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Alpengrollen: Kriminalroman

Alpengrollen: Kriminalroman

Titel: Alpengrollen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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Lederkoffer in der Hand vor dem imposanten Empfangspult des vornehmen Wellnesshotels, in dem er von heute an die nächsten Tage verbringen würde.
    »Grüß Gott, Herr Raintaler. Einen kleinen Moment, bitte. Ich schau nur schnell nach.«
    »Tun Sie das!«
    Der junge Mann mit den glatt zurückgekämmten Haaren hinter dem Tresen checkte seinen Computer. »Oh … Äh … Das tut mir jetzt aber leid, äh … Herr Raintaler«, stammelte er dann mit echtem Bedauern in der Stimme. »Ihr Zimmer ist weg.«
    »Was heißt das, weg? Soll das ein schlechter Witz sein? Ich habe bereits im Herbst gebucht.« Max sah ihn mit offenem Mund an. Das war wieder einmal so eine Situation, wie er sie gar nicht mochte. Und wenn er eine Situation gar nicht mochte, musste er sich aufregen. Und wenn er sich aufregte, sah er ganz schnell rot. Da kannte er weder Freund noch Feind.
    »Ja, ich weiß, Herr Raintaler. Da ist jetzt wohl, also, äh …, ganz blöd gelaufen … Einen kleinen Moment, bitte. Ich hole den Chef.« Der Bursche, dem das Ganze sichtlich mehr als peinlich war, drehte sich eilig um und verschwand durch eine kleine Tür nach hinten. Zwei Minuten später kam er mit einem älteren Herren wieder heraus.
    »Herr Raintaler, ich grüße Sie. Huber mein Name. Mir gehört das Hotel«, verkündete der in einen dunklen Janker und eine rustikale, beigefarbene Stoffhose gekleidete Mann übertrieben freundlich. Sein angespanntes Gesicht verhieß jedoch nichts Gutes.
    »Grüß Gott«, erwiderte Max steif. Er ahnte schon, was kommen würde. Nimm lieber gleich ein paar Baldriantropfen, sagte er sich, sonst bekommst du es bloß wieder mit dem Magen. Oder, noch schlimmer, mit dem Blutdruck.
    »Herr Raintaler. Ich gestehe Ihnen am besten gleich, wie es ist. Ein Riesenmalheur ist geschehen. Ei, ei, ei. Ich bin wahrhaft untröstlich. Aber wir haben Ihr Zimmer leider vor einer Viertelstunde vergeben.« Der dicke Hotelier rieb jetzt mit übertrieben zur Schau getragenem Bedauern im Blick seine klobigen Hände aneinander.
    »Aber wieso denn das? Ich hatte doch reserviert. Und zwar schon im Oktober.« Max versuchte, ruhig zu bleiben. Das fehlt mir heute gerade noch. Vergeben die einfach mein Zimmer, diese Volldeppen.
    »Nun, da die Gäste bei uns normalerweise spätestens am frühen Nachmittag einchecken, sind wir davon ausgegangen, dass Sie nicht mehr kommen«, erklärte der smarte Herr Huber. »Unser Fehler, Herr Raintaler. Obwohl wir unsere Gäste bei der Reservierung immer darauf hinweisen, sich möglichst früh am Tag der Anreise bei uns zu melden.«
    »Aha. Ja, und jetzt?« Max sah ihn fragend an.
    »Wie meinen?« Der Hotelier blickte ebenso fragend zurück.
    »Was machen wir jetzt? Gibt es kein anderes Zimmer?«
    »Äh, nein …, leider nicht. Da sieht es im Moment gar nicht gut aus.«
    »Und was schlagen Sie dann vor?« Max spürte einen heiligen Zorn in sich aufsteigen, den er besser nicht zum Ausbruch kommen ließ. Allein schon seiner eigenen Gesundheit zuliebe.
    »Nun, Herr Raintaler. Ich kann Ihnen Folgendes anbieten. Sie bekommen den von Ihnen anbezahlten Betrag umgehend von uns zurückerstattet. Darüber hinaus würden wir Ihnen gerne eine Liftkarte für das gesamte Skigebiet überlassen. Unentgeltlich natürlich. Als kleines Trostpflaster. Gültig bis nächsten Montag. Also eine ganze Woche.« Herr Huber lächelte ihn an, als hätte er ihm gerade einen Sechser im Lotto verschafft.
    »Na toll, dann kann ich ja gleich auf der Piste übernachten, oder was?«, grantelte Max, nur noch mühsam die Gäule im Zaum haltend, die jeden Moment mit ihm durchgehen wollten.
    »Ha, ha! Nein. Natürlich nicht, lieber Herr Raintaler. Aber wir können in puncto Zimmer leider wirklich nichts mehr für Sie tun. Ganz Kitzbühel ist voll bis unters Dach. Hahnenkammrennen! Sie verstehen?«
    »Nein. Ich verstehe ganz und gar nicht. Ich habe reserviert, eine Anzahlung geleistet und ich möchte mein Zimmer.« Max bekam gute Lust, mit der Faust auf den Empfangstresen zu hauen. Aber er hielt sich zurück. Noch.
    »Ich könnte höchstens die Schwester meiner Frau in St. Johann anrufen«, überlegte der Hotelchef laut. »Die hat dort eine kleine Frühstückspension. Und da ist manchmal zufällig noch das ein oder andere Zimmer frei. Soll ich es versuchen?«
    Er überschlug sich zwar nicht vor Hilfsbereitschaft, aber wenigstens war ihm der Vorfall peinlich genug, um ein Telefonat für Max zu führen. »Ja, Herrschaftszeiten. So etwas ist mir ja noch nie vorgekommen.

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