Alpha: Thriller (German Edition)
Sehkraft jetzt vollständig versagte. Bald würde sie nichts mehr sehen können, und sie wusste, dass sie dann rasch das Bewusstsein verlieren, womöglich sogar sterben würde.
Von den Rändern ihres Blickfelds her wurde ihr schwarz vor Augen, und sie wusste, dass es bald zu spät sein würde; doch dann fühlte sie, wie der Wagen abbremste; nach und nach, doch sie spürte die verringerte Geschwindigkeit. Und als der Wagen langsamer fuhr, kehrten auch ihre Sinne zurück. Zuerst wich die Schwärze zurück, dann weitete sich der Tunnel vor ihr, und schließlich waren die Farben wieder da, und ihre Wahrnehmungsfähigkeit kehrte vollständig zurück, während der Wagen weiter bremste, bis er zum Stehen kam.
Erneut überrollte die Übelkeit sie wie eine Welle. Ihr drehte sich der Kopf, und sie griff nach dem Rand des Wagens, um sich zu stützen. Aber dann spürte sie eine Hand auf ihrem Arm, drehte sich um und erblickte Adams, der sie aus blutunterlaufenen Augen ansah.
»Komm«, sagte er matt und zog sie am Arm. »Lass uns gehen.«
Colonel Briscoe Caines stand vor den Hauptmonitoren in der Zentrale der Security, einem großen Backsteingebäude, das neben dem neuen Hauptquartier der Basis lag, exakt in der Mitte einer Vielzahl weiterer Gebäude, die sich über Area 51 verteilten.
Caines hatte das Oberkommando über die Sicherheit auf der Basis; eine Aufgabe, der er mit rücksichtsloser Hingabe nachkam. Er war Major in den US Special Forces gewesen, bevor er zum Militärgeheimdienst gegangen war, wo er zum Colonel aufgestiegen und dann zur Area 51 gewechselt war.
Obwohl seine Versetzung von der US-Armee in Zusammenarbeit mit der CIA vorgenommen worden war, hatte ihn in Wahrheit sein alter Freund Stephen Jacobs berufen, und er machte sich keine Illusionen darüber, wer in Wahrheit verantwortlich für die Sicherheit auf der Basis war: Commander Eldridge und seine Alpha-Brigade. Eldridge und seine Kumpane waren jedoch kürzlich nach Genf abgezogen worden, sodass Caines diese Schweinerei jetzt allein in Ordnung bringen konnte.
Er war vor zehn Minuten geweckt worden, als der Notruf eingegangen war; der Wachoffizier war in heller Panik gewesen. In seinem Einzelzimmer im Schlafquartier, das sich im hinteren Teil der Security-Zentrale befand, hatte er die Beine aus dem Bett geschwungen und sich angezogen, während er den Bericht anhörte.
In der Wachstube auf Ebene 34 war ein Notsignal von Professor Travers aus Labor 8 eingegangen, das zwei Ebenen tiefer lag. Offenbar hatten die beiden Gefangenen, die kürzlich auf die Basis gebracht worden waren, ihre beiden Wachposten und zwei der Verhörspezialisten überwältigt und Dr. Steinberg überzeugt, ihnen bei der Flucht zu helfen. Als Caines das hörte, hatte er verächtlich geschnaubt – was für eine Chance hatten sie schon?
Doch dann wurde offensichtlich, dass sie unterwegs zum Roosevelt-Ausgang waren, und mit einem Mal wurde diese Möglichkeit um einiges realer. Er befahl einer Abteilung Männer, die Flüchtigen in den ausgedehnten Gängen von Ebene 36 aufzuspüren. Das gesamte übrige Sicherheitspersonal der Basis sollte sich bereithalten. Dann verließ er im Laufschritt das Schlafquartier der Offiziere und erreichte die Sicherheitszentrale in Rekordzeit.
Als er dort eintraf, war allerdings noch mehr schiefgelaufen. Steinberg war zwar getötet worden, aber Adams und Edwards hatten den Fluchttunnel erreicht und waren in dem magnetoelektrischen Wagen in Richtung Ausgang verschwunden.
»Zur Groom Lake Road!«, schrie er in das Mundstück seines Funkgeräts. Jetzt schlich sich die Panik auch in seine Stimme. »Alle Einheiten!«
23
Adams hob Lynn aus dem Wagen und wies nach oben. Die Schienen endeten ein, zwei Meter vor dem Endpunkt des Tunnels, der scharf nach oben abbog und eine Art kurzen, senkrechten Schacht bildete. An die Wand war eine Leiter geschraubt und führte durch den dunklen Gang zu etwas hinauf, das wie die Luke eines U-Boots aussah.
Er stieg die Leiter hoch, und Lynn folgte ihm sofort. Nur eine Sekunde lang wandte sie sich um und sah in den langen Tunnel, um sich zu vergewissern, dass sie noch allein waren.
Ihr Kopf hatte sich von dem Schock durch die Beschleunigung des Wagens erholt, und die Übelkeit war inzwischen fast verschwunden. Ein wenig flau im Magen war ihr noch, doch das lag daran, dass sie ihre Flucht aus der sichersten Militärbasis der Welt noch nicht geschafft hatten. Nicht nur, dass eine Gruppe ausgebildeter Killer ihnen unmittelbar auf
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