Alphacode Höhenflug
drehte den Kopf und sah Utan in einiger Entfernung von mir in die Tiefe schweben. Er hing ein wenig schlaff im Sitz, aber bei ihm schien alles in Ordnung zu sein, denn er winkte mir zu.
Sofort nach der Bodenberührung löste ich meine Gurte und zog den Fallschirm ein. Ich verstaute ihn im Sitz und rannte zu Hannibal hinüber, der etwa sechzig Meter von mir entfernt gelandet war.
Von der Maschine war nichts zu sehen. Sie war in das Zentrum des Sturmes hineingerast, irgendwo am Wüstenboden aufgeschlagen und explodiert.
Utan hustete und verfluchte mich, weil ich seiner Ansicht nach zu lange mit dem Auslösen der Sitze gewartet hatte. Ich nahm ihm seine Beschimpfungen nicht übel, denn ich wußte, daß er damit nur sein Unbehagen überspielen wollte.
»Wo können wir sein?« fragte er.
»Nicht weit von Gila-Port entfernt.« Ich deutete auf einige bunte Markierungsstangen zwischen den Kakteen. »Sie haben hier bereits für den Ausbau der Landefelder abgesteckt.«
Er hustete erneut und spie Sand aus.
»Was unternehmen wir?«
»Ich glaube nicht, daß wir bis zu den nächsten Gebäuden durchkommen«, sagte ich. »Deshalb schlage ich vor, daß wir uns eine Mulde oder etwas Ähnliches suchen, wo wir vor dem Sturm Schutz finden.«
»Warum benachrichtigst du nicht den Alten?« wollte er wissen.
Ich zögerte. Natürlich hatte ich auch schon mit dem Gedanken gespielt, Reling über das Sup-Ultra-Gerät in meinem Oberschenkel eine Information durchzugeben, hegte jedoch die Befürchtung, auf diese Weise könnte Gorong auf uns aufmerksam werden. Der Verdacht war durch nichts, was bisher geschehen war, begründet, aber ich beschloß vorerst, meinem Instinkt nachzugeben.
»Vielleicht später«, wich ich aus.
»Hast du den Kreuzer gesehen?«
»Ja. Ich nehme an, daß er ganz in der Nähe ist. Vielleicht bekommen wir ihn noch einmal ins Blickfeld.«
Der Kleine schaute sich mit einer wilden Entschlossenheit um, als erwartete er, Gorong würde jede Sekunde hinter einem Kakteengewächs hervorkommen.
Der Wind erzeugte ein eigenartiges Pfeifen zwischen den niedrigen Hügeln. Vertrocknete Büsche wurden an uns vorbeigeweht. Sand wirbelte auf und bildete überall Fontänen.
Aus der Richtung des Weltraumhafens ertönte ein langgezogenes Heulen. Dort brach der Sturm mit elementarer Gewalt über das Land herein. Meine Intuition sagte mir, daß Gorong sich irgendwo in der Wüste aufhielt, aber seinen genauen Standort konnte ich nicht ermitteln.
Ich überlegte, wie er es geschafft hatte, unentdeckt bis hierher vorzudringen.
›Kiny!‹ rief ich mit meinen Gedanken.
Wie ich befürchtet hatte, gab sie mir auch diesmal keine Antwort. Ich war entmutigt. Ihr Schicksal beschäftigte mich ständig.
»Sie wird dir nicht antworten«, sagte Utan bedauernd.
Ich nickte.
Wir setzten uns in Bewegung. Der Wind änderte ununterbrochen seine Richtung. Abwechselnd hielt er uns auf oder trieb uns vorwärts. Manchmal wurden wir von einer Bö gepackt und zu Boden geworfen. Jedesmal, wenn der Sand in dichten Schleiern an uns vorbeigeweht wurde, hörte ich das Flüstern und Knistern, mit dem die Sandkörner sich untereinander rieben und über den Boden schleiften.
Es wurde immer dunkler. Die Sonne war nur noch ein blasser Fleck hinter den Wolken.
Wir arbeiteten uns zwischen den Hügeln und Dünen voran. Über sie hinwegzukommen, war bei diesem Unwetter ungemein schwierig. Obwohl die Orientierung uns schwerfiel, war ich sicher, daß wir uns auf Gila-Port zubewegten.
Ich wußte nicht, was mich dazu veranlaßte, ausgerechnet in die Richtung zu wandern, wo der Sturm am heftigsten tobte, aber ich ließ mich weiterhin von meinem Instinkt leiten.
Dale, Kroninger und Lobral an
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