Alphacode Höhenflug
könnte?« erriet Utan.
»Ja«, bestätigte der Alte grimmig.
»Wie war es möglich, daß er verschwinden konnte?« fragte ich sarkastisch. »Ho-Feng war doch absolut sicher, daß er ihn aufspüren würde.«
Reling winkte ab.
»Lassen wir das«, schlug er vor. »Sie wissen genau, daß man einen Menschen, der Telepathie, Suggestion und Telekinese beherrscht, nicht aufhalten kann. Dazu müßte man den gesamten Verkehr lahmlegen – und trotzdem würde er garantiert eine Möglichkeit finden, von einem Kontinent zum anderen zu gelangen.«
Mir fiel auf, daß seine Augen gerötet waren. Tiefe Linien hatten sich in sein markantes Gesicht gegraben.
Nach einer kurzen Pause fuhr Reling fort:
»In den letzten beiden Tagen wurden keinerlei Aktivitäten festgestellt, die auf eine Tätigkeit des Mutanten schließen lassen. Ich habe mit Gorsskij, Ho-Feng und Zeglio konferiert. Sie stimmen mit meiner Ansicht überein, daß Gorongs Entwicklung weit genug fortgeschritten ist und er nun vor die Weltöffentlichkeit treten will.«
»Sie meinen, daß er seinen Machtanspruch vor jedermann darlegen will?« fragte Hannibal bestürzt.
Er hatte Orpheus wieder aus der Tasche gezogen, diesmal jedoch aus Nervosität und nicht etwa, um Reling zu reizen.
»Es wäre logisch«, sagte der GWA-Chef lethargisch. »Ich habe mit PLATO gesprochen und seine Auswertungen vorliegen. Er hat unsere Vermutung mit einem großen Wahrscheinlichkeitsgrad bestätigt.«
»Haben Sie eine Ahnung, in welcher Form er vorgehen wird?« erkundigte ich mich.
Reling ging um seinen Schreibtisch herum und starrte auf die dreidimensionale Bildschirmweltkarte. Auf ihr waren alle Stützpunkte der IAK markiert.
»Er wird versuchen, möglichst viele Menschen gleichzeitig anzusprechen«, überlegte der General. »Wann könnte er das besser tun als bei einer weltweiten Fernsehübertragung?«
Der Alte trat an ein Regal und zog ein zusammengerolltes Plakat hervor. Als er es mit den Händen glättete, sah ich, daß es in deutscher Sprache gedruckt war.
»Am neunundzwanzigsten September findet in Frankfurt das Fußballkontinentenspiel statt«, erwähnte Reling. »Europa gegen Asien.«
»Seit wann interessieren Sie sich für Fußball?« Hannibals Frage klang ironisch.
»Ich bin Golfspieler«, verteidigte sich Reling würdevoll. »Aber dieses Spiel wird über Satellit in alle Länder der Erde übertragen.«
»Sie glauben, daß Gorong sich in diese Übertragung einschalten könnte?«
»PLATO glaubt das«, stellte er richtig. »Und dadurch wird alles viel wahrscheinlicher.«
»Dann muß die Übertragung abgesagt werden, damit ihm keine Gelegenheit zu einer weltweiten Ansprache geboten wird«, warf Hannibal ein.
Ich schüttelte den Kopf.
»O nein! Wir werden ihn reden lassen. Auf diese Weise können wir vielleicht etwas über seine Pläne erfahren.«
Utan kratzte sich am Hinterkopf.
»Die Sache gefällt mir nicht«, meinte er. »Um im Fußballjargon zu bleiben: Das hört sich alles an, als seien wir im Begriff ein Eigentor zu schießen.«
*
Es begann eine fieberhafte Absicherung aller Übertragungsstationen, von der wir allerdings nicht viel mitbekamen, weil man uns nach Europa brachte, wo wir dem Spiel persönlich beiwohnen sollten.
Reling hatte sich bei der IAK offenbar wieder durchsetzen können. Er erreichte, daß zehntausend Zuschauer, mit Antitron-Helmen ausgerüstet, in verschiedenen Blöcken des Stadions untergebracht werden sollten. Natürlich handelte es sich bei diesen Fußballbegeisterten um Angehörige der in der IAK vereinigten Geheimdienste. Mit den Absorberhelmen würden sie gegen die
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