AlphaHERZ: Ein erotisch-romantischer Gestaltwandler-Roman (Alpha-Reihe) (German Edition)
schluckte er mehrmals, doch der Kloß im Hals blieb.
Claw kam näher und drängte Rufus mit dem Rücken gegen die Wand des Waggons. «Gegen meinen Willen?»
«Ein Werwolf darf einen Ranghöheren jederzeit herausfordern.» Sein Brustkorb fühlte sich an, als läge ein Stein darauf. Seine Nackenhaare stellten sich auf. «So die Regel.»
«Selbst, wenn der Alphawolf dagegen ist?» Claws Stimme blieb ruhig, wurde jedoch eine Nuance tiefer.
Rufus wusste, dass der Alpha seine Angst riechen konnte. Doch sein Trotz war in diesem Moment stärker als seine Furcht. «Auch er darf die Regeln nicht brechen.»
«Aber ist es nicht so, dass der Anweisung des Leitwolfs stets Folge geleistet werden muss?» Claws Augen wurden die seines Wolfes. Er fixierte Rufus.
Den Trick mit dem Anstarren hatte er echt drauf. Eilig nickte Rufus, obwohl er verwirrt war, denn die beiden Regeln setzten sich gegenseitig außer Kraft.
Aber Claws Timberwolf besaß messerscharfe Zähne, die Claw ihm in einer dezenten, aber wirkungsvollen Geste zeigte, indem er fortfuhr und seinen Mund dabei etwas weiter öffnete als üblich: «Nun kennst du meinen Standpunkt und musst ihn respektieren, indem du dir den pubertären Unsinn aus dem Kopf schlägst. Tust du es nicht, kriegst du Ärger mit mir. Du bist noch nicht so weit, Kyle, du bist noch nicht gut genug.»
Das tat weh. Hätte er sich ihm doch niemals anvertraut! Rufus sah seine Felle davonschwimmen. Mit Claw konnte er sich auf keinen Fall anlegen. Er hatte sich ohnehin weiter vorgewagt, als gesund für ihn war. Hilflos senkte er unterwürfig den Blick. Das war alles so unfair! Insgeheim verfluchte er den Alpha. Er erstickte fast an seinem Zorn.
Plötzlich sagte eine weibliche Stimme hinter Claw: «Dann trainiere ihn.»
«Ich?» Verdutzt wandte sich der Alpha um. Seine Augen und sein Gebiss wurden so schnell wieder menschlich, als wäre er ein Junge auf einem Spielplatz, der von seiner Mutter dabei ertappt worden war, wie er einen Schwächeren drangsalierte. Er murrte. «Das ist die Aufgabe des Betawolfes. Von Canis.»
Tala, die die Diskussion offenbar mitgehört hatte, stand in der Tür und verschränkte die Arme unter ihren kleinen Brüsten. Amüsiert blinzelte sie Claw an. «Rufus hat schon immer zu dir aufgeschaut wie zu einem Gott. Ich habe keinen blassen Schimmer, warum das so ist.»
«Tala …» Warnend knurrte Claw, doch es klang nicht aggressiv, sondern vielmehr sexuell.
Tala lächelte verschmitzt und kam näher. «Er sieht eine Vaterfigur in dir und Väter lehren nun mal ihre Söhne.»
«Vater?», sagten Claw und Rufus im Chor und blickten sich verdutzt an.
Dann sah der Alpha auf die Stelle von Kyles Brustkorb, unter der dessen Herz plötzlich freudig pochte, als läge die Lösung seiner Probleme mit einem Mal glasklar vor ihm. Selbstverständlich war es infam sich zu wünschen, dass der Leitwolf persönlich ihn ausbildete. Der Ranghöchste gab sich nicht mit dem Rangniedrigsten ab. Claw hatte gewiss Wichtigeres zutun und der Omegawolf war per se so viel Aufmerksamkeit nicht wert. Aber wer sonst als Claw würde seinen Rotwolf davon überzeugen können, dass die Zeit gekommen war, um sich zu beweisen? Er war immerhin der Alpha und – damit hatte Tala recht – er war derjenige, zu dem Rufus aufschaute, dem er nacheiferte und zu dem es ihn immer wieder hinzog, obwohl sich Claw oft schroff verhielt.
Als würde jemand anderes sprechen, hörte er sich selbst leise flehen: «Bitte.»
Verdutzt musterte Claw ihn und schüttelte den Kopf. Aber Rufus war sich nicht sicher, ob das bedeutete, dass Claw seine Anfrage ablehnte, oder ob er das unbewusst tat, weil er nicht fassen konnte, dass sich Rufus mit einem solch dreisten Anliegen an ihn richtete, oder ob er gar Tala und ihn für völlig verrückt hielt.
«Du bist der Beste.» Kyle legte die Handflächen aneinander, ermutigt dadurch, dass sein Wolf mit dem Winseln aufgehört hatte und aus den Tiefen seiner Seele hervorgekrochen kam, weil ihm die Idee offenbar gefiel.
Mit gerunzelter Stirn blickte Claw von ihm zu Tala, die aufmunternd lächelte, und sah wieder ihn an. «Bei einem Rudelkampf könntest du Verletzungen davontragen, die nicht mehr heilen.»
Die Möglichkeit, ein Arm oder ein Bein zu verlieren, machte ihm Angst, aber sie brachte ihn nicht von seinem Vorhaben ab. «Was nutzt es, sich Sorgen um etwas zu machen, das eintreten könnte», pflegte Lupus zu sagen, « wenn die Wahrscheinlichkeit eines positiven Ausgangs genauso hoch
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