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Alpenlust

Alpenlust

Titel: Alpenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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Angst.«
    »Was ist jetzt?«
    »Geht.«
    »Was der mit dir machen könnte.«
    »Was wär das schon, was ich nicht oft erleben muss?«
    »Anscheinend macht es dir nichts aus.«
    »Es ist einfacher als vieles andere. Täusch dich da nicht. Es gibt Menschen, die gehen in ein Kloster und finden das super. Das kannst du dir auch nicht vorstellen, oder?«
    »Ach, wieso nicht?«
    »Quatschkopf.« Sie grinste ihn an. Birne war sich sicher, in sie verliebt zu sein. Er wollte ihr irgendetwas bedeuten, das wollte er noch mehr als hier rauszukommen.
    »Gab es denn nie jemanden in deinem Leben, der dir wichtig war?«, fragte er.
    »Doch, klar, eine Menge Leute sogar, aber im Nachhinein alles Arschlöcher.«
    »Kann nicht sein. Wenn einer merkt, dass du ihn richtig magst, dass du dich auf ihn verlässt, kann ich mir nicht vorstellen, dass er dich reinlegen will.«
    Sie sagte nichts und dann doch etwas verächtlich: »Reinlegen.«
    »Ich liebe dich.« Sie hörte das nicht. Sie erstarrte. Birne hatte Angst, ihr etwas Falsches gestanden zu haben.
    »Hör zu«, sagte sie. »Da war mal einer. Also, nicht dass du denkst: Ich bin normal aufgewachsen, normale Familie, nicht weit von hier. Normal zur Schule, nichts Traumatisches. Wir hatten einen in der Klasse, der war eigen, der kam nicht mit, wenn wir loszogen, um uns die Nächte um die Ohren zu schlagen, der las daheim ein Buch oder lernte eine Sprache, egal, er war nicht dabei. Aber er war nicht komisch, sah auch nicht so aus, man konnte mit ihm reden. Er war allein in unserer Klasse, aber nicht einsam. Ich mochte ihn, er sah gut aus. Und jetzt lach, aber ich war zu schüchtern, mit ihm zu gehen. Ich war cool und cool waren die Typen, mit denen wir uns rumtrieben, mit denen wir an den Straßenecken saßen, Bier tranken und Zigaretten rauchten. Alles cool. Die Schule ging vorbei, wir wurden vernünftig, wir fühlten uns bereit für die Zukunft. Ich träumte ein bisschen, nicht zu sehr, ich wollte das in Angriff nehmen, meine Zukunft aufbauen. Ich konnte das schaffen, das wusste ich, ich musste mich von nichts überraschen lassen. Die Meike, das war die Freundin, die ich hatte, mit der fuhr ich viel herum, ich hab dir das erzählt. Wir wollten alles sehen von der Welt, damit uns später kein Fernweh an irgendetwas hinderte. Wir waren unterwegs, ein Jahr sicher. Wir haben viel erlebt und waren froh, wieder in die Heimat zu kommen. Sie hatte vor zu studieren, für mich war es das Letzte. Ich wollte Geld. Ich wollte nicht mehr abhängig sein, ich wollte selbst was haben, niemanden mehr bitten. Ich wollte arbeiten. Ich ging weg von hier. Nach Stuttgart, in die Nähe. Eine Banklehre, ich war vernünftig, ich wollte das durchziehen. Aber die Arbeit war die Hölle, die Menschen um mich. Ich machte das nur, damit ich das danach durchziehen konnte: mein Leben. Ausgehen, viel austesten, alles ganz okay finden, aber auf den Kick warten. Dann sah ich ihn wieder. Auf der Straße beim Vorbeigehen, er sah mich nicht, ich rief seinen Namen – Simon – er reagierte nicht, ich war sicher, dass er es war, lief ihm nach, berührte seine Schulter, hatte kurz Angst, mich getäuscht zu haben – doch er war’s. Er erkannte mich, freute sich aber nicht, nickte. Hallo. Wusste sichtlich nichts zu sagen und wollte weiter. Ich redete vom Zufall, einander zu treffen in der fremden Stadt, lange nichts mehr voneinander gehört zu haben, fragte, was ihn hierher trieb. Mühsam ließ er sich von mir überreden, mich auf einen Kaffee zu treffen. Gleich war gar nichts möglich, wir mussten uns verabreden. Schwierig, schwierig. Ich fragte mich nach dem Auseinandergehen, wie wichtig es mir war, ihn wiederzusehen. Warum ich so wild darauf war, alte Bekanntschaften und Gesichter im neuen Leben zu sehen.«
    »Kann das gut verstehen«, sagte Birne.
    »Wir hatten uns nichts zu sagen. Er studierte irgendeinen FH-Scheiß. Ihm war es lästig, mich zu treffen, irgendwann entdeckte er meinen Busen und fand den ganz in Ordnung. Ich fragte ihn, ob er eine Freundin habe, er sagte ausweichend was von mal hier, mal da, verneinte aber schließlich. Er wollte mich besitzen, fand das gut, dass ich mich so an ihn ranschmiss, damit hatte er nicht gerechnet in dieser Stadt of no Abenteuer, jetzt war ich gut für ihn. Ich erfand eine Geschichte von einem Freund, der gerade in Amerika war, mit dem ich mich verlobt hatte. Ich erzählte ihm eine Geschichte von der großen Liebe und sah mit Vergnügen, dass er aufgab.«
    »War dann noch

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