Alptraum in Atlantis
Krieger steckte.
Irgendwie erinnerte er mich an Suko. Mein Gott, wie mochte es meinen Freunden ergehen?
Zehntausend Jahre waren wir voneinander getrennt. Würde ich ihn, Jane, Sheila oder Bill wiedersehen? Diese Gedanken überfielen mich mit einer plötzlichen Wucht, die mich fast trübsinnig machte. Doch was sollte es? Ich lebte in der Atlantis-Gegenwart und musste mich auch auf die konzentrieren.
Wir verschwanden im Hintergrund der Halle. Hier war es leerer. Die Säulen standen dichter, und ich sah auch Sitzgelegenheiten. Stühle, die in Form einer Schale gearbeitet waren, luden zum Verweilen ein. Zwischen ihnen stand ein niedriger Steintisch, auf den jemand eine prall gefüllte Obstschale gestellt hatte.
Es gab auch eine Treppe.
Sie war sehr breit und führte in die Höhe, wo sie abermals in eine Halle mündete, von der mehrere Gemächer abzweigten. »Hier lebt Delios«, erklärte Kandor mir.
Er selbst hielt sich nicht auf, sondern ging weiter. Leider gab es hier keine Fenster, die befanden sich auf der anderen Seite des Gebäudes, ich konnte höchstens ahnen, welche Schrecken sich draußen auf den Straßen abspielten.
Wir mussten dann die Haupttreppe verlassen, weil sie endete. Es gab allerdings eine schmale Treppe, die weiter bis unter das Dach führte, wo man einen schweren Stein durch ein kunstvoll geschmiedeten Eisenhebel zur Seite schieben konnte und so auf das Dach gelangte.
Ich wunderte mich darüber, dass die Menschen hier schon Eisen verwendeten, wo man sich doch eigentlich noch in der Bronzezeit befand. Aber die Atlanter schienen ihrer Zeit wirklich um einiges voraus gewesen zu sein.
Kandor kletterte als erster aufs Dach. Er nahm eine wachsame Haltung ein, als er seinen Kopf durch die Luke steckte, sich umschaute und mir dann zuwinkte, dass die Luft rein war.
Ich ging hinterher.
Kandor wartete auf dem Dach.
Es war windig, eine Bö schüttelte mich regelrecht durch und ließ meine Kleidung flattern.
Im ersten Moment war ich zu überrascht, um überhaupt etwas sagen zu können. Meinen Augen bot sich ein schaurig-schönen Bild, wie der perfekteste Maler es sich nicht hätte besser ausdenken können.
Wir standen so ziemlich auf dem höchsten Gebäude, und die Stadt lag uns zu Füßen.
Sie brannte.
Überall loderten Feuer, die ihren blutroten Schein in die Gassen und Straßen warfen und sie damit ausfüllten. Der Schein vermischte sich mit dem des Himmels, so dass es aussah, als befänden wir uns unter einer gewaltigen Glocke.
Langsam drehte ich mich.
Weit hinten, wo die Berge lagen, war ein Vulkan ausgebrochen.
Tonnenweise schleuderte er seine glühende Lava in den ebenfalls düsterroten Himmel hinein. Sie stieg sehr hoch, bis die Erdanziehung wirkte und die Lava als feurigen Regen zu Boden holte, wo sie langsam erkaltete.
Ich war gebannt und fasziniert, aber ich musste an meine eigentliche Aufgabe denken, und die war schwer genug.
Die Schreie der Menschen holten mich wieder in die Wirklichkeit zurück.
Ich lief bis an den Rand des großen viereckigen Flachdachs, schaute nach unten und sah die schwarzen Skelette, die auf ihren fliegenden Echsen hockten und die Menschen mit feurigen Peitschen über die Straßen jagten.
Erste Häuser fielen zusammen. Ihre Mauern konnten der Kraft der Echsen nicht standhalten.
Das Inferno begann…
Kandor winkte mir zu und schrie meinen Namen. Ich drehte mich um und sah ihn vor der Armbrust hocken. Einen Pfeil hatte er bereits aufgelegt.
Es war ein wesentlich längerer und dickerer Pfeil. Auch die Spitze war größer und der Speerbolzen ebenfalls.
»Damit kann ich einen Drachen vom Himmel holen«, erklärte Kandor.
Da die Armbrust auf Rädern lief, ließ sie sich auch bewegen. Aber es mussten schon zwei Männer kräftig mit anpacken, um das Ding von der Stelle, zu bewegen. Dafür ließ es sich drehen. Wir schauten in den Himmel, während die schwere Armbrust schussbereit auf der Lafette vor uns stand. Der Himmel war leer.
Noch sah ich keines dieser kleinen Ungeheuer aus dem tiefen Rot auftauchen. Sie hielten sich wohlweislich zurück, den Luftangriff hatten sie hinter sich, jetzt wüteten sie in den Straßen und Gassen.
»Hier oben stehen wir falsch«, sagte ich. »Wir müssten wieder nach unten und den Menschen zu Hilfe eilen.« Ich hatte die Worte kaum ausgesprochen, als ich eines Besseren belehrt wurde.
Genau vor uns erschien eine Flugechse. Wie ein Hubschrauber aus meiner Zeit war sie von unten aus der Gasse hochgestiegen. Wir hörten das
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