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Alpengrollen: Kriminalroman

Alpengrollen: Kriminalroman

Titel: Alpengrollen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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Keller. Den Motor ließ er so lange laufen. Als er wieder im Auto saß und zur Talstation der Hahnenkammbahn unterwegs war, bestätigte das Radio den gestrigen Anschlag auf die Rennstrecke vom Wochenende. Direkt unterhalb der Einfahrt in den Zielhang sei ein zwei Meter tiefes und zirka fünf Meter breites Loch in die Piste gesprengt worden, berichtete der Sprecher. Das Bundesheer sei aber bereits dabei, den Schaden mit vereinten Kräften zu beheben. Auch habe man die Attentäter bereits gefasst, deshalb seien weitere Terrorakte nicht zu befürchten. Damit das Rennen ordnungsgemäß durchgeführt werden könne, müssten die Einlass- und Personenkontrollen jedoch gründlich verschärft werden. Die Gäste aus nah und fern wurden gebeten, die ihnen dadurch entstehenden Unannehmlichkeiten schon im Voraus zu entschuldigen. Aber es wäre der einzige Weg, die Sicherheit aller Beteiligten und aller Besucher zu garantieren.
    Na, schau mal an, dachte der Münchener Exkommissar. Dann hat der wilde Vogel im Restaurant gestern Abend ja doch recht gehabt. Mein lieber Scholli. Das ist ja diesmal der reinste Urlaub mit Hindernissen. Wer für die Sprengungen verantwortlich war, sagten sie nicht. Das würde später noch bekannt gegeben werden, hieß es. Ja, Herrschaftszeiten. Jetzt verderben die einem schon das Skifahren mit ihrem Scheißterror. Was ist das nur für eine kranke Welt geworden. Er schaltete sein Handy ein, um Johanna Bescheid zu geben, dass er gleich bei ihr oben wäre. Im selben Moment ertönte der Klingelton. Er hatte in seinem alten R4 natürlich keine Freisprechanlage. Deshalb sah er sich erst kurz um, ob Gendarmen in der Nähe waren. Als er keine entdeckte, hob er ab.
    »Raintaler!«
    »Monika hier. Servus, Max.«
    »Ja, Moni! Servus. Und wie geht’s?«
    »Mir geht’s gut. Und dir?«
    »Auch gut. Danke. Ein bissel einsam ist es halt ohne dich. Aber schön ist es schon. Das Wetter passt.« Raintaler, Raintaler. Wieso musst du bloß immer so schamlos schwindeln, meldete sich sein Gewissen. Das mit der Einsamkeit glaubt sie dir doch sowieso nicht.
    »Aha. So, so. Pass auf, Max! Weswegen ich anrufe: Annie sitzt gerade hier neben mir. Sie hat einen Erpresserbrief bekommen. ›100.000 Euro oder deine Tochter stirbt‹, steht drinnen. Und jetzt wollten wir dich fragen, was wir tun sollen. Bloß keine Polizei einschalten, steht nämlich auch noch dabei.«
    »Aber das kann ja gar nicht sein«, antwortete er mit fester Stimme. »Das ist bestimmt nur ein dummer Lausbubenstreich. Oder Sabine selbst will ihre Mutter ärgern. Ich war doch vorhin extra bei dem Haus von diesem Helmut und er hat mir gesagt, dass sie mit ihrem neuen Freund, diesem Fridolin, in München ist. Irgendwo in Giesing, gleich bei der Isar. Und Annie habe ich deswegen doch schon Bescheid gesagt.« Hört das denn nie auf, fragte er sich, während er abbremste, um in die kleine, vereiste Zufahrtsstraße zur Talstation einzubiegen.
    »Das weiß ich ja alles, Max«, sagte Monika. »Und wir haben gerade vorher auch Franzi noch mal angerufen und ihn gefragt, ob er jetzt schon weiß, wie der Bursche genau heißt und wo er wohnt, damit Annie hinfahren kann. Aber er hat nur gemeint, dass es in ganz Giesing niemanden in diesem Alter mit dem Vornamen Fridolin gäbe. Und in dieser Stammkneipe hinter dem Ostbahnhof könne man erst heute Abend nachfragen. Die sei im Moment nämlich noch geschlossen.«
    »Das ist ja saublöd. Aber wieso sollte mich dieser Helmut denn anlügen?« Max verstand die Welt nicht mehr. Gerade hatte sich doch eins noch so schön ins andere gefügt.
    »Und wieso nicht?«
    »Äh … Stimmt. Da hast du natürlich recht. Aber ich glaube nicht, dass er gelogen hat. Das hätte ich gemerkt. Und die Mädchen, also Sabines Freundinnen, haben mir auch von einem Fridolin erzählt. Und warum die lügen sollten, wüsste ich beim besten Willen nicht.« Er bremste vorsichtig ab, um nicht in die Gruppe junger Snowboarder hineinzurutschen, die sich vor ihm breitgemacht hatte.
    »Es muss ja gar nicht sein, dass irgendjemand gelogen hat. Vielleicht ist Fridolin nur ein Spitzname und der Kerl heißt in Wirklichkeit ganz anders. Hake diesbezüglich doch noch mal nach. Okay?« Monika hatte manchmal einen Ton drauf wie sein früherer Chef.
    »Dich hätten sie damals meinen Job bei der Kripo machen lassen sollen, Moni«, erwiderte er. »Du wärst die Karriereleiter bestimmt in Nullkommanichts raufgefallen. Aber Respekt. Gar nicht dumm, was du da sagst. Weißt du was?

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