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Alphawolf

Titel: Alphawolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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sie als Erstes die Heizung aufgedreht hatte, als sie nach Hause gekommen war. Sie hielt die Tasse in beiden Händen, um sich daran zu wärmen.
    Der Junge rutschte tiefer und legte den Kopf auf ihren Schoß. «Seine Frau. Wegen ihr hat er sich doch beißen lassen. Aus Liebe. Ist das nicht romantisch?»
    «Ist sie auch einᅠ...?»
    «Nein, aber er hätte alles getan, um wieder gesund zu werden, um bis zu ihrem Ende bei ihr zu sein.»
    Erst jetzt wurde Tala bewusst, was er gesagt hatte. «Er hat sich absichtlich infizieren lassen?» Sie hatte dies so laut gesagt, dass Rufus zusammengezuckt war. Entschuldigend rieb sie über seinen Arm.
    Rufus nickte kaum merklich.
    «Von wem?» Als er nicht antwortete, schüttelte sie ihn sanft. «Wer hat es gemacht?»
    «Nanouk», stieß er hervor, damit sie aufhörte. «Sie war damals unsere einzige Werwölfin. Und ist es jetzt wieder. Manou war nur kurz beim Rudel, sogar kürzer als ich.»
    «Hat Claw sein Okay dazu geben?» Das konnte sie sich nicht vorstellen. Wenn sie Lupus Glauben schenkte, war der Alpha strikt dagegen, kranke oder verletzte Menschen zu Gestaltwandlern zu machen, nur damit sie überlebten. Er wollte keinesfalls eine Armee der lebenden Toten haben. Sie hielt die Luft an.
    «Nein, aber er hat auch nicht versucht, es zu verhindern.»
    Geräuschvoll atmete sie aus. «Lupus sollte seinen Zustand trotzdem regelmäßig überprüfen lassen. Wann war er das letzte Mal bei einem Arzt?»
    «Er ist doch selbst Arzt.»
    «Ach ja?» Das wurde ja immer interessanter.
    Er lächelte sie triumphierend an, weil er all diese Dinge wusste, von denen sie keinen blassen Schimmer hatte. «Dr. Brass, in seiner Praxis hat er sich schon um Werwölfe gekümmert, als er noch ein Mensch war. Das macht er auch heute noch, deshalb verkauft er sie nicht.»
    Dr. Theodore Brass, seine Arztpraxis befand sich im selben Haus, in dem Claw wohnte. Jetzt war sich Tala sicher, dass auch Lupus dort eine Wohnung besaß. Nun kannte sie auch den Grund, weshalb Claw nichts gegen Nanouks Alleingang unternommen hatte: Lupus war ein langjähriger Freund des Rudels. Wahrscheinlich hatte er gedacht, dass er dem Arzt etwas schuldig war.
    Blieb noch eine Frage: «Wofür brauchen Werwölfe einen Arzt? Ihre Wunden heilen doch von selbst.»
    «Canis wurde einmal bei einem Kampf fast ein Arm abgerissen. Er hätte ihn verloren, hätte Lupus ihn nicht rechtzeitig angenäht. Gliedmaßen wachsen nicht nach. Weg ist weg.» Rufus legte sich auf den Rücken und schaute zerknirscht zu ihr hoch. «Und Zahnschmerzen bekommen wir auch. Das finde ich besonders fies. Aber da kann Lupus nicht helfen.»
    Tala lachte. «Dann solltest du bei der nächsten Tasse nicht so viel Zucker in deinen Tee schaufeln.»
    Plötzlich zerbarst die Terrassentür. Der massige Körper, der ins Wohnzimmer stürmte, lief durch sie hindurch, als wäre sie eine japanische Papierwand. Er verteilte die Splitter im Raum. Binnen weniger Sekunden waren Boden und Sessel übersäht mit Glas und Schnee, der von draußen hereinwehte.
    Eine Eiseskälte breitete sich aus, die Tala bis ins Mark kroch.
    Der Schreck fuhr ihr in die Glieder. Sie glaubte, ihr Herz würde stehen bleiben, als sie das Monster sah, das sich nur wenige Schritte von ihr entfernt aufbaute. Claw hatte ihn den Wolfsmann genannt, ein Wesen, das halb Wolf und halb Mensch war, doch dieser Begriff war maßlos untertrieben und drückte nicht im Entferntesten aus, was diese Kreatur ausmachte.
    Die Zunge dieses widernatürlichen Geschöpfes hing zwischen seinen großen Reiß- und Fangzähnen aus der grässlichen Wolfsschnauze und zuckte. Sabber tropfte aus den Mundwinkeln. Das Gesicht war kahl, doch auf dem Kopf stand mit Schmutz verkrustetes Fell ab. Den fürchterlichsten Anblick jedoch boten seine Augen – denn sie waren menschlich.
    Dante.
    Er ging aufrecht. Fell bedeckte seine Schultern, an seinen Armen schimmerte jedoch Haut durch. Er hob seine Pranken, überdimensionale Pfoten, mit längeren Zehen, als es bei Wölfen üblich war, Fingern ähnlich, mit denen er problemlos Türgriffe benutzen und sogar eine Tasse würde halten können, allerdings waren die Krallen, die aus dem Ende herauswuchsen, monströs.
    Dante war eine intelligente Kampfmaschine, das war überdeutlich zu erkennen. Er vereinte menschliche und tierische Stärke, nur sein gesunder Menschenverstand hatte darunter gelitten. Moral spielte keine Rolle mehr für ihn, Tabus existierten nicht. Er tat, was er wollte, und nahm sich, was er

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