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Alptraumland

Alptraumland

Titel: Alptraumland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Ronald M. und Pukallus Hahn
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hatte.
    »Nun ja«, erwiderte ich einsichtig, »wer wäre auch so dumm, nach einem Mordanschlag die eigene Waffe am Tatort zurückzulassen? Der Schütze wird Mr. Bradys Waffe gestohlen haben, um bei einer künftigen Straftat den Verdacht auf ihn zu lenken. Was allerdings voraussetzt, daß Mr. Brady einen Feind hat, der ihm übel will.« Constable McGivern schien mir geistig nicht ganz folgen zu können, denn er musterte mich eingehend und schien sich zu überlegen, was er auf diese Hypothese erwidern sollte. Dann jedoch nahm er sich ein Herz. »Mit Verlaub, Sir«, meinte er ziemlich verlegen, »es besteht auch die Möglichkeit, daß der Schütze die Waffe einfach gestohlen hat, weil er eine brauchte. Ich meine, die Tatsache, daß jemand eine Schußwaffe stiehlt, muß nicht unbedingt bedeuten, daß man dem Besitzer der Waffe mit seiner Tat zu schaden gedenkt.« Der Constable wirkte so überzeugend auf mich, daß ich wider Willen lachen mußte, und ich entschuldigte mich für meine blühende Phantasie mit der Bemerkung, daß ich wohl zu viele Romane von Edgar Wallace gelesen hatte, der zu dieser Zeit in den Staaten gerade Furore machte.
    »Die Denkweise der Polizei funktioniert leider nicht immer so wie die von Mr. Wallace, dessen Romane ich übrigens auch sehr schätze«, erwiderte McGivern leicht bekümmert. »Und ich freue mich natürlich, daß Sie von einer Anzeige gegen Mr. Brady, der wirklich ein braver Mann ist, absehen wollen, Sir. Natürlich werde ich alles in meinen Kräften Stehende tun, um den Schurken dingfest zu machen, der auf Sie geschossen hat.«
    Da Constable McGivern einen durchaus sympathischen Eindruck auf mich machte, beschloß ich, den Versuch zu wagen, ihn mit einem weiteren Problem zu belästigen. Ich erzählte ihm, daß ich für meinen Landsitz Personal brauchte, und fragte ihn, ob er mir vielleicht ein paar geeignete Leute empfehlen könnte. »Ich bin bereit, die Leute gut zu bezahlen«, sagte ich, doch der Constable bedauerte, mir nicht helfen zu können.
    »Die Leute hier haben mit der Landwirtschaft alle Hände voll zu tun. Ich glaube nicht, daß Sie in Largs zum Zuge kommen.«
    Die Ereignisse der letzten Tage und besonders der feindselige Menschenauflauf in Skelmerhe hatten meine Sinne geschärft, und so glaubte ich zu bemerken, daß auch McGivern den Eindruck erweckte, als sei es ihm lieber, wenn ich das Gespräch so schnell wie möglich beendete. Da mir nichts ferner lag, als jemanden um Hilfe anzubetteln, verabschiedete ich mich, verließ das Revier und steuerte den gegenüberliegenden Gasthof an.
    Neben der verstaubt wirkenden Taverne ragte ein altes, zweistöckiges Gebäude mit schmutzigen Fensterscheiben auf. An der Frontseite verkündete ein verwittertes Schild, daß sich hier die Redaktion der Zeitung The Flying Scotsman befand. Ich blieb interessiert stehen, denn ich empfand es als nahezu unglaublich, in diesem Landstrich auf den Verlag eines Presseerzeugnisses zu stoßen, das laut Firmenschild schon 1820 gegründet worden war. Als ich mir das alte Gemäuer aus der Nähe ansah, wurde mir klar, daß der Flying Scotsman längst eingestellt war und der Verlag als solcher nicht mehr existierte. Manche der Fensterscheiben waren zersplittert, die Tür zur Druckerei hing schief in den Angeln. Die kleinen Druckmaschinen sahen aus, als hätte der selige Johannes Gutenberg auf ihnen seine legendäre Bibel hergestellt. Als ich das Gebäude umrundete, stieß ich auf eine Veranda, auf der ein magerer, weißhaariger Greis saß. Ich schätzte ihn auf Ende sechzig. Er hatte eine kleine rote Säufernase und musterte mich neugierig durch kreisrunde Brillengläser.
    »Hallo, Fremder«, sagte er dann mit einem breiten amerikanischen Akzent. »Sie sind wohl neu hier, was?« Er war der erste Mensch, der sich mir gegenüber nicht ablehnend verhielt, und außerdem ein Landsmann, also trat ich näher. »Sie sind Amerikaner?« fragte ich, nur um ein Gespräch anzuknüpfen.
    Die Augen des Alten blitzten. »Der Teufel soll mich holen«, sagte er dann, »ein New Yorker!« Wir schüttelten uns die Hand.
    »Was zum Henker machen Sie auf diesem gottverlassenen Stückchen Erde?« erkundigte er sich. »Sind Sie ’n Kollege? Sind Sie Journalist?«
    »O Gott, nein«, erwiderte ich. »Ich bin kein Journalist, aber ein Kollege bin ich irgendwie doch. Ich schreibe Geschichten.«
    »Ein Schreiber!« entfuhr es dem Alten begeistert. Er griff neben den Schaukelstuhl, auf dem er saß, und hielt mir eine halbvolle Flasche

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