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Alpengrollen: Kriminalroman

Alpengrollen: Kriminalroman

Titel: Alpengrollen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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ein.«
    »Reine Routine. Das machen wir alle fünf Jahre einmal. Wir schauen bloß, ob alles noch funktioniert.« Franz hoffte, dass der junge Mann die Lüge schluckte. »Tut mir leid, dass ich Sie noch so spät störe«, fuhr er fort. »Aber ich konnte meine Tour heute erst am Nachmittag beginnen.«
    »Na gut. Kommen Sie rauf.«
    Der Summer ertönte und Franz ging hinein. Vor der Wohnungstür im zweiten Stock angekommen, läutete er erneut. Fridolin öffnete ihm. »Kommen Sie rein. Gleich hier rechts im Flur finden Sie, was Sie suchen.«
    Der kleine Undercoverkommissar grüßte noch einmal freundlich, entschuldigte sich abermals für die späte Störung und trat vor den Zähler. Dort zog er einen Schraubenzieher aus seiner Brusttasche und setzte ihn auf eine der kleinen Schrauben, die das Guckfenster hielten.
    »Brauchen Sie mich noch für irgendetwas?«, fragte Fridolin.
    »Nein, vielen Dank. Ich komme klar.« Franz lächelte kurz.
    »Aha. Gut. Dann viel Spaß. Ich muss in der Küche noch was erledigen. Wenn Sie mich brauchen, rufen Sie einfach.«
    »Kein Problem. Ich bin sowieso gleich fertig.«
    Als Fridolin verschwunden war, lief Franz schnell zu den anderen zwei Zimmern, die vom Flur abzweigten, und warf einen Blick hinein. Im ersten Zimmer lagen Klamotten und Zeitschriften auf dem Boden verstreut. Und ein Schrank stand noch drin. Mehr war nicht zu sehen. Als er das zweite Zimmer öffnete, entdeckte er nur einen Fernseher und eine vergammelte Matratze. Sonst nichts. Dann spürte er einen heftigen Schlag auf seinem Hinterkopf und es wurde ihm schwarz vor Augen.
    Fridolin stellte den Baseballschläger ab, mit dem er den unangemeldeten Besucher gerade ausgeknockt hatte. Von wegen Stadtwerke. Du bist garantiert von irgendeiner anderen Fraktion. Warum spionierst du sonst hier rum, kleiner Glatzkopf. Er drehte den ohnmächtigen Franz auf den Rücken und holte die Brieftasche aus dessen Sakko. Sah nach, ob irgendein Ausweis darin steckte. Er meinte, ihn schon einmal gesehen zu haben. In seinem Stammlokal hinter dem Ostbahnhof. Könnte sogar sein, dass er ein Bulle war. Bingo, dachte er, als er den Polizeiausweis fand. Franz Wurmdobler, Hauptkommissar. Hab ich doch wieder mal recht gehabt. Komisch, er hat gar keine Waffe dabei. Die haben doch sonst immer eine dabei. Was kann er nur von mir gewollt haben? Habe ich einen Fehler beim Dealen begangen? Oder hat etwa Sabine was damit zu tun? Sie hat ja gesagt, dass ihre Mutter sie auf alle Fälle finden würde. Egal, wo sie wäre. Mann. Was tue ich bloß mit dem Arschloch? Verdammter Mist, fluchte er laut vor sich hin.
    Er band Franz die Hände auf den Rücken. Jetzt kommen schon die Bullen hier reingelatscht. Wenn ich ihn umbringe, wandere ich sicher lebenslänglich in den Knast. Aber wenn die rauskriegen, was ich hier alles an illegalen Geschäften abziehe, sitze ich mindestens genauso lange. Verflucht noch mal. Wahrscheinlich wissen seine Kollegen längst Bescheid. Und warten nur darauf, dass er sich meldet. Oder auch nicht. Er ging in seine Küche zurück und drehte sich mit fahrigen Fingern einen Joint, damit er ruhiger denken konnte.
    Die Jungs, von denen er seinen Stoff bekam, würden jeden Moment auftauchen, um eine neue Lieferung zu bringen. Wenn die den Bullen hier bei ihm entdeckten, war alles aus und vorbei. Die würden garantiert nicht mehr mit jemandem arbeiten, an dem die Polizei schon dran war. Eher würden sie ihm die Lichter ausblasen, noch bevor er irgendwas ausplaudern konnte. Das wusste er genau. Er kannte sie schließlich lange genug. Und dass der Typ auf dem Flurboden Polizist war, würden sie garantiert herausfinden. Diese Russen waren nicht dumm. Die fanden alles raus. Und sie fackelten nicht lange. Eine winzige Ungereimtheit im Geschäftsablauf genügte denen schon, dann hieß es: aus die Maus. Sie kontrollierten inzwischen die ganze Stadt. Kannten alles und jeden. Vor denen konnte niemand etwas verbergen. Aber zumindest versuchen musste er es.
    Er legte den fertigen Joint auf den Tisch, ging in den Flur, schleppte Franz von dort in das Zimmer mit dem Schrank, nahm die unteren Einlegebretter aus demselben heraus und stopfte ihn stattdessen hinein. Vorher hatte er ihm sicherheitshalber noch einen Knebel verpasst. Für den Fall, dass er aufwachen sollte. Nicht, dass er noch die ganze Nachbarschaft zusammenschrie. Danach sperrte er die Schranktür ab und steckte den Schlüssel in seine Hosentasche.
    Bleib bloß ruhig, wenn die Jungs kommen. Du musst

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