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Alphawolf

Titel: Alphawolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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sind.»
    «Wann?»
    «Ich weiß es nicht. Vielleicht stimmt es auch gar nicht.» Tala umfasste das Lenkrad mit ihrer Linken fest. «Aber du könntest dich mal bei den Stämmen erkundigen.»
    «Das mache ich. Hauptsache, ich habe etwas zu tun und sitze nicht nur tatenlos herum.»
    «Ich rufe dich heute Abend an», sagte Tala, verabschiedete sich und legte auf. Was war nur im Moment los? Es erschien ihr, als wären die Details Anzeichen für eine Katastrophe, die bald auf die Indianer zukam. Sie waren die Zielscheibe für jemanden geworden, vermutlich für etwas Übernatürliches, das niemand von ihnen einschätzen konnte. Da Dante bereits Chaos im American Native Medical Center, im Alaska Native Heritage Center und im Education Center angerichtet und sogar einen Mord begangen hatte, war es da nicht möglich, dass er Indianer entführte? Aber wozu?
    Tala überlegte, ob sie zurück zu Claw gehen und mit ihm reden sollte, doch sie entschied sich dagegen. Was wusste sie denn schon? Nichts. Es waren nur Mutmaßungen. Sie musste erst sicher wissen, dass auch die Yup’ik und Cup’ik ein Stammesmitglied vermissten.
    «Feigling», schimpfte sie mit sich selbst, als sie den Wagen erneut startete und losfuhr. In Wahrheit wollte sie nur einer Konfrontation mit dem Alpha aus dem Weg gehen, einem klärenden Gespräch, was denn da nun zwischen ihnen lief. Eigentlich wollte sie nicht einmal das wissen, denn Werwölfe schieden prinzipiell als Heiratskandidaten aus.
    Zu Hause sprang sie erst unter die Dusche. Sie wunderte sich über die Wehmut, die in ihr aufstieg, als sie Claws Duft von ihrem Körper abwusch. Sie überprüfte ihren Anrufbeantworter. Claw hatte nicht angerufen. Bestimmt hatte er ihre Abwesenheit längst bemerkt. Seine Sinne waren schärfer als die eines Menschen. Sie vermutete sogar, dass er bemerkt hatte, wie sie sich aus seiner Wohnung gestohlen hatte, aber zu stolz gewesen war, um ihr nachzulaufen.
    Während sie frühstückte, lag ihr Mobiltelefon vor ihr auf dem Küchentisch. Es blieb stumm. Kein Anruf, keine SMS. Fühlte Claw sich verletzt? War er froh, dass sie das einzig Richtige getan hatte und gegangen war?
    Die Ungewissheit nagte den ganzen Tag an ihr. Weder der Alpha noch Onawa meldeten sich. Walt meinte, sie wäre geistig abwesend, und das war sie auch. Mechanisch brachte sie die Arbeit hinter sich, gedanklich war sie weit weg. Bei den Athabascan, Werwölfen, einer tödlichen Kreatur, die weder Mensch noch Wolf war – und dem Leitwolf. Noch immer fühlte sie seine Hände auf ihren Brüsten, glaubte ihn zu schmecken und in sich zu spüren. Sie wollte die letzte Nacht mit ihm vergessen, wollte einen Schlussstrich ziehen.
    Es war nur sexuelle Anziehungskraft, oder? Es ging schließlich nicht um eine Herzensangelegenheit.
    Abends brummte ihr der Schädel. Sie parkte vor ihrem Haus, stieg aus und schaltete die Zentralverriegelung ein. Mit gesenktem Kopf schlenderte sie den Weg, der zum Eingang führte, entlang und beobachtete dabei den Schnee, den sie mit ihren Boots wegkickte.
    Überrascht blickte sie auf, als plötzlich Schuhe in ihrem Sichtfeld auftauchten. «Rufus.» Er sah besser aus. Sein Gesicht hatte wieder einen rosigen Teint und er lächelte breit.
    «Ich wollte mich bei dir bedanken, dass du mich gerettet hast.» Verlegen scharrte er mit dem Fuß im Schnee.
    Sie wollte keinen Ärger riskieren, weder was den Jungen betraf noch sich selbst. «Weiß Claw, dass du hier bist?»
    Mit einem Nicken deutete er auf einen Wagen, der in einiger Entfernung mit laufendem Motor am Straßenrand parkte. «Lupus hat mich gefahren.»
    Das beantwortete zwar nicht ihre Frage, aber sie ließ das Thema auf sich beruhen. Lupus wusste schon, was er tat. Freudestrahlend winkte er Tala zu und fuhr weg.
    «Werde ich denn nicht mehr überwacht?», fragte sie erstaunt.
    Rufus richtete sich kerzengerade auf und bemühte sich, größer zu wirken, als er war. «Ich bin doch da.»
    «Natürlich», murmelte Tala. Weil sie spürte, wie ein Grinsen langsam ihre Mundwinkel hochzog, eilte sie an dem Jungen vorbei und schloss die Tür auf, damit er es nicht bemerkte. Er stand zwar in der Hierarchie des Rudels ganz unten, war aber trotzdem ein vollwertiges Mitglied, das Aufgaben zu erfüllen hatte. Dennoch konnte es Claw mit ihrer Bewachung nicht mehr sehr ernst meinen, wenn er den Kleinen schickte, um ein Auge auf sie zu werfen.
    Sie stieß die Tür auf. «Komm rein. Wenn die Nacht hereinbricht, wird es eiskalt draußen.»
    Rufus

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