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Alpengrollen: Kriminalroman

Alpengrollen: Kriminalroman

Titel: Alpengrollen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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so eine Sache. Er hatte sie schon hundertmal gefragt, ob sie nicht fest zusammen sein sollten. Zusammen in eine Wohnung ziehen und später vielleicht heiraten und sich ein paar Kinder anschaffen. Aber sie wollte sich partout nicht dafür entscheiden. Meinte sogar, sie könne sich generell überhaupt nicht an einen einzigen Menschen binden. Das ginge bei ihr nun mal nicht. Aber ganz alleine bleiben wolle sie halt auch nicht. Also hatten sie im Laufe der Jahre diesen Kompromiss gefunden, mit dem sie jetzt lebten. Und über den Max alles andere als glücklich war. Wie auch, wo doch jeder weiß, dass halbe Sachen nur selten funktionieren, sagte er sich immer wieder. Und das erst recht, wenn es um die Liebe geht.
    Da er keine Ahnung hatte, was er, bis Franz zurückrief, sonst machen sollte, parkte er vor dem nächstbesten Café, setzte sich an einen der weißgedeckten, runden Tische und bestellte einen kleinen, koffeinfreien Kaffee, um sein Herz zu schonen, und ein Stück Apfelkuchen ohne Sahne. Wegen der Kalorien.
    Keine halbe Stunde später rief sein alter Freund und Exkollege an. Zuverlässig wie immer. Er hätte einen Fridolin Glanzeder im Glockenbachviertel ausgemacht. Der wohne in der Klenzestraße 19f. Und wenn Max das wolle, würde er nach Feierabend kurz dort ganz privat vorbeigehen und nachschauen, ob der junge Mann zu Hause wäre und ob da eventuell auch noch ein Mädel in der Wohnung wäre. Er könne ja den alten Trick mit den Stadtwerken anwenden und ihm erzählen, er müsse den Zähler überprüfen. Ganz legal wäre das natürlich nicht. Aber bisher hätte es immer noch geklappt. Der Bursche würde schon keinen Verdacht schöpfen.
    »Das wäre ja super, wenn du das machen könntest, Franzi. Für Anneliese könnte es vielleicht zu gefährlich sein. Ich sage ihr Bescheid, dass du dich um die Sache kümmerst. Vielen Dank. Ich gebe nicht nur einen, sondern zwei aus, wenn ich zurück bin. In Ordnung?«
    »Klingt gut, Herr Exkollege Raintaler. Klingt sogar sehr gut. Also dann, ich melde mich wieder, sobald ich in der Wohnung war.«
    »Super. Danke, Franzi. Servus.« Max legte auf und rief umgehend Anneliese an, um ihr die Neuigkeiten zu berichten. Sie bedankte sich überschwänglich bei ihm und wünschte ihm noch einen wunderschönen, erholsamen Urlaub. Nachdem er daraufhin, mit sich selbst und der Welt zufrieden, aufgelegt hatte, holte er sich eine Zeitung vom Tresen. Sie schrieben, dass sich jeder bald privat gegen Krankheiten versichern müsse. Die Geschenke des Sozialstaates an Simulanten und Faulenzer könnten nicht länger finanziert werden, hatte ein frisch gewählter Landeshauptmann aus dem Süden Österreichs verkündet und in dieser Richtung zeitnah weitergehende Schritte angekündigt. Genau wie daheim in Deutschland. Allein wie die schon reden, diese Politiker, dachte Max. Die können ja nicht ganz sauber sein. Egal, von welcher Partei. Die wollen doch alle nur Macht. Nur ihr Stück vom Kuchen abhaben. Und dafür legen sie sich dann von morgens bis abends krumm. Und lügen und betrügen, was das Zeug hält. Na gut, vielleicht nicht alle. Ein paar von ihnen sind bestimmt ganz anständig. Trotzdem. Meine Welt ist das nicht.
    »Das mit der Explosion gestern auf der Streif. Das sollen ja gar keine Taliban gewesen sein. Sondern Einheimische.« Der kahlköpfige ältere Herr am Nebentisch flüsterte seinem schwerhörigen Tischnachbarn die brisante Neuigkeit so laut ins Ohr, dass sie das halbe Café deutlich mithören konnte.
    »Ja, wieso jetzt das?«, wollte der daraufhin wissen.
    »Hast du schon mal einen Taliban die Streif hinunterfahren gesehen? Ich nicht. Das können ja nur die Unseren gewesen sein«, kam die prompte Antwort, gefolgt von einem krächzenden Lachen.
    »Stimmt, Josef. Da hast du auch wieder recht.«
    Natürlich konnten sich die restlichen Besucher des Cafés ein ausgiebiges Grinsen nicht verbeißen. Einschließlich Max. Er hatte beruflich nie groß mit Terroristen zu tun gehabt. Dafür hatte es immer die Sondereinsatzkommandos und Antiterrortruppen gegeben. Bei ihnen im Kriminaldauerdienst war es mehr um die ›ganz normalen‹ Erpressungen, Morde und andere Gewalttaten gegangen. Oder auch mal um kleine Gauner, wie Falschspieler, Zuhälter, Taschendiebe, Betrüger und so weiter.
    Seine Aufklärungsquote war immer gut gewesen. Und dem Himmel sei Dank, hatte er nie einen Menschen töten müssen. Nur einmal wäre es fast so weit gekommen. Da hatte er einen durchgedrehten Zuhälter angeschossen.

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