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Alpenkasper

Titel: Alpenkasper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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zockt lieber. Bist du verheiratet?« Jakob schüttelte den Kopf und Tanja fuhr fort: »Dann liegt das in der Familie. – Heinz Horst war ein couragierter Rentner. Er war auch in seinem Berufsleben couragiert, aber nach seiner Pensionierung hat er seine Courage zum Lebensmittelpunkt gemacht, zumindest nachdem seine Frau gestorben war.«
    »Ja, der hat sich hingestellt gegen die braune Nazibrut«, trug Jakob bei. »Der war ein Vorbild.«
    »Leider war er ein Vorbild, das ist ihm jetzt zum Verhängnis geworden. Den haben ein paar Jungs abgepasst, als er zu seinem Schrebergarten geradelt ist, da haben die ihn runtergezogen vom Sattel und ihn an ihrem Schlagring lecken lassen.«
    »Wie geht es ihm?«, fragte Jakob.
    »Er ist wieder auf den Beinen und redet wieder, aber man versteht ihn schlechter als vorher. Immerhin ist seine Courage nicht gebrochen. Da muss er weiter aufpassen. Wieso willst du das wissen?«
    »Ich suche nach Birne.«
    »Tu mir den Gefallen und versuch nicht unsere Arbeit zu machen. Heinz Horst hat sich da in etwas reingeritten, aus dem er lebend wahrscheinlich nicht herauskommt. Wir sehen dieser Sache mit großer Besorgnis zu, aber es ist alles noch zu diffus, um ernsthaft eingreifen zu können. Die organisieren sich besser als früher.«
    »Die Rechten?«
    »Die Radikalen. Da bilden sich mafiöse Strukturen. Halt dich da fern, das könnte dich deinen Kopf kosten.«
    »Muss ich mir Sorgen machen?«
    »Um Birne? Ich würde jetzt gern nein sagen.«
    Sie streckte ihm eine Visitenkarte über den Tisch. Als er sie greifen wollte, nahm sie sie noch einmal, um eine Telefonnummer draufzuschreiben. »Das ist die private und die Handy. Du bekommst von mir alles, was dir hilft. Wenn du weiter hier vor läufst, am Bahnhof vorbei unter der Unterführung durch, kommt links das Rosenau-Stüberl. Da hat er sich manchmal besoffen, wenn er sich eingebildet hat, dass er sich bestrafen müsse für irgendein Versagen.«
    »Danke.«
    »Und lass uns unsere Arbeit machen. Ich misch mich auch nicht in dein Geschäft ein. Und selbst wenn ich es machen würde, käme keiner, um mir die Finger abzuschneiden.«

Westheim
    Katharina fand die Idee gut, Heinz Horst aufzusuchen und zu befragen, wirkte aber am Telefon seltsam abgelenkt und erlaubte Jakob, allein loszustechen.
    Jakob radelte nach Westheim, das liegt vor den Grenzen der Stadt, zwar einwandfrei per Zug zu erreichen, aber nur für die, die das Geld hatten. Jakob hatte sein Handy in der Hosentasche und wartete bei jedem Treten auf ein Vibrieren, das den Anruf irgendeiner Redaktion dieser Welt bedeutete. Jedes Wort, das getippt und bezahlt war, erlaubte weiteres Überleben um Sekunden.
    Heinz Horsts Adresse kam aus dem Internet. Der Vorgarten des weißen Hauses verbuschte und ersehnte eine gärtnernde Hand. Für ein paar Euro kann man hier aufräumen. Jakob hatte sich telefonisch nicht angekündigt und erwartete, dass der alte Mann ihm nur vorsichtig begegnen würde. Er täuschte sich. Kurz nach seinem Klingeln, stand der Alte im Hauspyjama vor ihm.
    »Sie wünschen?«
    »Sind Sie Heinz Horst?«
    »Bin ich, junger Mann. Und mit wem habe ich es zu tun?« Man verstand ihn nicht gut, weil irgendwas in seinem Kiefer noch nicht an seinen ursprünglichen Platz zurück gewachsen war.
    »Der Name allein wird Ihnen nichts sagen. Ich bin der Bruder von Birne.«
    »Der Polizist Birne? Das ist ein feiner Kerl. Haben Sie ihn gefunden?«
    »Im Gegenteil. Ich bin noch auf der Suche.«
    Der Alte erlaubte ihm einzutreten, ohne dass Jakob sich ausweisen musste. Er drehte ihm den Rücken zu und bat ihn, ihm zu folgen. Jakob schloss die Tür. Das Haus war voller antiker Mobilien, in Ordnung gehalten, möglicherweise von einer Haushälterin. Im ersten Stock im Wohnzimmer kamen sie zum Sitzen. Ein Bild vom Bischof hing neben der Mutter Gottes und Jungfrau Maria, und das hing neben einem Kruzifix, an dem der Heiland die Größe eines Neugeborenen besaß.
    »Ist antik«, klärte der Hausherr auf. »Ist eine Menge wert. Beten Sie?«
    »Wie?«
    »Sind Sie gläubig?«
    »Schon.«
    »Gut. Die schlechteste christliche Welt ist immer noch besser als die beste nichtchristliche. Wissen Sie, von wem das Zitat ist?«
    »Natürlich.«
    »Ich habe mein Berufsleben lang viel mit Menschen zu tun gehabt, allen möglichen Menschen. Der Birne ist ein Verlust für die Justiz«, jammerte Heinz Horst.
    »Meinen Sie, es gibt keine Hoffnung?«
    »Hoffnung gibt es immer; der Birne hat sich auch mit der rechten Mafia

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