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Alpengrollen: Kriminalroman

Alpengrollen: Kriminalroman

Titel: Alpengrollen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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Sie hatte Klasse und Stil. Und sie konnte so lustig sein. Und so zärtlich. Und natürlich bist du nach wie vor verliebt in sie. Wie könnte es auch anders sein. Herrschaftszeiten. Warum tut sie dir das bloß an? Macht sie sich am Ende gar einen Spaß daraus? Ist sie irgend so ein Psycho? Solltest du dich so sehr in ihr getäuscht haben?
    »Noch einen Kaffee, Max?« Maria stand vor seinem Tisch und lächelte über das großzügige Dekolleté ihres feschen roten Dirndls hinweg auf ihn herab.
    »Gerne, Maria. Der schmeckt heute besonders gut, finde ich.« Er lächelte mit leiser Wehmut in den Augen zurück.
    »Oh, danke für die Blumen. Den habe ich aber genau wie immer nur durchlaufen lassen. Obwohl, stimmt nicht. Ich habe ein bisserl Kardamom hineingegeben. Hast du die Johanna inzwischen erreichen können?« Wie jede gute Wirtin spürte Maria natürlich, dass er litt.
    »Nein. Keine Johanna. Nirgends. Als wäre sie vom Erdboden verschluckt. Sie wird schon ihre Gründe haben. Das mit dem Kardamom merke ich mir. Das ist wirklich gut.« Max räusperte sich, als wollte er die Erinnerung an seine große Urlaubsliebe gleich aushusten.
    »Ja, aber seltsam ist das alles schon. Ihr habt euch doch gestern noch so gut verstanden. Da verschwindet man doch nicht einfach. Vor allem nicht so eine sensible Künstlerseele wie Johanna. Wenn da mal nicht etwas passiert ist.«
    »Das dachte ich zuerst auch. Aber alles spricht dafür, dass sie endgültig abgereist ist. Vielleicht sogar gerade deswegen, weil sie so eine sensible Künstlerseele ist. Sie hat so was wohl schon mal gemacht, meinte Ruth am Telefon.« Das Thema Johanna ist schätzungsweise so gut wie erledigt, sagte er sich, obwohl er insgeheim natürlich genau wusste, dass es das noch nicht war. Zumindest in seinen Gedanken nicht.
    »Ja mei. Ein neuer Tag, ein neues Glück. Was, Max? Oder wie sagt man so schön: Und erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Ja, ja. Die Liebe ist halt eine Himmelsmacht.« Die immer gut aufgelegte Wirtin lächelte ihn noch einmal aufmunternd an, drehte sich um und verschwand in der Küche.
    Max, der gleich bemerkt hatte, dass sie ihm mit ihrem reichhaltigen Schatz an nichtssagenden Lebensweisheiten auf ihre ganz eigene Art helfen wollte, lächelte ihr matt hinterher. Dann aß er ohne großen Appetit seine Marmeladensemmel auf, trank seinen Kaffee aus und ging auf sein Zimmer. Weil die Knickerbocker feucht waren und außerdem schon vom vielen Schwitzen rochen, zog er zum ersten Mal den nagelneuen dunkelblauen Ski-Overall an, den er sich extra für diesen Urlaub gekauft hatte. Er sah gut darin aus. Und er wusste es. Doch es war ihm egal. Da draußen würde niemand sein, dem er gefallen wollte. Er machte sich mit gemischten Gefühlen auf den Weg zur Talstation der Hahnenkammbahn. Wollte heute dort noch einmal den Schnee testen. Vielleicht auch in Erinnerung an seinen ersten Nachmittag, als die beiden Holländerinnen an seinen Tisch kamen. So genau wusste er das nicht. Als er den Motor startete, tat sein alter Renault so, als hätte er nie zuvor Schwierigkeiten beim Anlassen gemacht. Oder als würde Johanna neben ihm sitzen.
    Der Schnee war eine Schau. Und die Lifte und Abfahrten waren lange nicht so voll wie am Montag. Obwohl der Bettenwechsel in den Hotels normalerweise erst morgen, am Samstag, anstand. Max war es nur recht. Er fuhr pausenlos hinauf und hinunter und wieder hinauf und hinunter. Mittags legte er seinen obligatorischen Boxenstopp ein. Vor der Hütte mit dem großen Biergarten, wo er Johanna und Ruth kennengelernt hatte. Der Verbrecher kehrt immer wieder an den Tatort zurück, dachte er und musste dabei lächeln, obwohl ihm gar nicht danach zumute war. Er holte sich wie gehabt ein Weißbier, eine Brezel und eine viel zu heiße Gulaschsuppe, setzte sich an einen freien Tisch und genoss still das Treiben rund umher.
    »Ja, hallo. Wer sitzt denn da so einsam und allein? Servus, Max.«
    Er musste seine Augen mit der Hand abschirmen, damit er den Mann, der genau neben der Sonne stand, erkennen konnte. »Ja, der Markus. Servus, Herr Skilehrer. Mittagspause?«
    »Ja, sicher, Max. Muss ja auch mal sein. Ich bin mit dem ganzen Kurs hier. Sie sitzen alle da hinten, an den zwei Tischen.« Er zeigte auf eine bunt gemischte Truppe vor dem linken Frontfenster der Hütte.
    »Ein Skilehrer lernt andauernd neue Leute kennen. Stimmt’s?«
    »Sicher. Und vor allem neue Damen. Hast du deine Holländerin schon verabschiedet? Innerlich, mein

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