Alpha: Thriller (German Edition)
der Beste, und ich habe versagt. Ich habe jämmerlich versagt, und sie sind alle gestorben, weil ich nicht schnell genug war, nicht gut genug.
Danach habe ich versucht, weiterzuarbeiten, aber ziemlich bald begannen die Albträume. Sie wurden immer schlimmer, regelrechte Horrorszenarien, und ziemlich bald hatte ich Angst vor dem Einschlafen. Nach einer Weile war ich vollkommen arbeitsunfähig. Ich war erledigt. Schließlich ließen sie mich gehen, und ich bin ins Reservat zurückgekehrt, wo ich mich seitdem mühsam über Wasser halte.« Adams hielt Lynns Hände und sah in ihre tiefen, wie Opal schimmernden Augen. »Du glaubst es vielleicht nicht, aber du hast meinem Leben wieder einen Sinn gegeben«, erklärte er endlich. »Danke.«
Lynns Herz tat einen Sprung. Sie hatte ihn in Lebensgefahr gebracht, und er dankte ihr? Auch ihr begannen die Tränen über die Wangen zu rinnen, und ihr wurde etwas klar, das sie sich nicht hatte eingestehen wollen. Sie liebte ihn immer noch, und sie war sich sicher, dass er sie ebenfalls noch liebte.
Immer noch lagen sie nackt und eng umschlungen beieinander. Adams wischte ihr die Tränen weg, und dann rückte sein Kopf noch näher an sie heran, und sein Mund streifte über ihre Lippen. Zuerst küsste er sie forschend und wartete ab, was sie tun würde; und dann reagierte sie auf ihn, presste sich an ihn und erwiderte seinen Kuss mit unerwarteter Leidenschaft.
Beide waren erleichtert darüber, dass ihr Begehren auf Gegenseitigkeit beruhte. Lynn und Adams ließen sich gehen und bewegten sich in perfekter Harmonie. Stress und Adrenalin, die sich in den letzten paar Tagen angestaut und sie erfüllt hatten, verwandelten sich in frenetische, fieberhafte Leidenschaft, und ihre Körper fielen in einen Rhythmus, den sie lange vergessen geglaubt hatten, bis Lynn schließlich das Gesicht an Adams’ Hals vergrub und beide spürten, wie die Spannung in einem Strom köstlicher, wunderbarer Erleichterung aus ihnen hinausfloss.
20
Zwei Tage später erreichten Adams und Lynn endlich die kleine Stadt Nazca.
In der zweiten Nacht hatten sie den größten Teil des Wegs nach Arequipa zu Fuß zurückgelegt. Über Tag hatten sie sich wieder verstecken müssen und waren endlich in der darauffolgenden Nacht angekommen. Es dauerte nicht lange, die Weiterfahrt nach Nazca zu organisieren – sie waren einfach durch die Stadt gegangen, bis sie zur Nationalstraße 1 nach Norden kamen, und dann getrampt.
Der Fahrer des großen LKWs, der auf dem Weg nach Lima war, hatte sie in aller Morgenfrühe in der kleinen, staubigen Stadt abgesetzt. Die Stadt selbst war reizlos und bestand aus schachbrettförmig angelegten Straßen mit ebenerdigen Häusern und Läden. Dieser Teil der wüstenhaften Pampa lag im Schatten der hohen Berge, die sich dahinter erhoben.
Die Stadt selbst war nichts Besonderes, aber Lynn drückte Adams fest die Hand, während sie zusahen, wie die Sonne langsam und majestätisch über den fernen, schneebedeckten Gipfeln aufging und sich ihr gedämpfter rosaroter Schein warm durch das Tal ergoss.
Lange, wunderbare Minuten schauten sie gemeinsam, Hand in Hand, schweigend zu und vergaßen für einige Zeit über der Bewunderung der majestätischen Schönheit der Natur alle Sorgen.
Als die Sonne schließlich über die Berggipfel stieg, wandte Adams sich Lynn zu. »Und wo finden wir nun diesen Baranelli?«, fragte er sie.
»Hundertprozentig sicher bin ich mir nicht«, gestand Lynn verlegen, »aber ich glaube, ich habe eine gute Idee.«
Das Hotel Nazca Lines in der Straße Jiron Bolognesi lag nur fünf Minuten von den berühmten Nazca-Linien entfernt, was seine Beliebtheit bei Touristen, Astronomen, Forschern und Verschwörungstheoretikern erklärte.
Die Linien waren zuerst 1939 bemerkt worden, als ein amerikanischer Wissenschaftler namens Paul Kosok in einem kleinen Flugzeug die trockene Küstenlandschaft überflogen hatte. Bis dahin hatte man die Linien für Teile eines Bewässerungssystems gehalten, doch Kosok, der Bewässerungsexperte war, schloss diese Erklärung rasch aus.
Sein Flug fiel zufällig mit der Sommersonnenwende zusammen, und er entdeckte bald, dass eine Linie genau zu dem Punkt zeigte, an dem die Sonne unterging, und parallel zu denen einer riesigen Vogelzeichnung im Wüstensand verlief, was ihn dazu bewog, die Gegend das »größte Astronomiebuch der Welt« zu nennen.
Auf Kosok folgte eine junge deutsche Mathematikerin namens Maria Reiche, die die Gegend während der nächsten
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