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Alptraum in Pink

Alptraum in Pink

Titel: Alptraum in Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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damit ich ihr die Pelzstola um die Schultern legen konnte. Sie hatte einen langen, schmalen Rücken. Ihre kleinen Brüste saßen sehr weit oben, und das schwarze Kleid war ihrer Figur vorzüglich angepasst. Es betonte die lang gezogenen, reifen Kurven ihrer schweren, eleganten und festumgurteten Hüften. Sie bedankte sich mit einem förmlichen Lächeln und mit einem kurzen Augenaufschlag ihrer dunkel getönten Wimpern über die Schulter hinweg, dann schritt sie vor mir zum Ausgang. Wie alle Frauen, die eine tief sitzende Taille haben und sich ihrer sinnlichen, überreifen Hüften und Schenkel bewusst sind, bewegte sie sich mit einer fast nur angedeuteten Unbeholfenheit, die eher auf Einbildung als auf Tatsachen beruht. Bei jedem kurzen Schritt wölbten sich ihre Waden rund und glatt unter den glänzenden Nylonstrümpfen, die ihre Fesseln schlanker machten, als sie tatsächlich waren.

    Sie setzte sich im Taxi zurecht, umgeben von einer Duftwolke ihres würzigen Parfüms, lächelte und sagte: »Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte ...«
    »Natürlich.«
    »Fahrer, zum Armitage Inn, bitte. Lexington Ecke Fün ...«
    »Ich weiß, wo das ist, meine Dame.«
    »Unterbrechen Sie mich bitte nicht, Fahrer. Ich wollte Ihnen gerade sagen, dass Sie den Seiteneingang nehmen sollen.« Eine kleine, seidene Peitsche schwang in dieser Stimme mit, und sie ließ das Handgelenk dazu schnappen, so dass es hübsch und vernehmlich knallte.
    Ihre Stimmung besserte sich. Ich erkannte, was mich an ihr störte. Sie gefiel sich einfach zu sehr in der Rolle der vornehmen Dame.
    »Leben Sie hier in der Stadt, Mr. McGee?«
    »In Florida, Miss Hersch.«
    »Können wir ... wie hat sie Sie genannt? Trav? Können wir Trav und Bonita sagen? Ich muss Sie aber warnen: Nennen Sie mich bitte nicht Bonny. Ich habe mich schon gefragt, wo Sie diesen fabelhaften braunen Teint herhaben, Trav. Machen Sie Geschäfte in Florida?«
    »Ich bin ein Bootsfreak, Bonita.«
    »Ach?« Ich bemerkte ein leichtes Frösteln.
    »Ich besitze ein maßgefertigtes Hausboot. Auf dem lebe ich. Hin und wieder habe ich ein paar kleine Sachen laufen, aber meistens arbeite ich so wenig wie möglich.«
    »Das klingt nach einem wundervollen Leben.« Das Frösteln war verschwunden.
    Mir wurde allmählich klar, wie clever Terry war. Sie hatte Bonita Hersch in ein so schlechtes Licht gerückt, dass die Frau sich verpflichtet fühlen musste, diesen Eindruck zu korrigieren. Und sie hatte mir auf Umwegen die Sorte von Empfehlung gegeben, die mich für Bonita zwar interessant machte, aber harmlos erscheinen ließ.
    Ich musste ihre Wahl der Bar bewundern. Man hatte uns eine Sitznische aus rotem Leder mit hohen Seitenteilen zugewiesen, so dass man völlig ungestört war. Im Hintergrund spielte unaufdringlich Musik, die Beleuchtung war zum Vorteil der Frauen ausgerichtet, und die Bedienung war ausgezeichnet.
    Sie schüttelte traurig den Kopf. »Diese Frau. Wie hat sie mich beschimpft? Eine miese Tippse. Jetzt kommt mir das komisch vor. Ich tippe nämlich wirklich. Früher habe ich einmal als Stenotypistin gearbeitet. Aber ich bin mir nie besonders mies vorgekommen. Ich bin Chefsekretärin -die Privatsekretärin von Charles McKewn Armister. Und ganz bestimmt liegt mir nicht daran, jemanden zu heiraten. Dann würde ich mir richtig mies Vorkommen. Wissen Sie, dass mir diese unsägliche Frau eine Riesensumme angeboten hat, damit ich Mr. Armister zu seiner Frau zurückschicke? Da hat sie sich aber gründlich getäuscht, wirklich.«
    »Wie kam sie denn auf die Idee, dass Sie das könnten?«
    »Sie hat eine gewisse Situation falsch interpretiert, Trav. Irgendwie kann ich ihr das nicht einmal vorwerfen. Ich kann mir vorstellen, dass eine Menge Leute genau so denken. Sehen Sie, ich wohne in Mr. Armisters Wohnung. Dort wohnt aber auch Mr. Baynard Mulligan, sein persönlicher Rechtsberater und der Leiter seiner Rechtsabteilung. Und der Chauffeur. Und die Köchin. Es ist eine sehr große Wohnung. Sie hat sieben Zimmer und vier Bäder, das Quartier für die Bediensteten nicht mitgerechnet. Ich habe einige Jahre für Mr. Mulligan gearbeitet. Als dann vor einem Jahr Mr. Armisters Sekretärin in Ruhestand getreten ist, habe ich ihre Stelle übernommen, auf Vorschlag von Mr. Mulligan und mit der Zustimmung von Mr. Armister. Ich gebe ja gerne zu, dass dies ein merkwürdiges Arrangement ist, aber in gewisser Weise habe ich die Funktion einer Haushälterin. Ich teile die Arbeit für das Personal ein, beaufsichtige

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