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Alpengrollen: Kriminalroman

Alpengrollen: Kriminalroman

Titel: Alpengrollen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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dann Ruths Skischuhe nicht mitgenommen? Das verstehe ich einfach nicht. Das macht doch überhaupt keinen Sinn.
    »Zu viel grübeln schadet der Gesichtshaut!« Maria brachte einen doppelten Obstler zu ihm an den Tisch. »Trink erst einmal einen Schluck, Max. Es wird sich schon alles aufklären.«
    »Oder auch nicht.« Max zuckte nur mit den Schultern.
    »Ruf doch einfach noch mal in ihrem Hotel an. Vielleicht ist sie inzwischen wieder dort aufgetaucht.«
    »Stimmt, Maria. Du hast recht.«
    Als am anderen Ende der Hörer abgehoben wurde, war Marias Exschwager, Herr Huber, persönlich am Telefon. Er erklärte Max, dass die Dame aus Holland heute Morgen wohl im Keller gewesen sei, um die Skischuhe ihrer Bekannten dort zu holen. Dann habe sie es sich aber anscheinend anders überlegt und am Empfang einen Zettel hinterlassen, auf dem sie darum bat, die Schuhe mit United Parcels nach Amsterdam zur Adresse der anderen holländischen Dame zu schicken. Die würden nachher kommen und sie mitnehmen. Die Dame hätte daraufhin wohl das Haus verlassen. Wohin sie gegangen war, wüsste er leider nicht. Er selbst sei nicht im Hause gewesen und die Angestellten hätten jede Menge zu tun gehabt und deshalb nicht darauf geachtet. Ansonsten könne er da leider nicht weiterhelfen. Auch wenn der Herr von der Münchener Polizei noch so viel fragen würde. Max bedankte sich und legte auf. Also doch? Ist sie einfach so auf und davon? Ohne Bescheid zu sagen? Nach allem, was gestern zwischen uns war. Blödsinn. Der Huber lügt doch wie gedruckt. Er wählte gleich noch mal ihre Nummer. Nichts. Herrschaftszeiten. Dann rief er Ruth auf ihrem Handy an, um sie zu fragen, ob sie etwas von Johanna gehört habe.
    »Nur, dass sie heute Abend den Zug nehmen wollte, Max«, antwortete sie. »Das hat sie mir gestern versprochen. Seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört. Meinst du, ihr ist etwas passiert?« Sie klang verunsichert.
    »Ich weiß es nicht, Ruth. Es ist alles so seltsam. Wieso hätte sie denn ohne ein Wort verschwinden sollen? Hat sie so etwas schon öfter gemacht?«
    »Wenn du mich so fragst, Max … Letztes Jahr im Herbst ist sie auch einmal vier Tage lang weg gewesen. Niemand wusste, wo sie war. Als sie zurückkam, hat sie nur mit den Achseln gezuckt und gemeint, dass sie manchmal alleine sein müsse. Das käme ganz plötzlich. Typisch Künstler, dachte ich damals.«
    »Danke, Ruth. Dann hoffen wir mal, dass es nur eine Künstlermacke ist und nichts Ernstes. Bitte gib mir doch Bescheid, sobald sie sich bei dir meldet. Würde mich freuen.« Eine Spur von Erleichterung mischte sich in sein besorgtes Gesicht.
    »Mach ich, Max«, versprach sie mit gewohnt aufgekratzter Stimme. »Du aber auch, bitte.«
    »Natürlich. Servus.«
    »Tschüs, Max.«
    Herrschaftszeiten. Johanna war weg. Max wollte immer noch nicht glauben, dass sie ihn ohne jedes Wort verlassen hatte. Aber was, wenn es tatsächlich so wäre, wie Ruth gesagt hat? Dann war die Frage nach dem Warum müßig. Dann wartete man wohl am besten einfach ab, bis sie wieder auftauchte. Nachdenklich nahm er seinen Doppelten zur Hand und kippte ihn hinunter.
    »Bringst du mir noch einen, Maria?«, fragte er dann in Richtung Tresen und hielt das kleine Glas in die Luft.
    Nach dem dritten Schnaps zog er sich zu einem ausgiebigen Nachmittagsspaziergang an. Das sei immer noch das beste Mittel, um schlechte Gedanken aus dem Kopf zu bekommen, riet ihm Maria, bevor er loszog.
    Draußen schien nach wie vor die Sonne und ließ die Welt in gleißendem Licht erstrahlen. Ob es im Paradies genauso schön ist wie hier in den Bergen, sinnierte er. Vorausgesetzt natürlich, es gibt überhaupt so etwas wie ein Paradies. Aber vielleicht ist mit dem Tod auch alles zu Ende. Aus die Maus. Nur noch Stille und sonst nichts mehr. Wer kann das schon wissen? Die Trennung von einem geliebten Menschen ist ja eigentlich genau dasselbe, wie wenn ein geliebter Mensch stirbt, spekulierte er weiter. Nur, dass man beim Sterben unwiderruflich Abschied nimmt. Aber im Prinzip ist es doch genau dasselbe. Abschiedsschmerz bleibt immer Abschiedsschmerz. Oder? Aber vielleicht ist das alles auch bloß ein Riesenschmarrn. Im Skiurlaub solltest du wirklich über andere Dinge nachdenken. Zum Beispiel über deine neuen Carver. Sind die nicht der Hammer? Der Kauf hat sich auf jeden Fall gelohnt. Und schließlich bist du nicht ganz allein. Du hast immer noch Monika daheim in München. Ob das jemals etwas Gescheites zwischen dir und ihr wird,

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