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Alpenlust

Alpenlust

Titel: Alpenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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seinem grauen Mantel. Gerade als er die kleine Gruppe erreicht hatte und sich nur noch aufrichten musste, um den ersten Satz an Tanja zu richten, bog um die Ecke einer Hecke ein Fahrradfahrer, er war flott unterwegs und konnte sie nicht gesehen haben, er radelte offensichtlich eine Abkürzung seines Weges und nur mit Mühe gelang es ihm, nicht mit dem Großen im Mantel zu kollidieren. Der war unerwartet blitzschnell und streckte seinen Arm nach dem Radler aus, der diesen zunächst zum Stehen und daraufhin gleich zu Fall brachte.
    Er fiel, während der Große sagte: »Moment, Freundchen. Moment, das ist ein Friedhof, kein Radfahrschnellweg .«
    Der Radfahrer war ein jugendlicher Mensch, der prompt wieder auf den Beinen war und sich nichts gefallen lassen wollte, am wenigsten einen Sturz, bei dem sein gewiss nicht billiges Mountainbike einen Schaden abbekommen könnte. Ohne ein weiteres Wort haute er mit einer breiten Faust dem Vormittagsbiertrinker eine ins Gesicht.
    Der Angegriffene sah sich einwandfrei im Recht und griff nach dem Angreifer in der Absicht, diesen zu würgen, was ihm auch wenige Sekundenbruchteile gelang. Dann hatte der sich frei gewunden und benutzte neben seinen Händen nun auch seine Beine, um sich zu wehren, und wäre seinem Gegner, selbst wenn der nichts getrunken hätte, immer noch überlegen gewesen.
    Tanjas Kavalier konnte seinen Kameraden nicht im Stich lassen und griff offensichtlich schweren Herzens in die Auseinandersetzung ein, und zwar von hinten. Das half beiden nicht, das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden, es schien vielmehr so, dass der Vom-Rad-Geholte irgendwann einmal in seinem Leben irgendeinen Kampfsport trainiert hatte, so wie der sich bewegte und austeilte.
    Es entstand Chaos und ein Gewühl aus Menschen, das zum einen die anderen Biertrinker anlockte und zum anderen Tanja nutzte, zu verschwinden. Birne blickte ihr nach, sah, wie sie ihm zulächelte, wusste kurz nichts damit anzufangen und deutete es schließlich als eine Aufforderung, dem Treiben in seiner Funktion als Polizist ein Ende zu setzen.
    Er warf sich ins Gemenge und vergaß in der Aufregung, sich gleich als Polizist zu erkennen zu geben, wodurch er sich ein paar Schläge einhandelte. Ein blaues Auge war die Folge. Er fluchte und schrie und holte aus seiner Gesäßtasche seinen Geldbeutel; beim Öffnen verlor er seine Kunden- und Kreditkarten, die er im Leben noch nie gebraucht hatte, die ihm aber schon den zweiten Geldbeutel innerhalb eines halben Jahres ruinierten. Er bekam seine Dienstmarke zu greifen und brachte damit die Meute ein wenig zur Besinnung.
    »Ruhe, verdammt noch eins, Ruhe!«, schrie er. »Polizei.«
    Die Schläger schauten ertappt betreten zu Boden wie Schulbuben, erkannten erst jetzt, dass Tanja nicht mehr da war, dass sie also alle Verlierer waren.
    »Ich nehme nun eure Personalien auf, holt eure Ausweise heraus, keiner geht davon, bevor ich den Namen nicht notiert habe. Ist das verstanden?«
    »Müssen wir auch bleiben?«, fragte einer hinter ihm, der sich erst später genähert hatte und keinen Schlag hatte machen können.
    »Sie müssen mir Ihre Personalien nur da lassen, wenn ich Sie als Zeuge benötige. Gehen Sie nicht zu weit weg – bei Bedarf greife ich auf Sie zurück.« Birne sagte das in einer offiziellen Sprache, sein Auge brannte, er sah nicht mehr richtig, konnte also nicht einschätzen, ob es was Ernstes war. Ihre Mission war somit wohl ohne Erfolg vorbei. Hoffentlich war es nichts Ernstes mit seinem Auge.
    Die anderen wichen auf die Bank zurück und beobachteten das Geschehen aus sicherer Entfernung.
    Birne nahm die Daten der drei Beteiligten auf, der Radler hieß ihn mehrmals ein Arschloch und betonte lautstark seine Unschuld, sodass Birne drohen musste, ihn sofort aufs Revier mitzunehmen und insgeheim beschloss, ihm eine Anzeige wegen Beamtenbeleidigung reinzudrücken. Von Tanja war, soweit er das aus dem Augenwinkel beurteilen konnte, nirgends mehr was zu sehen. Sie war wohl wieder zurückgefahren. Oder?

     
    Zu Fuß waren es fünf Minuten zum Supermarkt der letzten Erscheinung Bayers. Birne schaute mal rein, Tanja war eh weg. Er strich durch die Regale, fasste Sonderangebote und Gemüse an, prüfte Waren und Qualität, kam sich dann aber verdächtig auffällig vor und kaufte ein Eis am Stiel, kühlte damit 30 Sekunden sein Auge und aß es in der Straßenbahn. Er hatte sich eine Belohnung verdient.

8. Wache
    »Brav gemacht, Birne«, lobte Trimalchio und wirkte wirklich

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