Alphacode Höhenflug
fragte ich den Alten. »Ich glaube nach wie vor, daß er alles durchschaut und sich einen besonderen Trick ausdenken wird.«
»Wir haben alles bedacht – und PLATO hat alles durchgerechnet«, wehrte der General meinen Einwand ab. »Er muß so handeln, wie wir es von ihm erwarten. Er hat überhaupt keine andere Wahl. Die Falle wird funktionieren.«
Wenn man sich die Karte ansah, konnte man zu der Überzeugung gelangen, daß Reling recht hatte. Ich war jedoch kein Freund von strategischen Sandkastenspielen, denn die Wirklichkeit sah oft anders aus.
Reling demonstrierte uns, wo er seine Einsatztruppen versteckt hielt und wie sie vorgehen würden.
»Alle Männer werden Antitron-Helme tragen«, versicherte er.
»Das schützt sie nicht vor den psychokinetischen Kräften des Mutanten«, erinnerte Hannibal.
Insgesamt standen drei GWA-Elitedivisionen zu je fünfzehntausend Mann einsatzbereit. Dazu kamen sechs TESCO-Geschwader der US-Raumjagdflotte und – als mächtigste Waffe – der Marskreuzer. Alle Personen, die auch nur etwas von dem Aufbau der Falle ahnten, erhielten Antitron-Helme, damit sie durch telepathische Impulse keinen unbewußten Verrat begehen konnten.
Meine Überlegungen galten den ganzen Tag über lediglich Gorong. Immer wieder versuchte ich, mich in seine Rolle zu versetzen. Wie wäre ich an seiner Stelle vorgegangen, um den Konkurrenten Nang-Tai, der in Wirklichkeit eine fiktive Person war, auszuschalten?
Es sah tatsächlich so aus, als gäbe es keine Lücke in dem von Reling und der GWA geknüpften Netz.
Am frühen Morgen des 30. September 2010 trafen aus verschiedenen Städten der Welt die ersten Nachrichten über ausbrechende Unruhen ein. Soeben war überall bekannt geworden, daß Dr. Nang-Tai der Erde einen zweiten Besuch abstatten wollte.
Reling registrierte diese Nachrichten mit Befriedigung. Er war überzeugt davon, daß nun auch der Lama vom bevorstehenden Auftauchen der »1418« hören würde.
Der Alte blickte immer wieder auf seine Uhr.
»Wo immer er ist – wir wollen ihm zehn Stunden Zeit geben, um hierher zu kommen und seinen Angriff vorzubereiten«, entschied er. »Das bedeutet, daß das Schiff um sechzehn Uhr über der Gila-Wüste erscheinen wird.«
»Vielleicht entschließt er sich, die ›1418‹ erst in einigen Tagen anzugreifen«, überlegte Hannibal. »Was zwingt ihn eigentlich, es sofort zu tun?«
»Seine Denkweise«, betonte Reling. »Er ist machtbesessen und von sich überzeugt. Er kommt nicht auf den Gedanken, daß es besser für ihn wäre, in diesem Falle zu zögern. Er wird schnell und gründlich beweisen wollen, daß er der wahre Herrscher ist. Außerdem kann er sich ausrechnen, daß der größte Teil der ängstlichen Menschen ihn vielleicht sogar feiern würde, wenn es ihm gelänge, die Bedrohung durch Dr. Nang-Tai zu beenden.« Reling verzog unwillkürlich das Gesicht.
»Nicht auszudenken, wenn die Menschheit sich dieses Monstrum als neuen Helden erwählen würde. Es gäbe ein schlimmes Erwachen für die Bewohner dieser Welt.«
Ich blickte wieder auf die Karte.
»Wo werden Hannibal und ich stationiert sein?« erkundigte ich mich.
»Ich habe lange darüber nachgedacht«, erwiderte er. »Sobald Gorong erkennt, daß es sich um eine Falle handelt, wird er wissen, daß Sie in der Nähe sind.«
Er deutete auf den roten Fleck, der auf der Karte Gila-Port markierte.
»Er wird Sie hier im Zentrum vermuten.«
»Aber dort werden wir nicht sein!« erriet der Kleine.
Reling schüttelte den Kopf.
Der Lichtpfeil wanderte über die Karte und kam schließlich an einem Punkt am Rande der Gila-Wüste zum Stillstand.
»Mohawk«, las Hannibal den Namen der Stadt ab. »Mohawk am
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