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Alphavampir

Titel: Alphavampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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ihn bis dahin gestützt hatte. Obwohl er schnaufte und jeder Schritt ihm Probleme machte, wollte er dem Alphawolf nicht wie ein Krüppel entgegentreten. Claw machte sich ernsthaft Sorgen um ihn. Lupus’ Gesicht war so weiß wie der Schnee, dunkle Ringe wölbten sich unter seinen Augen und seine Wangen waren eingefallen.
    «Du hättest zu Hause bleiben sollen», sagte Claw scharf. Im direkten Vergleich mit Arctos sah Lupus wie ein Greis aus. Der Inuit war annähernd im selben Alter wie Lupus, doch sein dunkles Haar war nur von einzelnen grauen Strähnen durchwoben und sein Gesicht so rund und leuchtend wie ein Kürbis.
    Lupus winkte ab, als wäre alles halb so schlimm. «Es ist nicht das Pankreaskarzinom. Ich habe mir einen Magen-Darm-Virus eingefangen.»
    «Was ist denn hier passiert?», fragte Canis und ging vor dem Haufen aus verkohltem Holz in die Hocke.
    Erneut schwoll Zorn in Claws Brust an. «Irgendwelche Punks haben die Hütte niedergebrannt.»
    «Es war nur ein einzelner Mann.» Canis ließ seine Handfläche über den Schnee schweben, als würde er ihn beschwören. «Ich kann seine Fußspuren noch erkennen. Der Neuschnee hat sie nicht vollkommen unter sich begraben.»
    Stöhnend kam Lupus zu ihm. Er legte seinen Arm beiläufig auf Rufus’ Schultern. Es sollte wie eine freundschaftliche Geste wirken, doch es war offensichtlich, dass er Halt suchte. «Vielleicht der Vater eines Opfers des fliegenden Albtraums.»
    «Nach all den Jahren?» Claw krauste seine Stirn. Bereits 1984 wurde Robert Christian Hansen verurteilt. Schade, dass er nur einen Bruchteil seiner Strafe von 499 Jahren absitzen konnte. Solche Menschen waren die wahren Bestien, nicht die Werwölfe. Flying Nightmare, so hatten die Medien den Mörder und Vergewaltiger damals getauft, weil er einige seiner Opfer mit seinem Privatflugzeug ins Knik River Valley gebracht hatte. Es war unglaublich, dass er fast zwanzig Jahre lang eine Bäckerei in Anchorage geführt und mit seiner Frau, seinem Sohn und seiner Tochter den Anschein eines gutbürgerlichen Lebens aufrechterhalten hatte, während er heimlich siebzehn Prostituierte ermordete. Er hatte mitten in der Stadt gelebt und seine wahre Natur verheimlicht. Wie die Gestaltwandler.
    «Dad müsste schon recht alt sein.» Kraftvoll erhob sich Canis und bot Lupus seinen Arm an, aber dieser lehnte ab. «Vielleicht sieht er sein Ende kommen und möchte endlich einen Schlussstrich ziehen.»
    «Oder Ranger Topperhead», warf Arctos ein. «Ihm war der dunkle Fleck in der Geschichte seines Territoriums schon immer ein Dorn im Auge.»
    «Ich werde einen neuen Ort für uns finden.» Claw schaute zu Tala, die in einiger Entfernung zwischen den Bäumen stand, an einem schneebedeckten Ast zupfte und immer noch telefonierte. Sie behielt das Rudel die ganze Zeit im Auge, eigentlich war es Nanouk, der ihre Aufmerksamkeit galt. Aber nun, da sie Claws Blick spürte, schenkte sie ihm ein Lächeln, das ihn von innen heraus wärmte.
    Doch es gab einiges zu besprechen. Immer mehr Rudelmitglieder trudelten ein. Als alle versammelt waren, sandte Claw sein Wolfsgeheul gen Nachthimmel und alle stimmten mit ein, um ihre Zusammengehörigkeit zu zeigen.
    «Es gibt gleich zwei unangenehme Neuigkeiten.» Eigentlich hatte Tala von Walt erzählen wollen, aber nun war es an Claw: «Tala hat sich gestern mit ihrem ehemaligen Arbeitgeber Walter Sarks getroffen. Den wahren Grund ihrer Kündigung kennt er natürlich nicht. Er erzählte ihr, dass auffallend viele Hunde und Wölfe in und um Anchorage sterben. Bürgermeister Benderman hat einige Leute damit beauftragt, herauszufinden, was los ist, darunter auch Walt.»
    «Ich kenne jemanden, der im Anchorage Zoo arbeitet, dort sind auch schon zwei Wölfe gestorben, aber ich dachte, das sei ein lokales Problem.» Lupus hielt sich den Bauch. «Das bedeutet auch Gefahr für uns.»
    «In zweierlei Hinsicht.» Im Augenwinkel sah Claw, wie Nanouk immer wieder ihr Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte. Zu Recht fürchtete sie sich vor den Fragen ihrer Gefährten, darunter die, weshalb Kristobal ihr so bereitwillig das Geheimnis der Vampire anvertraut hatte. «Zum einem könnte es sich um eine Krankheit handeln, die auch uns befällt, zum anderen könnte der Untersuchungsausschuss auf unsere Fährte stoßen.»
    Das erste Mal, seit alle beisammen waren, meldete sich Nanouk zu Wort. «Was sollen wir machen?»
    «Vorerst nichts. Ich werde das im Auge behalten.» Claw nickte ihr zu. «Erzähle

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