AlphaHERZ: Ein erotisch-romantischer Gestaltwandler-Roman (Alpha-Reihe) (German Edition)
Speichel tropfte, als wäre er tollwütig, verwandelte er sich in seine Menschengestalt. Zumindest weitestgehend. Fell bedeckte noch immer seinen Körper, aber es war nicht so dicht wie das seines Äthiopischen Schakals. Seine Wolfsaugen machten seinen Blick noch verschlagener. Seine pomadigen Haare, die sonst stets akkurat lagen, als wären sie aufgemalt, standen in dicken zusammengeklebten Strähnen ab und unterstrichen Jackals wirres Aussehen.
Er erinnerte Rufus erschreckend an Dante, der bei dem Versuch, sein Tier durch eine indianische Zeremonie auf ewig loszuwerden, mitten in der Verwandlung stecken geblieben und daraufhin wahnsinnig geworden war.
Jackal knurrte aggressiv. «Ich weiß, was du vorhast, du kleiner Wurm.»
«Wir können nicht hier und jetzt um deinen Rang kämpfen.» Zur Vorsicht zog Rufus dennoch nicht die Krallen ein. Er traute dem Abessinischen Fuchs nicht über den Weg. Betont langsam, um keinen Angriff zu provozieren, erhob er sich. «Die Rudelmitglieder müssen als Zeugen dabei sein.»
«Mein Rang, du hast es richtig gesagt, es ist meiner», hart schlug sich Jackal auf den Brustkorb, «und du wirst ihn mir nicht streitig machen, dafür du bist viel zu schwach.»
Rufus’ Muskeln spannten sich schmerzhaft an. «Ich habe hart trainiert.»
«Mit Claw.» Jackal spuckte auf den Boden. «Welch ein Privileg! Es ist unfair, dass der Alpha dir hilft.»
«Nein, das ist Freundschaft.»
Kaum hatte Rufus das ausgesprochen, wurde er sich erst bewusst, dass Claw ihm seine Tricks und Kniffe nicht zeigte, weil Tala ihn darum gebeten hatte. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätte er eine Lehrstunde hinter sich gebracht und ihn, Rufus, danach sofort abserviert, da er seine Schuldigkeit getan hatte. Doch er hatte ihn so lange getriezt, bis sein Rotwolf sich nicht ständig in sein Schneckenhaus zurückzog. Nur ihm hatte er es zu verdanken, dass er nun Jackal die Stirn bot. Noch vor wenigen Wochen hätte sich sein Tier sofort unterworfen. Bewies das nicht, dass der Alphawolf ihn mochte? Innerlich strahlte Rufus mit einem Mal. Er hatte das Gefühl, dass Claw hinter ihm stand und ihm den Rücken stärkte. Das schenkte ihm Mut.
«Unfair ist es, wenn man jemanden hinterrücks anfällt, wie du mich gerade.»
«Du wolltest Krieg, seit du mich im Eisenbahnwaggon angemacht hast.»
Zu dem Zeitpunkt war Rufus noch nicht zu einer Konfrontation bereit gewesen, jetzt schon. «Ich möchte einen Rangkampf, nicht mehr und nicht weniger.»
«Den wirst du niemals bekommen!» Als Jackal einen Schritt auf Rufus zumachte, klackten seine Krallen auf dem Asphalt.
Rufus wich keinen Millimeter zurück. «Du darfst ihn mir nicht abschlagen.»
«Ich will dich nur vor einer Dummheit bewahren», säuselte Jackal. «Du bist schon der Omega gewesen, noch bevor du ein Werwolf geworden bist.» Ungeniert und auch ein wenig anklagend zeigte der Schakal auf ihn. «Das ist dein Schicksal.»
Rufus’ Eingeweide zogen sich zusammen. Er dachte an all die Scheiße , die er schon im Leben hatte durchmachen müssen, und befürchtete, dass sein Gegenüber recht hatte. Immer war er der Prügelknabe gewesen, selbst als reiner Mensch. Trotzig schüttelte er den Kopf.
«Selbst dein Vater hat dir wehgetan.» Jackal grinste selbstzufrieden. Offenbar gefiel es ihm, bei Rufus alte Wunden aufzureißen.
Wütend machte Rufus einen Satz nach vorne. Doch ein Stechen im Brustkorb hinderte ihn daran Jackal anzugreifen. Er presste unauffällig einen Arm auf die Stelle, unter der sein Herz unrhythmisch schlug, weil Jackal es aus dem Takt gebracht hatte.
«Hat er nicht!»
«Nicht körperlich, nein. Aber er hat dich benutzt, um deine Mutter fertigzumachen. Du hast ihm nichts bedeutet, rein gar nichts. Eiskalt setzte er dich als Kind in den Bergen aus, damit du stirbst. Und er hoffte, dass deine Mommy dir vor Gram ins Grab folgen würde.» Jackal leckte sich über die Lippen, als schmeckten ihm seine Worte.
Aufgebracht ballte Rufus die Hand. Die Krallen stachen in sein eigenes Fleisch, aber er ignorierte den Schmerz. «Ich bin stärker, als du glaubst. Ich habe überlebt.»
«Dummerchen.» Jackal schnalzte. Mit Genugtuung betrachtete er die roten Tropfen, die an Rufus’ Handgelenk hinabliefen. «Nicht aus eigener Kraft. Wanderer fanden dich. Du warst schwach und bist es immer noch.»
«Ich habe mich geändert», sagte Rufus, öffnete die Faust und betrachtete verlegen das Blut. Jackal war schlauer, als er angenommen hatte. Der Schakal hatte ihn dazu
Weitere Kostenlose Bücher