Alphacode Höhenflug
wir den Platz bestimmen, wo der Angriff stattfinden muß.«
»Er wird nicht kommen!« prophezeite Gorsskij.
»O doch!« behauptete Reling. Sein Kopf tauchte zwischen den von seiner Pfeife erzeugten Rauchschwaden auf. »Er muß kommen, wenn er seinen gerade gewonnenen Ruf nicht verlieren will. Diesmal bestimmen wir, wie und wann er seine Kraft der Welt beweisen muß.«
»Er wird wissen, daß es eine Falle ist«, befürchtete ich.
»Und wenn er es durchschaut!« Reling sprang auf. »Die Welt wird erwarten, daß er etwas tut. Er hat sich selbst unter Erfolgszwang gestellt. Er wird nach Gila-Port kommen, meine Herren.«
Utan zog Orpheus aus der Tasche und legte sie auf den Tisch. Durch eine Berührung seines Fingers veranlaßte er die Fröschin, einige Laute von sich zu geben.
»Unterlassen Sie das!« forderte Reling wütend.
»Haben Sie noch nie etwas von Unkenrufen gehört?« fragte ihn Hannibal.
»Sie sind doch kein Kind mehr, MA-23«, rügte Reling.
Die Nennung unserer Kodenummern bewies Relings Unmut; seine Bereitschaft zur Strafverhängung, aber bei dem Kleinen hatte er damit kein Glück.
»Sie und Konnat werden in Gila-Port auf ihn warten«, ordnete Reling an. »Aber Sie werden nicht allein sein! Bis zum Zeitpunkt der Landung werden wir dort alles konzentrieren, was wir gegen Gorong einsetzen können.«
»Die Wüste lebt«, orakelte Utan.
Der Kleine sollte recht behalten.
*
Da die »1418« sich nicht mehr auf Luna befand, sondern in einer Kreisbahn um die Erde, mußten wir damit rechnen, daß Gorong Barkhon-Lama ihre neue Position kannte oder erfuhr. Aber auch diese Möglichkeit schien dem Alten keine Sorgen zu bereiten.
Zwei GWA-Schatten, die bereits Erfahrung mit dem vierzig Meter durchmessenden Marskreuzer hatten, wurden nach Gila-Port gebracht. Von dort aus sollten sie mit einer Raumfähre in einen Orbit geschossen werden. Vor dem Start mußten wir unbedingt noch mit ihnen sprechen. Schließlich sollten sie jene Rollen übernehmen, in denen wir die Soghmoler und die Menschheit getäuscht hatten.
Auf dem Flug von Europa nach Amerika hatten Hannibal und ich nur eine Stunde geschlafen. Völlig übernächtigt verließen wir die private Raketenjet des IAK-Generalsekretärs und betraten die Rollbahn von Gila-Port.
Gila-Space-Center war der neue Weltraumhafen der GWA. Überall wurde gebaut. Eines Tages, so war es geplant, sollte die gesamte Gila-Wüste ein einziger Raumhafen sein.
Wenn wir dieses Vorhaben verwirklichen wollten, mußten wir zunächst Gorong ausschalten und anschließend die Bedrohung durch die Soghmoler abwenden.
Der Alte schien keine Müdigkeit zu spüren. Er eilte mit elastischen Schritten die Gangway hinunter und sah sich ungeduldig nach uns um.
»Vorwärts, meine Herren! Sie werden gleich ein ausgezeichnetes Frühstück bekommen. Danach stelle ich Ihnen die beiden ZBV-Schatten vor, die den Auftrag an ihrer Stelle übernehmen werden.«
»Frühstück«, wiederholte der Kleine sarkastisch. »Sie meinen wohl die Henkersmahlzeit.«
Reling ging auf Hannibals Tonfall nicht ein.
»Sie dürfen das alles nicht so verkrampft sehen«, empfahl er uns grinsend.
Sein Optimismus wirkte geradezu ansteckend, obwohl ich dazu überhaupt keinen Anlaß sah. Hoffentlich bekam er nicht im Verlauf des Tages einen schweren Dämpfer.
Das Frühstück bestand aus Eiern, Steaks, Kaffee, Orangensaft und Sekt. Es wurde in der unterirdischen Kantine des Hauptkontrollgebäudes eingenommen. Während Hannibal und ich noch aßen, schob Reling bereits seinen Teller zurück und griff nach seiner Pfeife.
Hannibal warf ihm einen anzüglichen Blick zu.
»Besitzen Sie immer noch einen kleinen Acker draußen in der Wüste, wo
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