Alptraum in Pink
so ein gesundes, sportliches Paar.
Vor einem Jahr hatte er einen echten Zusammenbruch. Es wurde ziemlich geheim gehalten. Er ist in eine Privatklinik gegangen. Als er wieder entlassen wurde, ist er einfach nicht mehr zu Joanna zurückgegangen. Sie hat sich ein paar Mal mit ihm getroffen. Er schien völlig guter Laune, ein bisschen zu laut, und hat dumme Scherze gemacht. Er hat gesagt, er werde sich eine andere Wohnung in der Stadt nehmen. Er hat ihr versprochen, dass der übliche Scheck jeden Monat pünktlich ihrem Konto gutgeschrieben wird und dass sie weiterhin alle Rechnungen an sein Büro schicken soll. Aber sie hat ihn nicht festnageln können. Sie hat nicht richtig mit ihm kommunizieren können.«
»Wie lange war er in der Klinik?«
»Zweieinhalb Monate.«
»Hat sie ihn da besucht?«
»Man hat ihr gesagt, es sei besser, wenn sie wegbleibe. Nach Aussage der Ärzte handelte es sich um eine akute Angstneurose. Ich habe versucht, herauszubekommen, was hinter dieser verrückten Sache steckt, und ich bin schon seit zwei Wochen hier und habe ihn immer noch nicht zu Gesicht bekommen. Er geht nicht mehr in seine alten Clubs. Er lebt in einer Sechs-Zimmer-Wohnung in der 71. Straße. Sein persönlicher Rechtsberater, Baynard Mulligan, wohnt bei ihm. Und seine Privatsekretärin, Bonita Hersch. Ein Hausmädchen kommt tagsüber, eine Köchin wohnt da und ein Chauffeur. An jedem Arbeitstag verbringt er ein paar Stunden in seinem Büro. Ich habe Dutzende von Malen hinterlassen, er möge mich anrufen. Nichts.« Sie stand auf, ging zur Bar und machte sich einen frischen Gin mit Eis.
Sie brachte ihn herüber, setzte sich neben mich und schaute mich an. »Jetzt habe ich mich aber hereinlegen lassen und einem völlig Fremden eine Menge ganz persönlicher und privater Dinge verraten.«
»Aber du hast nicht alles erzählt.«
»Hab ich nicht?«
»Terry, du hast mir die Fakten vermittelt, aber deine Vermutungen weggelassen.«
»Muss ich dazu wissen, wo du in dieser ganzen Geschichte hingehörst?«
»Nicht unbedingt.«
Sie nickte. »Dann erzähl du mir mal, was ich vermute.«
»Du hast über alles nachgedacht. Du bist hinreichend scharfsinnig. Und du weißt praktisch seit deiner Geburt, dass du ein gefundenes Fressen für jeden Gauner bist, der dir über den Weg läuft. Also entwickelst du einen sechsten Sinn. Du weißt, dass da etwas faul ist. Eines passt genau zum anderen: Ein paar Leute haben es geschafft, sich an Charlie Armister heranzumachen. Sie haben sein völliges Vertrauen gewonnen. Er ist ganz in ihrer Hand. Hast du schon einmal ein Neunauge gesehen?«
»Ein was?«
»Das ist eine Art Aal. Er versteckt sich in den Pflanzen am Grunde eines Sees. Manchmal muss er sich sehr lange verstecken. Wenn eine fette Seeforelle vorbeikommt, schießt der Aal nach oben, reißt sein rundes Maul auf und schlägt die Zähne in den weißen Bauch des Fisches. Der Fisch kämpft eine Weile dagegen an und geht dann seinen gewohnten Geschäften nach, den Aal im Schlepptau. Er schwimmt und frisst und lebt noch lange, aber er wird immer dünner und schwächer. Wenn er stirbt, lässt ihn der Aal einfach liegen und verschwindet wieder in den Pflanzen.«
»Mulligan?«
»Und die Hersch und der ganze notwendige Tross von Helfern. Es muss eine groß angelegte und sehr behutsam eingefädelte Verschwörung sein. Das ist keine Unternehmung, die wie ein Überfall abläuft. Es ist ein symbiotisches Verhältnis.«
»Glaubst du, dass sich das wirklich so verhält?«
»Erstens ist die Firma Armister dabei, gewinnbringende Geschäftszweige zu Geld zu machen. Das Geld wird nicht wieder angelegt, und das schon seit einem Jahr. Zweitens hat ein sehr ernsthafter junger Mann, der bei Armister angestellt war, hartnäckig versucht, herauszufinden, was da gespielt wird. Vor zwei Monaten wurde er in einer Gasse überfallen und umgebracht.«
Sie starrte mich an. »Bist du verrückt?«
»Je höher der Profit, je größer das Risiko.«
»Aber ... aber wenn sie Charlie haben, sollten wir sofort zur Polizei gehen!«
»Sicher. Und was sagen wir denen?«
»Wir ... wir beschuldigen Mulligan der Verschwörung.«
»Und lassen ihn festnehmen?«
»Natürlich.«
»Selbst wenn wir irgendwie eine Überprüfung erzwingen könnten, würden wir feststellen, dass die Bücher regulär geführt werden. Wir würden feststellen, dass jede Entscheidung, die sie getroffen haben, gerechtfertigt werden kann. Und Charlie würde wahrscheinlich wütend werden. Mulligan würde
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