Alpha: Thriller (German Edition)
du uns erzählst, warum.«
Adams beriet sich nicht mit Lynn, bevor er begann; er wusste, dass sie Verständnis dafür haben würde. Ein weiterer Mann hatte wegen Lynns Fund sein Leben verloren, und sie waren es seinen Freunden schuldig, ihnen die Wahrheit zu sagen.
Adams begann mit Lynns Forschungsexpedition in die Antarktis und schilderte alles, was sie seitdem durchgemacht hatten, ohne etwas auszulassen. Es machte Adams nichts aus, dass die Männer, an die er diese Informationen weitergab, für dieselbe US-Regierung arbeiteten, die möglicherweise hinter dem Ganzen steckte. Stammesbindungen würden immer schwerer wiegen als die Loyalität zur Regierung.
Als er zu Ende gesprochen hatte, schüttelte Ayita langsam und ungläubig das mächtige Haupt. »Unglaublich«, sagte er schließlich. »Einfach unglaublich. Dann ist diese Entdeckung der Grund für Marks Tod?«
Beschämt nickte Adams. »Ja. Er ist tot, weil ich ihn um Hilfe gebeten habe.«
»Und jetzt kommst du zu uns, um uns um Unterstützung zu bitten?«
Adams hielt inne. Ihm war nie der Gedanke gekommen, dass er seine alten Freunde vielleicht in Gefahr brachte, aber jetzt spürte er, wie die Schuldgefühle ihn erneut heiß und unerbittlich überliefen.
»Bitte verzeiht mir«, stotterte er. »Ich …«
Ayita hielt die Hand hoch. »Keine Sorge, Bruder«, sagte er. »Ein mächtiger Feind hat uns Mark Takanawee entrissen, und wir werden nicht ruhen, bis wir ihn gerächt haben.«
Adams wurde es warm ums Herz, und Hoffnung stieg in ihm auf. »Aber habt ihr denn alle so viel Zeit?«, erkundigte er sich.
Ayita nickte. »Ich fürchte, ja«, gab er zurück. »Seit wir Marks Leichnam untersucht haben, hat das Heimatschutzministerium die Auflösung der Schattenwölfe verfügt. Wir sollen zu unseren Stämmen zurückkehren und auseinandergehen. Es würde mich nicht verwundern, wenn einigen von uns in den kommenden Monaten unerwartete ›Unfälle‹ zustoßen.«
»Aber wer sind diese Leute, dass sie eine Einheit wie die Schattenwölfe auflösen können? Sie untersteht schließlich dem Heimatschutzministerium, verdammt!« Lynn hatte zum ersten Mal das Wort ergriffen, und alle im Zelt sahen sie an.
Ayita wandte sich an einen Mann, der auf der anderen Seite der Feuergrube saß und durch den heißen Dunst sah. »Samuel?«, forderte er ihn auf.
Samuel »Two Horses« Stephenfield war der Nachrichtenoffizier der Gruppe. »Wir haben natürlich bereits erste Untersuchungen eingeleitet«, begann er und sah, wie Adams’ und Lynns Mienen interessiert aufleuchteten. »Habt ihr schon einmal von der Bilderberg-Gruppe gehört?«
Lynn antwortete zuerst und versuchte dabei angestrengt, die erstickende Hitze und Feuchtigkeit zu ignorieren, die aus der Feuergrube aufstiegen. »Ist das nicht einfach ein Haufen Politiker und Medienpersönlichkeiten, die sich einmal jährlich treffen, um Ideen und Telefonnummern auszutauschen? So etwas wie eine inoffizielle Network-Gruppe für große Tiere aus aller Welt?« Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn, die Sekunden später schon wieder feucht war. »Ich glaube, sogar Sam Atkinson hat vor ein paar Jahren eines ihrer Treffen besucht, und …«
Sie unterbrach sich abrupt, als ihr aufging, was das zu bedeuten hatte. Atkinson war der Chef der NASA, und er war der Erste gewesen, dem sie von dem Fund des Körpers berichtet hatte.
»Vielleicht solltest du uns erzählen, was du weißt«, sagte Adams zu Stephenfield.
Der Nachrichtenoffizier nickte. »Bis zu einem gewissen Grad hat Lynn recht«, begann er. »Das erste Treffen der Gruppe fand am 19. Mai 1954 im Hotel de Bilderberg in Holland statt – daher der Name. Angeblich waren der Grund dafür Probleme in der Kooperation zwischen Europa und den USA auf einigen äußerst wichtigen Gebieten. Angesichts der sowjetischen Bedrohung hatte man das Gefühl, eine neue Art der Zusammenkunft sei notwendig, ein inoffizieller Rahmen, bei dem man sich keine Gedanken darüber zu machen brauchte, dass Journalisten oder politische Berater über die Inhalte berichten oder sie kommentieren würden. Nach dem Ende des Kalten Krieges fanden die Treffen weiter statt. Auch ohne die Bedrohung durch den Kommunismus hatten die Führer der westlichen Welt sich noch über wichtige Themen Gedanken zu machen – Handel, Arbeitsmarkt, Währungspolitik, Umweltprobleme, Investitionen, Terrorismus und internationale Sicherheit, um nur ein paar zu nennen. Für gewöhnlich nehmen ungefähr einhundertundzwanzig Personen teil,
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