Alptraum in Pink
Gin und einen Würfel Eis.«
Sie schaute wortlos zu, wie ich den Drink mixte und ihn ihr brachte. Als ich ihr das Glas reichte, ergriff sie mit der freien Hand mein Handgelenk. Ihre Finger waren dünn, heiß und stark. Ich widerstand ganz automatisch ihrem Versuch, mir das Handgelenk umzudrehen. Sie ließ mich sofort wieder los und grinste mich an. Ich hatte das Gefühl, ein Auktionsrennen gewonnen zu haben. Anscheinend wollte sie sich meine Zähne anschauen, bevor sie ein Angebot machte.
»Sie sind ein prächtiges Mannsbild, Trav. Connie hat mir gesagt, dass man Sie so nennt. Bitte, sagen Sie Terry zu mir. Trinken Sie nichts?«
»Im Augenblick nicht, danke.«
»Ich habe Sie beleidigt, nicht wahr?«
»Hängen Sie mir das blaue Band um, dann kann man mich wieder in den Stall führen.«
Ihr Lachen klang herzlich. »Was erwarten Sie denn von mir, Süßer? Dass ich schüchtern bin, um Himmels willen? Ich bin eine geschmacklose, ehrliche Frau, die ein erstklassiges männliches Exemplar inspiziert. Ich treffe nicht mehr allzu viele von Ihrer Sorte. Entweder sind es hübsche Jungs, langweilige, muskelbepackte Ochsen oder alternde Fettsäcke. Sie bewegen sich gut, McGee. Und ich mag tief liegende graue Augen, kantige, sture Kinnpartien und einen sinnlichen Mund. Stehen Sie etwa nicht auf Frauen?«
»Doch, natürlich.«
»Ich bin zu alt für Sie, Süßer. Aber nicht so alt, dass ich nicht darüber nachdenken würde, Sie mit ins Bett zu nehmen.« Sie steckte einen Finger in das Glas, rührte damit herum und leckte ihn ab. »Hat Ihnen Connie nicht erzählt, dass ich für meine groben Manieren berüchtigt bin?«
»Sie geben sich zumindest alle Mühe, Terry.«
Einen Augenblick lang zogen sich die grünen Augen zusammen, dann lachte sie. »Eigentlich sollte ich Sie aus der Fassung bringen, Süßer, nicht umgekehrt.«
»Dann haben wir eben ein Unentschieden. Ich bin ein akzeptabler Hengst, und vom Hals an abwärts sind Sie Miss Universum. Und wenn wir aus irgendeinem Grund jemals zusammen im Bett landen, werden wir uns beide als durchaus kompetent erweisen. Aber ich bin hierher gekommen, um über Charlie zu sprechen.«
»Sie sind ein kaltschnäuziger Hund, nicht wahr?«
»Klar. Und wir sind beide gefühlsmäßige Krüppel, Terry. Ich habe nie geheiratet, und Sie halten es in keiner Ehe aus, also ist wahrscheinlich alles, was uns bleibt, eine gute Performance im Bett. Und das ist verdammt schmale Kost. Was ist nun mit Charlie?«
Sie sprang von dem Sekretär auf, warf mir einen wilden, tränenerfüllten Blick zu, rannte ins Schlafzimmer und knallte die Türe zu, so fest sie konnte.
Ich schlenderte zur Bar hinüber und machte mir einen schwachen Drink. Ich ging damit zum Fenster, stand da und beobachtete, wie die Samstagsmassen die Parkwege entlangspazierten. Ich suchte mir eine der Illustrierten auf dem Couchtisch aus und blätterte darin. Das Heft enthielt hervorragende Farbreproduktionen von drei neueren Gemälden des Spaniers Tàpies, Arbeiten, die so verbrannt, ausgetrocknet, zerklüftet, feierlich und herzzerreißend aussahen wie sein Heimatland. Ich hätte nur allzu gern eines davon besessen. Ich machte mir vor, ich könnte das Affengesicht ins Bett zerren und sie fertig machen, und sie würde mir dann zum Dank für die Party eines schenken. Und sie könnte auch alle meine Kleider bezahlen. In kürzester Zeit würde ich aussehen wie ein schwuler Skilehrer. Sie würde mich nach Athen mitschleppen. Teresa Howlan Gernhardt Delancy Drummond McGee. Ich rätselte, wie viele Stunden am Tage wohl nötig waren, ihre Figur in dieser ausgezeichneten Verfassung zu halten. Diät, Dampfbäder, Massagen, Gymnastikübungen, Lotionen, Hormonpräparate. Und jede Menge Sex, das wirksamste aller Mittel, um den Körper geschmeidig zu halten. Vom Hals an abwärts war sie eine Doriana Gray, die ständig in Angst vor dem Augenblick lebte, in dem man ihr plötzlich, von einem Tag auf den anderen, das ganze ausschweifende Leben ansehen würde.
Nach zwanzig Minuten öffnete sie vorsichtig die Tür und starrte mich aus ihrem leicht geschwollenen, braunen Gesicht an. »Ach«, meinte sie.
»Hätte ich gehen sollen?«
»Seien Sie kein Idiot.«
»Zwei Finger und ein Würfel?«
»Ja, bitte.« Sie setzte sich in einen Lehnstuhl am Fenster.
Ich brachte ihr den Drink. Sie schaute mit einem unsicheren Lächeln zu mir hoch. »Wissen Sie, McGee, Sie sind so eine Art Brechmittel auf Beinen. Sie sind wie ein großer, ungehobelter Finger in meinem
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