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Alphacode Höhenflug

Alphacode Höhenflug

Titel: Alphacode Höhenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ge­schickt. Die ganz in Weiß ge­klei­de­ten Eu­ro­pä­er hat­ten An­stoß. Von uns aus ge­se­hen spiel­ten sie von links nach rechts.
    »Wol­len Sie, daß ich Sie mit den Spie­lern ver­traut ma­che?« er­kun­dig­te sich Spen­ker höf­lich.
    »Um Him­mels wil­len!« wink­te ich ent­setzt ab. »Ver­scho­nen Sie mich da­mit.«
    »Die Asia­ten spie­len nur mit zwei Sturm­spit­zen«, do­zier­te Spen­ker, der of­fen­bar un­ter al­len Um­stän­den sei­ne Sach­kennt­nis be­wei­sen wol­le. »Da­für ha­ben sie zwei freie Leu­te hin­ten ste­hen und einen di­rek­ten Be­wa­cher für Gunn.«
    Den Na­men Gunn hör­te ich nicht zum ers­ten­mal. Es war nicht der rich­ti­ge Na­me des le­gen­dären Wa­li­sers, son­dern man nann­te ihn so, weil er in sei­nem Ver­ein und in der Aus­wahl­mann­schaft To­re wie vom Fließ­band fa­bri­zier­te.
    Der ro­te Lo­cken­kopf des Hü­nen war nicht zu über­se­hen.
    Ich be­ob­ach­te­te, daß der größ­te asia­ti­sche Ab­wehr­spie­ler ne­ben Gunn her­lief. Die bei­den be­weg­ten sich an­fangs wie syn­chron, aber nach sie­ben Mi­nu­ten lös­te Gunn sich aus die­ser un­ge­woll­ten Um­klam­me­rung und trat einen Ball an die Quer­lat­te, daß das Tor­ge­bälk er­zit­ter­te.
    Die Zu­schau­er ju­bel­ten, wäh­rend ei­ner der asia­ti­schen Ab­wehr­spie­ler den ab­ge­prall­ten Ball mit der Brust stopp­te, ihn her­ab­trop­fen ließ und mit ei­nem Quer­paß auf ei­ne der bei­den Sturm­spit­zen spiel­te. Der Stür­mer er­lief den Ball, um­spiel­te einen eu­ro­päi­schen Ver­tei­di­ger, dann den Li­be­ro und zum Schluß den Tor­mann.
    Die Zu­schau­er mit den Hel­men schri­en jetzt »Tor«.
    »Das gibt es doch nicht«, ächz­te Spen­ker ver­zwei­felt.
    Die Asia­ten kämpf­ten nun um den Er­halt des knap­pen Vor­sprungs. Die Mit­tel, de­rer sie sich da­bei be­dien­ten, wa­ren al­les an­de­re als wäh­le­risch. Das Pu­bli­kum pfiff und johl­te. Der Schieds­rich­ter be­straf­te die Sün­der mit Er­mah­nun­gen, Ver­war­nun­gen und gab in der vier­zigs­ten Mi­nu­te der ers­ten Halb­zeit schließ­lich einen Fou­lelf­me­ter ge­gen die Asi­en­aus­wahl.
    Gunn griff sich den Ball und setz­te ihn auf den omi­nösen Punkt.
    Als er an­lief, um den Aus­gleich zu er­zie­len, ge­sch­ah es!
    Der Ball hob plötz­lich oh­ne äu­ße­res Zu­tun vom Ra­sen ab und stieg senk­recht in die Hö­he. Im Sta­di­on brei­te­te sich ent­setz­tes Schwei­gen aus. Die Zu­schau­er schie­nen zu spü­ren, daß sie nicht Zeu­ge ei­ner ka­ba­ret­tis­ti­schen Ein­la­ge wur­den, son­dern einen dra­ma­ti­schen Vor­gang er­leb­ten.
    Der Ball stieg rasch hö­her und ge­riet schließ­lich aus dem Strah­lungs­be­reich des Flut­lichts. Die Zu­schau­er konn­ten ihn jetzt nicht mehr er­ken­nen, im Ge­gen­satz zu Han­ni­bal und mir. Wir sa­hen deut­lich, daß der Ball hoch über dem Sta­di­on seit­wärts da­v­ons­aus­te, wäh­rend ein an­de­rer, et­wa gleich­großer Ge­gen­stand an sei­ner Stel­le er­schi­en.
    Ich sah nicht ge­nau, um was es sich han­del­te, aber als das Ge­bil­de auf den Platz her­ab­sank, konn­te ich es er­ken­nen.
    Es war ein To­ten­schä­del!
     
    *
     
    Im Zu­schau­er­block hin­ter dem Tor, vor dem der Elf­me­ter aus­ge­führt wer­den soll­te, klang ein Stöh­nen auf, das sich über das ge­sam­te Sta­di­on fort­pflanz­te. Trotz­dem blie­ben die Be­su­cher auf ih­ren Plät­zen.
    Ich zog das win­zi­ge TV-Ge­rät aus der Ta­sche. Der Re­por­ter schwieg, aber die Über­tra­gung funk­tio­nier­te ein­wand­frei. Man sah Gunn in Groß­auf­nah­me – und ein paar Schrit­te von ihm ent­fernt lag der Schä­del auf dem Elf­me­ter­punkt.
    »Go­rong!« flüs­ter­te Utan hei­ser.
    In dem Mo­ment lief Gunn an.
    »Nein!« stieß Spen­ker her­vor.
    Gunn traf den To­ten­kopf so ex­akt, als hät­te er den Ball ins Tor schie­ßen sol­len. Der Schä­del zer­platz­te un­ter dem ge­wal­ti­gen Tritt und wur­de in Dut­zen­de von klei­nen Kno­chen­split­tern ver­wan­delt, die wie Ge­schos­se durch die Luft ras­ten und sich in den Kör­per des asia­ti­schen Tor­hü­ters bohr­ten.
    Der Mann brach zu­sam­men.
    Gunn wich lang­sam vom Elf­me­ter­punkt zu­rück. Er schi­en nicht

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