Alphacode Höhenflug
angeblich in Frankfurt auf. Der Name des russischen Geheimdienstchefs löste bei jeder Erwähnung Unbehagen in mir aus. Der Marschall hatte nie einen Hehl aus seiner Meinung gemacht, daß Menschen mit unseren Fähigkeiten eine Gefahrenquelle für die Menschheit darstellten und eigentlich getötet werden sollten.
Die Ereignisse der letzten Woche schienen ihm recht zu geben. Ich überlegte besorgt, wie weit er seine Meinung durchsetzen konnte, wenn es uns tatsächlich gelingen sollte, Gorong auszuschalten. Ging Gorong aus dem unheimlichen Kampf als Sieger hervor, würde er allerdings an Gorsskij gnadenlos jenes Urteil vollstrecken, das der Russe gegen uns durchsetzen wollte.
Eine Stunde vor Spielbeginn befanden sich bereits etwa sechzigtausend Zuschauer im Waldstadion. Auf einer Leuchttafel war die Aufstellung der beiden Mannschaften eingeblendet. Die Namen sagten mir nicht viel. Ich hatte nie Zeit gefunden, mich intensiv mit Fußball zu beschäftigen.
Auf dem grünen Kunststoffrasen des Platzes spielte eine Kapelle alte deutsche Märsche und Stimmungslieder. Seltsam, daß ich erst in diesen Augenblicken daran dachte, daß ich in diesem Land, das damals den Namen »Bundesrepublik Deutschland« getragen hatte, geboren worden war.
Ich hatte längst aufgehört, mich als Deutscher oder Amerikaner zu verstehen. Das konnte sich niemand erlauben, der außerirdischen Mächten begegnet war.
Meine Gedanken konzentrierten sich wieder auf die Vorgänge im Stadion.
Der Alte hatte die Vermutung geäußert, daß Gorong sich unter die Zuschauer mischen könnte.
Die Ruhe in den vergangenen Tagen hatte unsere Nervosität nicht abklingen lassen, sondern sie im Gegenteil gesteigert. Fast wünschte ich, der Lama hätte sich mit einer Schreckenstat wieder bemerkbar gemacht.
Von Kiny bekamen wir keine Nachricht. Ich befürchtete, daß sie völlig unter der Kontrolle des Mutanten stand oder nicht mehr am Leben war.
Neben uns saß Lutz Spenker, ein Fußballsachverständiger vom MADE. Er sollte uns auf die geringsten Unregelmäßigkeiten hinweisen. Der Mann war klein und hager. Sein Gesicht verriet waches Interesse an den Vorgängen rund um uns. Meine Befürchtungen, daß er pausenlos über Fußball reden würde, hatten sich bisher nicht bestätigt.
Eine Viertelstunde vor Spielbeginn verließ die Kapelle den Platz und marschierte durch das Marathontor hinter die Haupttribüne. Inzwischen hatte sich das Stadion gefüllt. Das bedeutete, daß einhunderttausend Zuschauer im weiten Rund saßen und gespannt auf den Anpfiff warteten.
Auf der Gegengeraden sah ich einen Block »asiatischer« Zuschauer, die die bemalten Antitron-Helme trugen. Einige schwenkten Fahnen.
Sicher ahnte keiner der normalen Zuschauer, daß diese seltsamen Fans bis an die Zähne bewaffnet und zum sofortigen Eingreifen bereit waren.
Spenker biß heftig auf einem Kaugummi herum und blickte wie hypnotisiert auf das Spielfeld, wo gerade die Mannschaften einliefen. Die Anfeuerungsrufe der europäischen Fußballanhänger erstickten die zaghaften Versuche der asiatischen Schlachtenbummler, ihre Mannschaft zu begrüßen.
Fußball war eine Art Krieg, der von zweiundzwanzig Spielern stellvertretend für alle Zuschauer ausgetragen wurde. Vielleicht erklärte das die ungebrochene Anziehungskraft dieses Spiels auch im Jahr 2010.
Der Schiedsrichter, ein Australier, schritt mit seinen Assistenten zum Mittelkreis und begrüßte die beiden Spielführer, die sich die Hände schüttelten und große Wimpel austauschten.
Fotoreporter und Offizielle wurden vom Platz
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