Alphawolf
Dusche holen, aber Rufus hätte sich allein bei dem Gedanken beinahe in einen Wolf verwandelt, aber das wäre zu früh gewesen. Ich brauche ihn noch für meine kleine Demonstration.»
Fragend hob Tala eine Augenbraue. Was meinte er damit? Sie hätte ihm zugetraut, dass er in ihr Badezimmer gekommen wäre und sie – nackt, wie sie war – wie ein Steinzeitmensch über seine Schulter geworfen hätte.
Er war ein roher Kerl. Mit einem Glas Rotwein in der Hand. Ein Mann voller Widersprüche.
«Für dich steht auch ein Glas auf dem Wohnzimmertisch. Der Alkohol wird dich beruhigen. Komm runter.» Dann verschwand er wieder.
Er sagte dies mit einer Bestimmtheit, die Tala sowohl beeindruckte als auch wütend machte. Wahrscheinlich dachte er keine Sekunde daran, dass sie sich in ihrem Schlafzimmer einschließen und die Polizei rufen könnte.
Das tat sie auch nicht. Stattdessen stieg sie die Treppe hinab.
Im Wohnzimmer fand sie ihn auf der Armlehne des alten, dunkelgrünen Sofas sitzend vor. Rufus kauerte auf dem Sessel, der neben der Terrassentür stand. Als Tala eintrat, nahm er die Füße vom Sitz und setzte sich gerade hin.
Claw reichte ihr ein Glas Wein. Sie bemerkte das Spiel seiner Muskeln unter dem engen dunkelbraunen Rollkragenpullover. Sein Crown Coat lag auf der Rückenlehne der Couch.
«Wie seid ihr ins Haus gekommen?» Abweisend hielt Tala ihre Hand hoch. Sie musste einen klaren Kopf bewahren. Alkohol war das Letzte, was sie gebrauchen konnte.
Geschmeidig stand er auf. «Wir kommen überall rein.»
Kannst du dich etwa auch in eine Kakerlake verwandeln und durch Türritzen kriechen, fragte sie bissig in Gedanken, wagte es jedoch nicht, die Frage laut auszusprechen, denn sie hatte das Gefühl, dass Claw auf der Lauer lag. Er bemühte sich, entspannt zu wirken, aber das war nur Fassade. Bestimmt hatten sie einfach nur einen Dietrich benutzt, denn die Türschlösser waren nicht gerade einbruchsicher.
«Trink», befahl er und drängte ihr den Wein förmlich auf. «Nach dem, was du gleich sehen wirst, brauchst du einen großen Schluck. Oder zwei.»
Tala nahm das Glas, trank jedoch nicht. Ihr Blick schweifte von Claw zu Rufus und zurück. «Was habt ihr vor?» Das Glas in ihrer Hand zitterte.
Unerwartet legte er seine Hand um die ihre. Sie war warm und kräftig. Das Zittern hörte auf, zumindest äußerlich. «Du erwägst die Möglichkeit, dass wir die Wahrheit sagen, aber du glaubst noch nicht. Das werden wir heute Nacht ändern.»
«Ich verstehe nicht», sagte sie und versuchte ihre Hand wegzuziehen, aber Claw hielt sie unnachgiebig fest.
Er kam nah heran, drehte ihre Hand und trank aus ihrem Glas anstatt aus seinem eigenen. «Du denkst, wir wären nur eine x-beliebige Verbrecherbande, vielleicht illegale Jäger, die hinter einem außergewöhnlichen Tier her sind und eine grässliche Geschichte erfunden haben, um dich für ihre Zwecke einzuspannen und dein Stillschweigen zu garantieren.»
Einige Sekunden wartete er, aber Tala schwieg. So Unrecht hatte er nicht.
«Du machst dir etwas vor, vielleicht weil du nicht wahrhaben willst, dass Werwölfe existieren, dabei hast du einen kurzen Blick auf Dante erhaschen können.»
«Ich könnte mich getäuscht haben», wisperte sie atemlos. «Es war dunkel. Ein Schneesturm zog auf.»
Claw neigte sich über das Glas, das sie beide festhielten.
«Alle Worte werden nichts nützen. Du musst es mit eigenen Augen sehen.»
«Was?», fragte Tala. Sie suchte Rufus’ Blick, aber Claw stand zu nah vor ihr, sodass sie den Jungen nicht sehen konnte.
«Die Wandlungᅠ...»
Unbewusst schüttelte Tala ihren Kopf. Sie wollte gar nicht wissen, ob Claw und sein Rudel Recht hatten. Die Konsequenzen wären verheerend. Falls Rufus tatsächlich die Gestalt wechseln konnte, würde Talas Welt von einer Minute auf die andere kopfstehen.
«Du musst zuschauen. Ich werde dich zwingen», knurrte Claw. Seine Muskeln waren angespannt. «Es ist nötig, dir die Gefahr vor Augen zu führen.»
«Damit ich spure», blaffte Tala.
Er ließ ihre Hand los und trat beiseite. «Um dich vor Dummheiten zu bewahren und damit du den Ernst der Lage erkennst. Dante ist schlimmer, viel schlimmer als ein Werwolf. Wir sind nicht böse. Aber unter gewissen Umständen können wir es werden, wie reine Menschen auch.»
Es gab Kriege aufgrund verschiedener Hautfarben, Religionen und Kasten, und er trennte die Welt in Gestaltwandler und reine Menschen. Tala fand das erstaunlich. «Welche Umstände?»
«Alles
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