Alpha: Thriller (German Edition)
überproportional hoher Anteil von Gästen dieser Treffen irgendwann unglückliche ›Unfälle‹ – Autounfälle, Herzinfarkte, oder sie rutschen in der Dusche aus und brechen sich den Hals. Alles, was man sich vorstellen kann.«
»Und was glauben Sie, was da vorgeht?«, fragte Lynn.
»Eine mögliche Erklärung wäre«, schaltete sich Adams ein, »dass gelegentlich einer von ihnen das Angebot ablehnt. Und nachdem diese Personen jetzt wissen, worin es besteht, bringt die Gruppe sie zum Schweigen, um dafür zu sorgen, dass ihr wahres Vorhaben nie an die Öffentlichkeit gelangt.«
Ayita nickte langsam. »Genau das denken wir auch, Matt«, sagte er. »Es bleibt also die Frage, wofür sie anwerben. Auf jeden Fall sind sie dafür zu töten bereit. Und ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, dass es irgendwie mit unseren Problemen zu tun hat.«
»Aber wie?«, fragte Adams verwirrt.
»Wir untersuchen die Sache noch, aber dank Kern sind unsere Möglichkeiten inzwischen beschränkt.«
Adams und Lynn sahen einander an und dachten angestrengt nach. Gab es noch etwas; irgendetwas, das ihnen vielleicht entgangen war?
»Der Helikopter«, sagte Lynn plötzlich und blickte auf. »Ich habe selbst versucht, Informationen über die Flüge zu finden, aber ich konnte keinen Zugang dazu bekommen. In Antarktika waren es zwei Militärhubschrauber, Chinooks, glaube ich. Sie hatten Seriennummern an den Heckrotoren.« Sie überlegte kurz und nannte dann die Nummern; froh darüber, dass ihr wissenschaftlicher Verstand und ihr Detailgedächtnis noch funktionierten.
Stephenfield nickte. »Sie könnten gefälscht gewesen sein, aber diese Leute haben damit gerechnet, dass die Passagiere an Bord Ihres Hubschraubers sterben würden. Daher ist es möglich, dass die Nummern echt waren. Wir prüfen das nach.«
Adams sah Stephenfield an und dann alle seine alten und neuen Kameraden, bis sein Blick bei John Ayita anhielt. »Danke«, sagte er zutiefst aufrichtig.
Ayita machte eine wegwerfende Handbewegung. »Es ist unsere Pflicht, den Tod unseres Bruders Takanawee zu rächen«, erklärte er feierlich. »Und wenn dabei eine vierzigtausend Jahre alte Leiche und die größte Verschwörung der Welt eine Rolle spielen, dann ist das ein Abenteuer, das keiner von uns missen wollte.«
3
Santa Rosa ist eine winzige Ortschaft in Pima, Arizona. Dort leben weniger als vierhundertfünfzig Menschen in einem Gebiet von knapp sechs Quadratmeilen, und über fünfzig Prozent der Bevölkerung existiert unterhalb der Armutsgrenze. Durch seine Lage mitten im Territorium der Tohono O’odham war es sicher – Außenseiter waren nicht willkommen und sehr leicht zu entdecken.
Das winzige Holzhaus, in dem Adams und Lynn untergekommen waren, gehörte zu den wenigen unbewohnten Häusern der Stadt, und Ayita hatte dafür gesorgt, dass sie einstweilen dort bleiben konnten. Die Gruppe stellte ihnen einen Pick-up zur Verfügung, falls sie nach Phoenix fahren mussten, um die Laborergebnisse abzuholen, oder aus einem anderen Grund eilig aufbrechen mussten. Es hieß, Stephenfield würde sie in vierundzwanzig Stunden aufsuchen und ihnen die neuesten Ergebnisse ihrer Untersuchung mitteilen. Da man Telefonen und anderen Formen der elektronischen Kommunikation nicht mehr trauen konnte, hatten sie entschieden, dass persönliche Treffen die einzige Lösung waren.
Adams sah aus dem schmutzigen Wohnzimmerfenster und spürte, wie die Erinnerungen zurückkehrten. Im Lauf der Jahre, die er für die Schattenwölfe gearbeitet hatte, hatte er viele Tage in Santa Rosa – das bei den O’odham Kaij Mek hieß – verbracht, Spuren verfolgt, mit den Stadtbewohnern geredet und an der großen Fernstraße, der Indian Route 29, Fährten gelesen.
Nicht weit von hier, nur ein Stück von der Indian Route 15 entfernt, hatte er vor vielen Jahren den Truck gefunden. Und die Leichen.
Rasch wandte er sich ab, ging in Richtung Küche und sah Lynn schlafend auf dem Sofa liegen. Sie hatte über Übelkeit geklagt, und Adams hatte sie auf die Couch gelegt, wo sie sofort tief und fest eingeschlummert war.
Er bewunderte ihre Schönheit, die auch im Schlaf sichtbar war; den festen und doch weichen Umriss ihrer Wangen, die geschwungenen Augenbrauen und die Art, wie ihr Haar über ihre Stirn fiel. Sie hatte die Arme um den Körper geschlungen und die Knie bis an die Brust hochgezogen.
Adams durchquerte den Raum, nahm seine Jacke, die er über einen Sessel auf der anderen Seite geworfen hatte, und deckte
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