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Alphawolf

Titel: Alphawolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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auf, als sie durch den Wald spazierten. Jesus, der arme Junge! Als hätte er nicht schon genug durchgemacht. Sie pöbelten ihn an. Einer hielt das Mädchen fest, die anderen begannen, auf Rufus einzuprügeln. Er war ein Außenseiter und Außenseiter durften keine Freundinnen haben.»
    Tala packte das Paket mit dem Cheddar so fest, dass sie die Käsescheiben beinahe zerdrückte. Obwohl sie ihn kaum kannte, mochte sie Rufus. Er hatte schon so viel durchgemacht. Nahm sein Unglück denn gar kein Ende? «Er landete im Krankenhaus, habe ich Recht?»
    «Nein, beim Rudel. Einer der Jungen zückte ein Messer, als Rufus wagte, sich zu wehren. Er stach mehrmals zu, bis Rufus zusammenbrach. Seine Verletzungen wären tödlich gewesen, wenn ich ihn nicht gebissen hätte. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Jetzt weißt du, warum ich an das Schicksal glaube, und kennst einen weiteren Grund, weshalb Claw Rufus nur als rangniedrigstes Mitglied akzeptiert.»
    «Ich verstehe nicht ganz, was du meinst.»
    Lupus zog Tala zu sich heran und flüsterte: «Ich habe die Jungen und das Mädchen vertrieben und Rufus gebissen. Der Biss hat ihn gerettet. Das Tier in uns gibt uns eine größere Kraft und einen stärkeren Überlebenswillen, als es bei reinen Menschen der Fall ist. Für einen Menschen hätten die Verletzungen unweigerlich zum Tod geführt, nicht aber für einenᅠ…» Er sprach das Wort nicht aus, weil zu viele Personen in der Nähe waren.
    «Aber warum hat Claw dich nicht als Lebensretter gefeiert?»
    «Claw hieß meine Entscheidung, Rufus zu einem von uns zu machen, nicht gut. Er möchte nicht, dass das Rudel nur aus Mitgliedern besteht, die gebissen wurden, weil sie sonst gestorben wären.»
    «Gibt es denn noch andere, die auf diesem Weg zum –», sie hüstelte gekünstelt, weil sie schon zu nah an der Kassiererin standen, «wurden?»
    Er überging ihre Frage. «Eines Tages werden wir noch eine Armee der lebenden Toten sein, hat er geschimpft, wir werden nur aus Menschen bestehen, die eigentlich hätten tot sein sollen, aber das sei ein absichtlicher Eingriff in die Natur und gegen seine Moralvorstellungen.»
    «Aber wer hat in seinen Augen dann das Recht, die Seite zu wechseln?»
    «Nur Auserwählte», sagte er so leise, dass sie es kaum hören konnte.
    Tala schnaubte. «Die selbstverständlich Claw bestimmt.»
    «Nein, das Rudel bespricht sich ausgiebig und stimmt darüber ab.» Lupus schob sich am Einkaufswagen vorbei, weil sie an der Reihe waren, und stellte sich hinter den pickeligen Burschen, der den Einkauf in Tüten packte. «Aber seine Stimme hat das größte Gewicht.»
    Sie verdrehte die Augen und bezahlte ihren Einkauf. Die Kratzbürste in ihr wollte kein gutes Haar am Alpha lassen, aber wenn sie ehrlich war, konnte sie seine Meinung nachvollziehen. Es war nicht die Aufgabe der Werwölfe, über Leben und Tod zu bestimmen.
    «Wie wurde er –?»
    Lupus unterbrach sie, indem er sich an die Kassiererin wandte: «Einen schönen Tag noch.»
    Seite an Seite schlenderten sie durch die Mall zum Parkplatz. Tala wiederholte ihre Frage, doch Lupus wiegelte rigoros ab.
    «Das muss er dir selbst erzählen. Er würde mich einen Kopf kürzer machen, wenn ich seine Geheimnisse ausplauderte.»
    Obwohl die Einkaufstüten nicht sehr voll waren, schleppte er schwer daran. Sein Zustand verschlechterte sich sichtlich, auch wenn er keinerlei Erkältungserscheinungen hatte. Tala wollte ihm helfen, doch er war wohl ein Gentleman der alten Schule, denn er ließ es sich nicht nehmen, ihr die Tüten bis zu ihrem Pick-up zu tragen. Als er den Einkauf in den Fußraum vor dem Beifahrersitz stellte, hielt er sich einen Moment lang an der Tür fest und schloss für wenige Sekunden die Augen.
    Ein Gedanke blitzte in Talas Hinterkopf auf, ein Gedanke, der sie irritierte. Der Wolf in Rufus hatte ihm nach der Messerstecherei das Leben gerettet, aber bei Lupus half das Tier nicht gegen eine einfache Grippe. Irgendetwas stimmte nicht.
    «Du musst ihn schleunigst loswerden, Tala.» Lupus warf die Autotür zu und wandte sich ihr zu. «Sonst kümmert sich Claw um ihn.»
    Zuerst wusste sie nicht, wen er meinte. Dann dämmerte es ihr. Sie schaute sich um, sah Matt Jerkins jedoch nicht, aber wenn Lupus sagte, der Reporter war noch da, glaubte sie ihm. Seine Sinne waren ausgeprägter als ihre.
    Wenn das so einfach wäre, dachte sie zerknirscht. Reporter waren genauso hartnäckig wie Werwölfe. Aber Lupus hatte ja Recht. Sie durfte nicht mit der Hilfe

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