Alptraum in Pink
Hals.«
Ich lächelte sie an. »Sie haben es ja beim Unentschieden nicht belassen wollen. Sie mussten ja unbedingt weiterbohren, Terry.«
»Okay. Sie sind jetzt also das dominante Männchen. Jetzt führen Sie das Kommando. Aber so spricht sonst niemand mit mir.«
»Weil Sie reich sind. Das lässt die Leute, die Sie treffen, nicht kalt. Die Reichen sind eine fremde Rasse.«
»Aber Sie lässt das kalt?«
»Natürlich nicht. Aber ich kann Sie nicht reinlegen und Ihnen gleichzeitig die hübschen Sandalen lecken, Schätzchen.«
»Mein Gott, Sie geben mir wirklich und wahrhaftig das Gefühl, wieder ein junges Mädchen zu sein, Trav.«
»Eigentlich müsste es für Sie eine Erleichterung sein, die Rolle abzulegen, die Sie sich auferlegt haben.«
»Ich nehme schon an. Irgendwie. Aber worin besteht jetzt meine Verteidigung?«
»Sie geben sich völlig unterwürfig.«
»Himmel!« Sie gab ein bellendes Lachen von sich. »In Ordnung. Wir sind Freunde. Und wenn ich keine besonders gute Freundin sein sollte, liegt das daran, dass ich nicht viele Freunde habe, und die wenigen sind ausschließlich Frauen.« Sie hielt mir die Hand entgegen, und ich schüttelte sie. Ich setzte mich auf die Couch. »Jetzt können wir über Charlie reden«, meinte sie.
»Das Gespräch wird aber etwas anders verlaufen als vorher.«
»Du siehst also nicht nur gut aus, du bist auch wirklich clever, was? Alle Achtung. Charles McKewn Armister der Vierte. Er und meine Schwester Joanna sind gleich alt. Und irgendwie ähnlich auf ihre verlässliche, lächelnde Art. Sie haben als Kinder ganz ernsthaft zusammen Sandburgen gebaut. Und als sie zwölf, dreizehn, vierzehn waren, so um den Dreh, gehörte sie zu seiner Rudermannschaft, und sie haben so ziemlich jeden Pokal gewonnen, den der Club verliehen hat. Beim Mixed im Tennis waren sie nahezu unschlagbar. Alle wussten, dass sie einmal heiraten und gesunde, hübsche Kinder zeugen würden, und sie haben alle Recht behalten. Ich war ein ekelhaftes Kind, zwei Jahre älter als Joanna und Charles. Als ich achtzehn war und er sechzehn war, habe ich versucht, ihn zu verführen. Ich habe ihn nicht wirklich gewollt. Das war reine Boshaftigkeit. Für mich hat er nie eine sexuelle Ausstrahlung gehabt. Vielleicht war ich nur neugierig. Es hat ewig gedauert, bis Charlie begriffen hatte, was ich im Schilde führte, und als es ihm dämmerte, war er entgeistert. Er geriet in Panik und flüchtete. Ich hielt mich in diesem Sommer für besonders verdorben. In Wirklichkeit war ich nur dumm, unglücklich und rücksichtslos. Und ich hatte einen schlechten Ruf. Ich musste in Boston eine Abtreibung machen lassen, bekam eine Blutvergiftung und wäre beinahe gestorben. Aber ich frage mich noch heute, was aus dem Baby geworden wäre und wie die anderen wohl wären, wenn ich noch welche hätte bekommen können. Aber das hat mit Charlie eigentlich nichts zu tun, nicht wahr?
Zurück zu Charlie. Ich habe Charlie und Joanna nicht oft gesehen. In meinem ungeordneten, katastrophalen Leben waren sie wie ein netter, weit entfernter Anker. Ich war immer die Wilde der beiden Geschwister Howlan, und sie die Zahme. Deshalb sitzt sie heute auch wie vom Blitz getroffen da draußen in ihrem hässlichen grauen Schloss auf der Insel fest und fragt sich, ob er jemals zurückkommen wird. Ich fahre also hin, fülle sie mit Schnaps ab und bringe sie dazu, dass sie mir alles erzählt. Ihre Ehe hat immer einen schrecklich normalen Eindruck vermittelt. Das war sie aber gar nicht. Ich meine, ich hatte immer angenommen, dass Charlie einer von diesen Aufschneidern war, die einem einen lustvollen Klaps auf die Hüfte geben und sieben Minuten später schnarchen wie ein Bison. Ich war einmal mit so einem verheiratet, der Himmel steh mir bei. Er hatte Sex gegenüber dieselbe Einstellung wie zum Frühstück. Es war ihm völlig egal, was ihm aufgetischt wurde, Hauptsache, es schmeckte herzhaft und dauerte nicht allzu lange. Aber meine verheulte, betrunkene Schwester hat mir schließlich gebeichtet, dass Charlie eine Macke mit Sex hatte, wahrscheinlich wegen seines grausamen, romantischen, kaltherzigen Hunds von einem Vater, so wie ich wegen meinem, nur in die andere Richtung. Charlie ist völlig verklemmt, wenn es um Sex geht. Die meiste Zeit ist er impotent. Oder er hat Angst davor, impotent zu sein. Kriegt ihn nur hoch, wenn er sehr müde oder leicht betrunken ist. Aber auf allen anderen Gebieten passen sie so gut zueinander, sind so lieb zueinander. Obendrein
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