zimmer dort hätte locker das Fünffache gekostet. Da machst du doch lieber von deiner Anzahlung Urlaub und nimmst den Rest wieder mit nach Hause.
Im ersten Stock angekommen, klopfte er noch mal kräftig gegen die Tür von Sabines Freundinnen. Fehlanzeige. Die Vögelchen waren ausgeflogen. Entweder immer noch oder schon wieder. Na gut. Da konnte man nichts machen. Dann halt morgen. Wie sollte er die beiden im Moment auch finden? Etwa jede Disco und jedes Lokal in der Umgebung abgrasen, um dann morgen festzustellen, dass sie auf irgendeiner privaten Faschingsfeier waren? Völliger Blödsinn. Da konnte nichts dabei rauskommen. Wie gesagt. Morgen war auch noch ein Tag. Jetzt riefen erst mal Holland und der ›Lustige Wirt‹. Ob da was geht, mit der schönen Johanna? Spannende Sache. Herrschaftszeiten. Anneliese anzurufen, hatte er im Eifer des Gefechts ganz vergessen. Genauso wie sein Handy. Es lag ausgeschaltet auf dem Nachttischchen im Zimmer.
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Der Kuchen und der Espresso in dem kleinen Kaffee in der Nähe des Viktualienmarktes schmeckten lecker. Als sie ausgetrunken hatten, unternahmen Monika und Anneliese noch einen weiteren kleinen Schaufensterbummel, weil Anneliese unbedingt wegen schwarzer Stiefeletten schauen wollte. Aber ausgerechnet das Paar, das sie letzte Woche gesehen hatte und das ihr super gefallen hätte, war vergriffen. Natürlich durfte ein Shoppingtag nicht mit Frust enden, und so entschlossen sie sich, zum Ausklang irgendwo schön essen zu gehen. Um die unglückselige Sache mit den Stiefeletten zu vergessen, versteht sich. Außerdem mussten sie dringend bald irgendwo ins Trockene. Sie hatten massenhaft Matsch, Wasser und Schmutz an und in ihren eigenen Schuhen. Monika erinnerte sich an eine bodenständige Traditionsgaststätte im Tal. Es war nicht weit dorthin, die Küche gutbürgerlich und das Bier gepflegt. Und eine gut funktionierende Heizung gab es obendrein. Was wollte man mehr? Sepp, der Wirt, trat manchmal sogar im Fernsehen auf. Er moderierte eine Sendung, in der Münchener Lokale vorgestellt wurden.
Anneliese hatte noch ein paarmal versucht, Max auf seinem Handy zu erreichen, weil ihre Sorge um Sabine trotz der schönen Ablenkungen den ganzen Tag lang ihr Denken beherrscht hatte. Aber es war nach wie vor ausgeschaltet gewesen. Sie hatte ihm auf der Mailbox hinterlassen, dass er sich doch bitte so bald wie möglich melden solle. Sie müsse dringend und endlich wissen, was mit ihrer Tochter los sei. Sonst würde sie bald noch wahnsinnig werden. Es wird ihm doch nichts zugestoßen sein, weil er nicht rangeht, fragte sie sich. Ein Sturz beim Skifahren? Oder ein Unfall mit dem Auto? Monika gegenüber erwähnte sie ihre Befürchtungen lieber nicht. Es reichte ja, wenn sich eine von beiden Sorgen machte.
Als sie hungrig und durchgefroren in die Wirtschaft des bekannten Patrons aus Bavaria eintraten, begrüßte er sie höchstpersönlich mit großem Hallo. Kein Wunder, denn Sepp kannte Monika und Max schon seit einer halben Ewigkeit. Beide hatten früher einmal für ihn im Service gearbeitet, als er noch einen Promi-Biergarten im Münchener Norden betrieb.
»Ja, Monika. Servus!«, rief er, breitete die Arme aus und lächelte die beiden feschen Damen herzlich an. Dann bekam jede von ihnen ein Bussi links und ein Bussi rechts. Wie man das in München halt so machte. Zumindest, wenn man wusste, was sich gehörte. Oder meinte, es zu wissen. »Dass du mal wieder bei mir reinschaust«, fuhr er fort. »Wunderbar. Und wen hast du mir da mitgebracht?«
»Das ist Anneliese, meine beste Freundin, Sepp. Die solltest du aber eigentlich kennen. Sie war schon ein paar Mal mit mir hier.« Obwohl sie gerade noch gefroren hatte wie ein Schneider, knöpfte Monika jetzt schnell ihren Mantel auf und nahm ihre Mütze vom Kopf. Hier im Lokal war es regelrecht heiß im Gegensatz zu draußen.
»Ach, du liebe Zeit. Natürlich. Servus, Anneliese. Ja, wenn man jeden Tag so viele Gesichter sieht … Also, dann schauen wir doch einmal, ob wir einen schönen Platz für euch finden.« Der stattliche Herr des Hauses, klassisch mit weißem Hemd und einer feschen Hirschledernen bekleidet, geleitete sie charmant zu einem etwas abgelegenen Tisch, an dem sie ungestört waren, und bat sie, Platz zu nehmen. Er nahm ihnen die Mäntel ab, hängte sie in die Garderobe, setzte sich kurz dazu, erzählte ein paar harmlose Witze und erkundigte sich, wie es Max ging. Der sei gerade beim Skifahren und
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