Alphawolf
erledigt, denn Handeln ist eine Art Läuterung. Nichts bleibt dann zurück als die Erinnerung an einen Genuss oder die Wollust des Schmerzes. Der einzige Weg, sich einer Versuchung zu entledigen, ist ihr nachzugeben. Widerstehen Sie ihr, und Ihre Seele wird krank vor Sehnsucht nach den Dingen, die sie sich selbst verboten hat, vor Begierde nach dem, was ihr widernatürliche Gesetze widernatürlich und gesetzwidrig gemacht haben.»
Was wollte er damit sagen? Ein Schauer durchrieselte sie. «Es ist nur ein Roman», betonte sie nüchtern.
«Die Worte berühren dich, folglich ist es nicht nur eine Geschichte, sondern Magie.» Er strich gefühlvoll über die Buchseite, als wäre sie Talas Haut.
«Was willst du mir damit sagen?», fragte sie geradeheraus und schlang die Arme um ihren Körper.
Ihre Offenheit übertrug sich auf ihn. «Ich werde heute Nacht mit dir schlafen, Tala.»
«Wie bitte?» Sie traute ihren Ohren kaum.
«Seit unserer ersten Begegnung kann ich an nichts mehr anderes denken als daran, mich mit dir zu vereinen. Das vernebelt meine Gedanken, ich kann nicht mehr klar denken, was meine Jagd nach Dante erschwert und auf Dauer blockieren wird.»
Er sagte dies, als hätte er seine Entscheidung bereits getroffen. Doch was war mit ihr, fragte sich Tala. «Habe ich da nicht auch ein Wörtchen mitzureden?»
Claw schnüffelte leise. «Ich rieche deine Lust. Du hast sie gestern verströmt und heute ebenfalls. Sie mischt sich mit deiner Angst, das ist nur allzu verständlich, aber du findest mich attraktiv und begehrst mich. Wo liegt also das Problem?»
«Dassᅠ… dass wir uns erst gesternᅠ… letzte Nacht zum ersten Mal begegnet sind?», stotterte sie fassungslos, und dennoch hatte sich ihr Puls beschleunigt und die samtene Stelle zwischen ihren Schenkeln war zum Leben erwacht.
«Ich billige oder missbillige niemals etwas. Das ist eine abgeschmackte Haltung dem Leben gegenüber. Wir sind nicht in die Welt gesetzt worden, um uns mit unseren moralischen Vorurteilen aufzuspielen.» Er klappte das Buch so unvermittelt zu, dass Tala erschrak. «Auch das stammt aus Dorian Gray.»
Obwohl sie zugeben musste, dass der Gedanke, den muskulösen Körper, der unter dem dunkelbraunen Rollkragenpulli versteckt war, zu berühren und zu küssen, sie erregte, schob sie sich am Regal entlang in Richtung Ausgang. «Du kannst nicht einfach über mich herfallen, verdammt noch mal.»
Er lächelte sinnlich und stellte den Roman zurück. «Ich werde dich verführen. Das ist ein Unterschied. Was hast du gedacht? Ich würde dich zu Fall bringen, dich mit einem Biss in den Nacken außer Gefecht setzen und von hinten nehmen?»
Tala presste ihre Schenkel aneinander.
«Oh», machte er und sah genau auf die Stelle ihres Bademantels, unter dem ihr Schoß prickelte. «Dir gefällt diese Fantasie. Dein Intimduft wird stärker.»
«Red keinen Unsinn», zischte sie. Plötzlich rannte sie los. Sie wusste nicht wohin, aber weit kam sie ohnehin nicht, denn Claw holte sie nach wenigen Schritten ein. Er schlang seinen Arm um ihre Taille und drängte sie mit dem Rücken gegen die Wand. Während er sie mit seinem Körper fixierte, spürte sie die Wölbung in seiner Hose.
Er wurde ernst. «Ich will dich, Tala. Du gefällst mir. Aber das kann ich zurzeit nicht gebrauchen, besonders nicht, da du kein Rudelmitglied bist. Ich muss dich aus meinen Gedanken vertreiben, damit ich mich wieder auf mein Ziel konzentrieren kann. Dante zur Strecke zu bringen hat höchste Priorität. Mein tierischer Paarungstrieb ist im Moment störend, aber ich kann ihn nur loswerden, indem ich ihn auslebe.»
«Du könntest ihn unterdrücken», schlug sie vor und klimperte unschuldig mit ihren Wimpern.
«Unmöglich.» Seufzend vergrub er seine Hand in ihren Haaren und massierte ihre Kopfhaut. «Ich habe es einen Tag lang versucht, aber je mehr ich gegen meinen Trieb angekämpft habe, desto stärker ist er geworden.»
«Solltest du dich nicht mehr unter Kontrolle haben?» Das war kein Vorwurf, sondern eine Frage, die von großer Bedeutung war. Tala legte ihre Hände an seinen Brustkorb, um ihn wegzustemmen. Doch als sie seinen wohlgeformten Oberkörper spürte, nahm sie ihre Hände so schnell weg, als hätte sie sich verbrannt.
«Du ahnst nicht, wie lebendig und voller Kraft und Energie das Tier in mir ist.» Er festigte seinen Griff in ihren Haaren und zog ihr Gesicht so nah heran, dass sie seinen warmen Atem an ihren Lippen spürte. «Ich werde dir nicht wehtun, du
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