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Alphavampir

Titel: Alphavampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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ließ er sie womöglich mit Pavel sprechen.
    Zu ihrem Erstaunen traf sie Adamo an der Rückseite des Gebäudes. Mütze und Jacke hatte er inzwischen ausgezogen. Er wollte gerade eine Tüte in die Mülltonne werfen, doch als er Nanouk bemerkte, hielt er in seiner Bewegung inne.
    Um ihn nicht zu erschrecken oder bedrohlich zu wirken, schlenderte Nanouk betont locker zu ihm und war froh, als schließlich eine rote Backsteinmauer sie vor den Blicken ihrer Rudelgefährten schützte. «Müll?»
    «Von den Zuschauern. Wir selbst leben ja sehr ...», er überlegte kurz und schaute dabei nach oben, als könnte er den richtigen Begriff am Himmel ablesen, «umweltfreundlich.»
    Am liebsten hätte sie laut gelacht, aber sie verbot es sich selbst, weil das Thema zu ernst war. Hoffentlich kam kein Umweltaktivist jemals auf die Idee, das irgendwann einmal als Zukunftsmodell zu propagandieren. Nanouk sah schon den Werbeslogan vor ihrem geistigen Auge: Auch Sie können helfen, das Müllproblem unseres Planeten zu lösen. Konvertieren Sie heute noch zum Vampirismus.
    «Wahrscheinlich braucht ihr nicht einmal Klopapier, oder?» Sie hatte die Frage ausgesprochen, ohne vorher darüber nachzudenken. Nun kam sie ins Grübeln. Eigentlich brauchten die Vampire das Blut, das sie aufnahmen, um ihren Körper funktionstüchtig zu halten. Abfallstoffe dürften von ihren Körpern kaum produziert werden. Aber was war mit dem im Blut enthaltenen Wasser?
    «Nur zum Mundabwischen.» Er ließ die Tüte in die Tonne fallen und schloss den Deckel. Erst jetzt schaute er sich nach weiteren Werwölfen um. Als er merkte, dass Nanouk allein gekommen war, atmete er erleichtert aus. Er rieb seine Oberarme und trat auf der Stelle. Obwohl seine Lippen schon blau waren, ließ er Nanouk nicht einfach stehen. «Was willst du hier?»
    «Ich möchte Kristobal sehen.» Da Adamo unverschämt grinste, stellte sie klar: «Um die Verhandlungen fortzuführen.»
    «Natürlich.» Das Grinsen wirkte durch seine Lippenspalte seltsam verzerrt. Er ging ins Haus und winkte ihr, damit sie ihm folgte. «Komm rein, aber bleib hier unten, sonst bekomme ich Ärger.»
    Ohne auf eine Antwort zu warten, verschwand er im Haus.
    Nanouk trat ein und schloss rasch die Tür hinter sich. Ihr Blick schweifte umher. Niemand hatte sich je die Mühe gemacht, diesen abgelegenen Bereich des Gebäudes ansehnlich zu gestalten. Wer durch den Hintereingang eintrat, kam um zu arbeiten. Nur der vordere Bereich, durch den die Zuschauer in den Saal strömten, war früher einmal schön hergerichtet gewesen.
    Die Wände zeigten den blanken Putz, sie waren seit der Erbauung des Hauses weder gestrichen noch tapeziert worden. Risse durchzogen die Wände wie Adern und erweckten den Eindruck, das Theater wäre ein lebendiges Wesen. Hier hinten gab es nicht einmal eine Heizung, so dass die Kälte des gesamten Winters im Korridor konserviert war und es kälter als draußen war.
    Es dauerte nicht lange und Adamo kehrte mit einer brennenden Kerze in der Hand zurück. «Bist du dir eigentlich bewusst, dass er keinen anderen aus deinem Rudel empfangen würde, nur dich?» Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte er sich um und ging voraus.
    Stirnrunzelnd folgte sie ihm. Als Adamo in die Dunkelheit des Korridors eintauchte, war aufgrund seiner schwarzen Kleidung für einen kurzen Augenblick nur das Kerzenlicht zu sehen. Wie ein Irrlicht. Nanouk schüttelte sich. Hoffentlich war das keine Vision gewesen. Aber der Schein verlieh der Atmosphäre nicht nur etwas Geheimnisvolles, Schauriges, sondern wirkte auch herrlich altmodisch und gemütlich, wie das ganze Theater. Mit jedem Gang, den sie dem Kern näherkamen, stieg die Temperatur an, bis es schließlich so warm war, dass Nanouk ihre Jacke auszog. Wenn ihr heiß war, konnte sie sich nicht konzentrieren, und bei der anstehenden Diskussion mit dem Alphavampir musste sie einen klaren Kopf bewahren.
    Zu ihrer Überraschung führte Adamo sie nicht zu Kristobals Zimmer ins Obergeschoss, sondern zu einer Kammer in der Nähe der Bühne. Da Licht brannte, trat sie ein. Noch bevor sie sich verwundert umdrehen konnte, hatte Adamo die Tür hinter ihr geschlossen. Seine schlurfenden Schritte entfernten sich.
    Neugierig sah sie sich im Zimmer um. Der Ganzkörperspiegel zu ihrer Rechten war an den Seiten schon leicht blind. Es handelte sich eindeutig um die kitschige Imitation eines barocken Modells mit Goldrahmen und Engel. Nanouk fragte sich, welche Bewohner das rote Samtpolster der

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