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Alphawolf

Titel: Alphawolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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lange keine Beziehung mehr gehabt hatte und sich nach Nähe sehnte.
    Ihr Herz hatte immer für Mantotopah geschlagen, war jedoch nie erhört worden. Diese unerfüllte Liebe machte es schwer, sich einem anderen Mann zu öffnen. Seltsamerweise war die Sehnsucht nach ihrem Stammesbruder schwächer geworden, seit Claw in ihr Leben getreten war. Dabei war Claw nicht einmal sonderlich nett zu ihr gewesen. Seine Aura, seine Präsenz jedoch nahmen so viel Raum ein – in der Realität sowie in Talas Gedanken –, dass Mantotopah in den Hintergrund getreten war.
    Das hatte vor Claw noch kein anderer Mann geschafft.
    Das ändert aber nichts daran, dass er mir ans Leder will, dachte Tala und stieg aus der Dusche. Sie griff das Badetuch und trocknete sich ab. Sie war feucht zwischen den Schenkeln und die Konsistenz ließ darauf schließen, dass die Feuchtigkeit kein Duschwasser war.
    Tala stellte sich vor den Badezimmerspiegel und betrachtete ihren Körper. Eigentlich war sie ganz zufrieden mit sich. Trotz ein paar Kilo mehr auf den Rippen, besaß sie eine schlanke Taille. Ihre Brüste waren klein, aber fest. Sie besaß nicht das runde Gesicht der Athabascan, doch ihre braunen Augen ließen ihre indianische Herkunft erahnen. Ihre Haare waren etwas heller als die der meisten Indianer, weil ihr Vater blond war. Sein Beruf als Gerüstbauer hatte ihn und Talas Mutter vor vier Monaten nach Vancouver geführt. Dort sicherte eine Großbaustelle ihr Einkommen für ein Jahr – eine neue Brücke über dem False Creek, als würden die Burrard Street Bridge, die Granville Street Bridge und die Cambie Street Bridge, die die Burrard-Halbinsel mit dem Stadtzentrum verbanden, nicht reichen.
    Tala schüttelte ihren Kopf und begann, ihr Haar mit dem Badetuch trocken zu rubbeln.
    Gerne hätte sie ihre Eltern um Rat gefragt. Aber wer würde sie nicht für verrückt halten, wenn sie die Sprache auf Werwölfe brachte?
    Jeder vernünftige Mensch würde Gestaltwandler für ein Hirngespinst halten. Aber es gab mehr als einen Hinweis darauf, dass Claw die Wahrheit gesprochen hatte. Das brachte Tala gehörig durcheinander. Ihre Meinung geriet ins Wanken. Die Zweifel waren nicht totzukriegen, egal wie stark sie versuchte, rational zu denken.
    Oder beeinflussten sie die Romane und Filme, die sie konsumierte? Hatten die Geschichten ihre Gedankenwelt für Paranormales geöffnet? Eine Seite in ihr wünschte sich sogar, dass die Wesen aus den fiktiven Welten real wären, weil das Leben dann viel bunter und aufregender wäre. Aber der anderen Seite ihres Ichs grauste es davor.
    Tala legte ihr Badetuch auf das WC und bürstete ihre Haare. Sie gab zu, dass sie aufgrund ihrer indianischen Wurzeln empfänglicher für diese Art von Dingen war. Ihr Volk hatte eine andere Einstellung zur Tierwelt. Die Tiere wurden mit mehr Respekt betrachtet und als gleichwertige Persönlichkeiten behandelt.
    Außerdem besaßen die Indianer eine eigene Form von Realismus, die moderne Menschen schwer nachvollziehen konnten. Traum und Wirklichkeit waren bei ihnen unzertrennlich. Alles, was in der Wirklichkeit geschah, war nur eine Begleiterscheinung des Traums. Tala selbst hatte Schwierigkeiten, sich das vorzustellen, da sie zu abgeklärt war, weshalb sie nicht bei ihrem Stamm lebte, sondern ihre Selbstständigkeit vorzog.
    Und dennoch floss Athabascan-Blut in ihren Adern. Das konnte sie nicht leugnen. Auch nicht, dass sie versucht war, Claws Worten zu glauben.
    Plötzlich horchte sie auf. Sie legte die Bürste weg und lauschte in die Stille.
    Nicht schon wieder, dachte sie und rollte mit den Augen.
    Da waren eindeutig Geräusche im Untergeschoss. Sie hatte doch alle Türen und Fenster doppelt überprüft. Niemand hatte sich Zugang zu ihrem Häuschen verschaffen können. Und doch hörte sie, wie ein Schrank geöffnet und wieder geschlossen wurde.
    Vielleicht ist es nur der Wind, der an den Jalousien klappert, versuchte sie sich zu beruhigen, schlüpfte in ihren Pyjama und zog ihren Bademantel über. Doch schon als sie am Treppenabgang stand, zerstreute sich ihre Hoffnung. Licht fiel aus dem Wohnzimmer in die Diele und sie war sich hundertprozentig sicher, es gelöscht zu haben, bevor sie ins Obergeschoss gegangen war.
    Als Claw aus dem Wohnzimmer kam und am Treppenabsatz stehen blieb, stockte ihr der Atem.
    «Da bist du ja. Wir haben schon auf dich gewartet.» Er schwenkte ein Weinglas. Kurz betrachtete er die rotierende Flüssigkeit und roch dann daran. «Ich wollte dich ja aus der

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