Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alpengrollen: Kriminalroman

Alpengrollen: Kriminalroman

Titel: Alpengrollen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
Vom Netzwerk:
sauber. Aber was ist mit unseren Ohren? Obwohl. Es gibt Schlimmeres. Zum Beispiel billige volkstümliche Herz-an-Herz-Balladen. Die schlagen wirklich alles.
    »Rudi! Bring uns noch zwei Bier auf meinen Deckel!«, plärrte der Gendarm hinter die Theke und winkte unbeholfen mit den leeren Gläsern.
    »Kommt sofort, Alois.« Der Schankkellner hob den Daumen als Zeichen des Verstehens. Als die Biere kamen, bot der ältere Alois dem jüngeren Max das Du an. Dann stießen sie miteinander an und der Münchener spitzte gespannt die Ohren.
    »Also, ich sag es dir. Das darf aber niemand erfahren. Auf keinen Fall. Das ist absolut total geheim.«
    »Schon recht, Alois. Von mir erfährt niemand was. Kein Sterbenswörtchen. Mein Ehrenwort.«
    »Also gut. Ein Mädchen ist entführt worden.«
    »Was? Schon wieder?«
    »Wie meinen?«
    »Nichts, Alois. Red weiter.«
    »Also, ein Mädchen aus einer reichen Familie von außerhalb ist entführt worden. Die haben sich hier eine Villa hingestellt. Mann, oh Mann. So ein Prachtbau. Und die Entführer wollen fünf Millionen Lösegeld. Wahnsinn, oder?« Da war er wieder, der wackelige Blick, der einfach nicht an Max’ Gesicht haften bleiben wollte. Immer wieder rutschte er nach unten oder zur Seite weg. Oder nach oben. Das allerdings seltener. Logisch. Die Schwerkraft.
    »Das klingt allerdings wahnsinnig. Weiß man, ob die Kleine noch lebt?« Max versuchte, Alois’ unkontrollierte Augenbewegungen zu ignorieren. Ihm wurde schon ganz schwindlig.
    »Nein, weiß man nicht. Aber alle Polizeikräfte der Gegend arbeiten an dem Fall. Bis auf die, die das Rennen am Wochenende bewachen müssen.«
    »Da kann man euch ja nur Glück wünschen. Entführung ist etwas Ekelhaftes. Auch ganz schlimm für die Eltern.«
    »Jawohl. Ganz schlimm«, lallte Alois und rutschte seitlich von seinem Barhocker auf den Boden hinunter.
    Dort blieb er mit dem Rücken gegen die Theke gelehnt sitzen. Sein Kopf kippte nach vorn, wobei ihm die Uniformmütze in den Schoß fiel. Dann rührte er sich nicht mehr. Max sah zuerst ihn verblüfft an und dann Rudi, der am anderen Ende des Tresens Gläser putzte.
    »Passt schon. Der Alois macht bloß eine kleine Pause!«, rief der Wirt ihm über die dröhnende Musik hinweg zu.
    »Ich tät dann trotzdem gern zahlen.«
    »Passt schon. Wenn du ein Freund vom Alois bist, geht das aufs Haus.« Rudi hob noch einmal den Daumen. Anscheinend seine Lieblingsgeste. Wahrscheinlich aus dem Fernsehen, vermutete Max.
    »Ja, dann. Super. Danke. Und ja … Servus, bis morgen.« Er warf einen letzten Blick auf den schnarchenden Alois, drehte sich um und marschierte schnurstracks zur Tür hinaus.
    »Servus«, rief ihm Rudi gutgelaunt hinterher.

30
     
    Als Max nach einem kurzen Fußmarsch durch die Kälte bei seiner Pension ankam, musste er immer noch über den betrunkenen Gendarmen lachen. Ließen die den Alois doch glatt auf dem Boden schlafen, bis er wieder weitertrank. Und dann auch noch in Uniform. Hoffentlich bekam er deswegen nicht noch mehr Ärger. Manche haben schon einen mächtigen Durst. Diese absolut geheime Geheimsache fand er weniger lustig. Ein Mädchen aus reichem Hause entführt. Herrschaftszeiten. Aber halt. Hatte er an seinem ersten Abend nicht gesehen, wie ein Mädchen von diesen zwei finsteren Typen in diese schwarze Limousine geschleppt worden war? Blödsinn, das war doch die Tote aus der Zeitung gewesen, korrigierte er sich gleich wieder. Oder auch nicht. So genau hatte er das ja im Dunkeln nicht erkennen können. Aber die beiden Burschen hatten wirklich finster ausgesehen. Die hätten locker von der Russenmafia sein können. Verdächtig waren sie auf jeden Fall. Jedes Mal, wenn er an sie dachte, stellten sich ihm die Nackenhaare auf. Vielleicht hatten die ja den durchgedrehten Jungbullen, diesen Gerald, ausgeraubt. Ein dickes schwarzes Auto hatte der doch auch davonfahren gesehen. Könnte doch durchaus sein, dass es dasselbe gewesen ist, das ihm am Montag aufgefallen war. Warum nicht?
    »Das ist ja ein richtig kriminelles Pflaster, dieses Kitzbühel«, murmelte er vor sich hin, während er den Garten vor dem Haus durchquerte. »Als normaler Tourist bekommt man das bestimmt gar nicht so richtig mit.«
    Den kläffenden Rex ignorierte er wie gewöhnlich, sperrte auf und steuerte den Gastraum an. Jetzt noch ein schönes Bier und eine Kleinigkeit zu essen, dachte er. Und dann nichts wie ab unter die Dusche und ins Bett. Er trat ein und schaute sich nach einem freien Platz um. Und

Weitere Kostenlose Bücher