Alphacode Höhenflug
Bord der »1418« brauchten diesen Orkan nicht zu fürchten, wohl aber den Mann, der ihn ausgelöst hatte.
Ich öffnete meine Jacke, um festzustellen, ob mein Individualschirm-Projektor, eine Hinterlassenschaft der Marsianer, noch vorhanden war. Ich ertastete das ballförmige Gerät und schloß meine Jacke wieder.
Wir kamen nur langsam vorwärts. Die Sicht wurde immer schlechter.
Ich schätzte, daß wir uns etwa zweihundert Meter von den Schleudersitzen entfernt hatten.
Plötzlich blieb Utan stehen.
»Ich dachte, wir suchten nach einer Deckung«, fuhr er mich an.
»Das dachte ich auch!« schrie ich zurück, um meine Stimme über das Tosen des Sturmes hinweg verständlich zu machen.
Hannibals sommersprossiges Gesicht verzog sich zu einem Grinsen.
»Aber wir gehen weiter?«
Ich machte ein Zeichen der Zustimmung.
Mein Sup-Ultra-Gerät sprach an. Reling forderte mich auf, ein Lebenszeichen zu geben. Ich reagierte jedoch nicht. Hoffentlich unterließ er es, Suchtrupps auszuschicken. Das hätte Gorong, sofern er in der Nähe war, zu schnell auf uns aufmerksam gemacht.
Schließlich wurde der Sturm so heftig, daß Hannibal und ich nicht weiterkamen. Der Sand wurde uns ins Gesicht gepeitscht und brannte sich wie Feuerfunken in die Haut. Von der Umgebung war praktisch nichts mehr zu erkennen.
Wir ließen uns in einer Senke nieder, genau am Fuße eines mächtigen Kaktus.
»Spürst du ihn?« schrie Utan.
»Ja«, bestätigte ich.
Ich spürte ihn wirklich. Jedes einzelne Sandkorn schien ein Teil von Gorong zu sein und war mit psychokinetischer Kraft geladen. Hier, über der Gila-Wüste, probierte der Mutant seine neugewonnenen Fähigkeiten aus und ließ ihnen freien Lauf. Gorong hatte sich ganz auf diesen entscheidenden Kampf konzentriert. Wir hätten uns etwas vorgemacht, wenn wir auf einen vorzeitigen Verschleiß seiner Kräfte gehofft hätten.
Er ging nach einem genauen Plan vor. Der Sandsturm war, wie die Zerstörung des Roosevelt-Staudamms, ein Ablenkungsmanöver, mit dem er sich alle Gegner fernhielt, um die er sich im Augenblick nicht kümmern konnte. Sein Ziel war die Vernichtung des Marskreuzers, weil er an Bord zwei Menschen vermutete, die er als ernsthafte Konkurrenten ansah.
Wieder sprach mein Sup-Ultra-Gerät an. Ich spürte es an einem leichten Pochen in meinem Oberschenkel.
Reling wartete ungeduldig und besorgt auf meine Meldung.
Ich tat ihm den Gefallen, denn ich wollte in jedem Fall vermeiden, daß er überstürzt handelte. Bewußt ging ich das Risiko ein, daß Gorong auf uns aufmerksam gemacht wurde.
»Endlich!« sendete der Alte. »Wo sind Sie?«
»Irgendwo in der Nähe des Weltraumbahnhofs«, teilte ich ihm mit. »Wenn Sie uns eine Karte schicken, werden wir den genauen Punkt eintragen.«
Seinen Sinn für Humor schien er in dieser Situation völlig verloren zu haben. Er stellte nur die Frage:
»Brauchen Sie Hilfe!«
»Nein«, gab ich an ihn durch. »Wo ist das Schiff?«
»Es kommt jetzt herab.«
»Und Gorong? Kennen Sie seinen Standort?«
»Nein, aber er muß dasein.«
Ich legte eine Pause ein, die ich dazu benutzte, um den Kleinen davon zu unterrichten, daß ich Kontakt mit dem Alten aufgenommen hatte.
»Sei vorsichtig«, riet Utan. »Vielleicht ist Gorong in der Lage, uns anzupeilen.«
Ich sendete weiter.
»Wie ist Gorong hergekommen? Warum hat man ihn nicht entdeckt?«
»Vermutlich war er zunächst in Phoenix«, lautete die Antwort. »Wie sollten wir ihn dort unter den vielen Menschen finden, zumal er jedermann mit seiner Suggestivkraft beeinflussen kann?«
»Und dann?«
»Es gelang ihm, sich einem Bautrupp anzuschließen, der am Roosevelt-Staudamm vorbei in die Wüste fuhr. Irgendwo hat er sich selbständig gemacht. Wir
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