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Alphawolf

Titel: Alphawolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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nackten Zehen. Claw war nicht nur auf natürliche Weise respekteinflößend, sondern er verströmte auch Sexualpheromone, die Tala überwältigten, obwohl sie sich dagegen wehrte. Weshalb konnte sie die Lockstoffe seines Körpers überhaupt wahrnehmen? Die Tatsache verwirrte sie. So etwas war ihr noch nie passiert. Der Geruchssinn des Menschen war dafür eigentlich viel zu unterentwickelt.
    Am Ende jedoch zählte nur dies: Weshalb sollte sein Körper Pheromone absondern, wenn er sie umbringen wollte? Nein, er wollte sie nur einschüchtern. Sein Plan hatte bestens funktioniert.
    Noch immer hielt sie das Tranchiermesser in der Hand und kam sich damit lächerlich vor.
    Als sie wieder aufschaute, steckte er den Roman gerade unter sein dunkles Crown Jacket. Dann folgte er seinen Gefährten und verschmolz mit der Nacht. Warum fiel ihr auf einmal der schwarze Timberwolf ein, der sie im Medical Center angesprungen hatte?
    Erschöpft glitt sie mit dem Rücken am Kühlschrank herab, bis sie auf dem Küchenboden saß, zog ihre Knie an und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Tala konnte es nicht fassen. Sie hatte einen Deal – mit Fremden, die von sich behaupteten, Werwölfe zu sein. Und sie zweifelte keinen Augenblick daran, dass sie selbst davon felsenfest überzeugt waren, wirklich Gestaltwandler zu sein.
    Und Tala war kurz davor gewesen, es zu glauben.
    Kapitel 5
    Am nächsten Tag fühlte sie sich beobachtet. Zuerst dachte Tala, sie würde an Paranoia leiden, weil Claws Warnung sich in ihr festgesetzt hatte wie ein Widerhaken. Dass ihre Angst jedoch begründet war, erfuhr sie bald. Die Männer aus dem Rudel folgten ihr überall hin. Und sie taten dies nicht verdeckt, sondern so, dass Tala es mitbekam. Sie hielten sich im Hintergrund und suchten niemals den Kontakt zu ihr, aber sie zeigten sich ihr bewusst.
    Tala kostete es viel Mühe zu verhindern, dass Walter nichts bemerkte und skeptisch wurde.
    Als sie in Hazels Diner saßen, um ihren Lunch früher als normal einzunehmen, weil ein Schneesturm über Anchorage wütete, beugte er sich über den Tisch zu ihr. «Pst, hast du den Typen an der Theke schon mal gesehen?»
    Natürlich. Er hatte gestern Nacht in ihrem Wohnzimmer gestanden und sie vormittags dabei beobachtet, wie sie ein Karibu von einem Schulhof vertrieben hatte, sodass es den Weg zurück in den Wald fand. «Nein», log sie.
    «Den Indianer», setzte Walt nach. «Ist er vielleicht aus deinem Stamm?»
    «Ich sagte doch, ich kenne ihn nicht.» Tala schob ihr Mittagessen weg, ohne es angerührt zu haben. Als Walter kurz vor der Abfahrt das WC aufsuchte, zischte sie Canis zu: «Geht das auch unauffälliger?»
    «Dann wäre es doch sinnlos.» Er hatte ihr zugezwinkert und seine Jacke angezogen, um ihnen auch weiterhin auf den Fersen zu bleiben.
    Als sie im Schritttempo – der Wind war abgeschwächt, aber es schneite immer noch stark – zu ihrem nächsten Einsatz fuhren, hörte Tala nicht auf zu plappern, nur um Walt davon abzulenken, dass Canis ihnen hinterherfuhr. Als sie am Einsatzort ankamen, hatte sie Kopfschmerzen von ihrem eigenen Geschnatter.
    Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass alle Fenster und Türen verschlossen waren, legte sie sich aufs Bett und rieb ihre Schläfen. In ihrem Hinterkopf dudelte die ganze Zeit ein Lied. Zuerst war da nur die Melodie, die wie in einer Endlosschleife immer wieder von vorne begann. Erst als Tala mitsummte, wurde sie sich bewusst, welches Lied sie quälte. «Run with the pack or get hunted by the pack.» Sie erinnerte sich nicht an den Sänger oder die Gruppe, nicht an die einzelnen Zeilen, nur an den Titel.
    Stöhnend raffte sie sich auf und nahm eine heiße Dusche. Sie dachte lächelnd an den Rotwolf. Ein süßer kleiner Bursche, der keinerlei Aggression gezeigt hatte. Konnte er sich wirklich in den Jungen verwandelt haben? Rufus, so hatte man ihn genannt. Vielleicht war er auch längst ein Teenager, Tala konnte es nicht bestimmen. Sie hätte ihn in diesem Moment gerne zur Beruhigung gestreichelt, zu ihrer Beruhigung – den Wolf natürlich.
    Den ganzen Tag hatte sie über die Erlebnisse der Nacht nachgedacht. Manchmal bewusst, oft unterbewusst. Sie hatte sich dabei ertappt, wie sie Walt nicht zugehört, sondern gegrübelt hatte. Über Werwölfe. Und Claw, den sie meiden sollte wie der Teufel das Weihwasser, doch sie konnte nicht aufhören, an ihn zu denken.
    Jedes Mal kitzelte sie wieder dieses Prickeln in ihrer Mitte. Tala führte das darauf zurück, dass sie schon

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