Alpengrollen: Kriminalroman
zu ihren Gunsten natürlich so an.«
»Also hat sie nichts zu befürchten?«
»Geh, jetzt hör halt mit dem Schmarrn auf, Max. Annie ist doch genauso meine Freundin wie deine. Glaubst du im Ernst, ich würde ihre Tochter reinreiten? Lass mich lieber weitererzählen.«
»Also gut, Franzi.« Gott sei Dank. Sabine ist also aus dem Schneider. Max war erleichtert. Aber die kriegt noch was von mir zu hören, wenn ich wieder daheim bin. Da kann sie sich darauf verlassen.
»Dass wir die Schwester von diesem Glanzeder verhaftet haben und wieder freilassen mussten, hat dir die Annie ja vielleicht erzählt«, fuhr Franz schnell fort.
»Nein, hat sie nicht. Ich habe seit gestern nicht mehr mit ihr gesprochen. Schließlich habe ich ja hier nebenbei auch noch einen Urlaub zu verbringen.« Max’ Miene hellte sich kurz auf, als er an die Nacht mit Johanna zurückdachte.
»Egal. Auf jeden Fall haben wir sie beschattet. Und stell dir vor, gleich heute früh hat sie uns zu ihrem Bruder geführt. Wollte ihm wohl erzählen, dass wir hinter ihm her wären. Er hatte sich in einem alten, baufälligen Haus am Stadtrand verschanzt. Wir haben ihn halb erfroren da rausgezogen. Zur Gegenwehr war er gar nicht mehr in der Lage. Na, was sagst du?«
»Ja, super. Gratuliere, Franzi. Und wer war das mit deinem Kopf? Auch der Glanzeder?« Max versuchte, seine Zehen zu bewegen, damit sie ihm in den engen Skischuhen während des Stehens nicht noch mehr einschliefen, als sie es sowieso jedes Mal taten.
»Logisch, Max. Und zugegeben hat er es auch schon. Soll der Richter entscheiden, was er ihm dafür aufbrummt. Ich mach mir an so einem windigen Zigarettenbürscherl doch nicht die Hände schmutzig.«
»Da hast du auch wieder recht, Franzi. Dann ist jetzt alles in Ordnung?«
»Alles in Ordnung, Max. Die Gerechtigkeit hat wieder mal gesiegt.«
»Das klingt ja bestens, Franzi. Dann wäre meine schwere Detektivarbeit hier oben also endlich endgültig und für immer beendet.« Die Sache mit der Erpressung hat Fridolin natürlich unter den Tisch fallen lassen, dachte er. Egal. Würde ihm sowieso nur schwer zu beweisen sein, jetzt, wo Anneliese ihr Geld wiederhatte.
»Davon kannst du ausgehen«, erwiderte Franz. »Es sei denn, deine Auftraggeberin Anneliese will, dass du nun Sabines Freundinnen bespitzelst.
Könnte ja sein, dass die den Kontakt zu Fridolin Glanzeder hergestellt haben. Und über alles Bescheid wussten. Und dann würden sie in der ganzen Sache mit drinstecken.«
»Glaube mir, Franzi. Das Einzige, über das die beiden Bescheid wissen, ist, wie man sich schminkt, anzieht und Party macht. Mit mehr belasten die ihre hübschen Köpfchen gar nicht.« Max schüttelte grinsend den Kopf, als er an die unglaubliche Begegnung mit ihnen auf dem Hausfasching zurückdachte.
»Na dann. Ski heil, Herr Pensionist. Wann sieht man sich bei Monika wieder? Schließlich schuldest du mir ein paar schöne Getränke.«
»Aller Wahrscheinlichkeit nach am Montag. Falls mir vorher nicht selbst noch etwas passiert. Hier geht es ja zu wie bei den Hottentotten. Was die Kriminalität betrifft, meine ich.«
»Alles klar, Max. Viel Spaß noch. Servus.«
»Servus, Franzi.« Max verstaute sein Handy wieder in der Innentasche seines Anoraks. Dann suchte er sich ein schönes leeres Stück Piste aus und fuhr mit kurzen Schwüngen direkt in der Falllinie hinunter.
Um zehn vor zwölf schwang er flott ins Tal hinunter, um auf jeden Fall pünktlich im ›Lustigen Wirt‹ zu sein. Einigermaßen pünktlich, wenigstens. Johanna würde sicher auf ihn warten, auch wenn er etwas später kam. Sie wusste ja, wie verrückt er nach seinem Hobby war.
Sein R4 war ausnahmsweise sogar ohne Johanna an Bord angesprungen. Wahrscheinlich hatte er geahnt, dass Max auf dem Weg zu ihr war. Kurz nach zwölf durchschritt er den Windfang vor der Gaststube des gemütlichen Wirtshauses. Er blickte suchend umher. Johanna sah er nicht. Dafür entdeckte er einen kleinen freien Tisch für zwei und strebte zügig darauf zu, bevor er ihm noch von einem anderen hungrigen Mittagsgast weggeschnappt wurde. Er setzte sich so, dass er die Wand im Rücken und die Eingangstür im Blick hatte. Sie ist bestimmt gleich da. Wahrscheinlich probiert sie noch das ein oder andere Kleidungsstück. So hat eben jeder seine ganz persönliche Leidenschaft. Männer den Sport und Frauen das Einkaufen. Na ja, ganz so krass ist es auch wieder nicht. Natürlich treiben genug Frauen auch Sport. Und Männer, die gerne
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