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Alptraumland

Alptraumland

Titel: Alptraumland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Ronald M. und Pukallus Hahn
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mir folgte, mit aller Wucht unters Kinn. Das Wesen brüllte und fiel rücklings abwärts. In den Augenwinkeln sah ich, daß die Schlange aus seinem Mund hervorkroch und mit einem spitzen Kreischen über den Boden davonkroch. Ich grabschte nach einem schweren Brokatvorhang und riß ihn beiseite.
    Als ich die abgetretenen, von unirdischem Bewuchs glitschigen Treppenstufen hinabstieg, drang dumpfes Heulen an meine Ohren. Es schien aus den Tiefen meiner Seele heraufzugrölen. Dann hallte ein Gong durch die Finsternis. Ich hatte das schauerliche Gefühl, daß das Dröhnen den Auftritt eines Ungeheuers ankündigte; einer Bestie, deren Erscheinen es sein mußte, das die in der Gruft Versammelten geschlossen zu wüstem Aufbrüllen der Begeisterung bewog.
    Ich blieb auf der untersten Treppenstufe stehen. Mein Blick fiel in eine große Halle. Ich sah ein zierlich gebautes, rothaariges Mädchen, das mit gespreizten Beinen und nackt, wie Satan es erschaffen hatte, auf einem Altar lag. Es wartete voller Sehnsucht auf das silberne Messer, das sich gleich in die Mulde zwischen den Brüsten bohren sollte. Ich tat einen weiteren Schritt. Meine Knie zitterten, mein Blick war unstet. Als ich den von Pechfackeln umsäumten Zugangsbogen erreichte, hinter dem sich die kreisrunde Halle ausbreitete, vernahm ich die grauenhaften Töne der Bestie. Das Mädchen auf dem Altar hob den Kopf und schrie ebenfalls. Schrei nur, kleine Teufelin, schrei nur, dachte ich. Ich blieb am Eingang stehen, schob die Hände in die Taschen meines Jacketts und warf einen Blick in die Runde. In den Tiefen der Gruft herrschten Terror und Verkommenheit. Die Anwesenden tanzten mit obszönen Gesten und schrillen Schreien um den marmornen Altar, der die Mitte des Raumes einnahm. Das rothaarige Mädchen war angeschnallt und nahm die gespenstische Umgebung nur halb wahr. Man hatte es mit Drogen vollgepumpt. Es lebte in der Überzeugung, allen Geistern und Götzen der Hölle ausgeliefert zu sein.
    Die Tänzer waren Alptraumgestalten. Auch ich konnte nicht verhindern, daß sich auf meinem Rücken eine Gänsehaut bildete. Sie hatten sich mit grellen Farben beschmiert, hüpften in satanischem Tanz um den Altar und heulten wie Wölfe. Sie glänzten verschwitzt, und ihre Augen hatten unter dem Einfluß dämonischer Kräutersalben ein Eigenleben entwickelt. Für mich sahen die Beteiligten wie Wahnsinnige aus.
    Warum, fragte ich mich, habe ich keine Furcht vor ihnen?
    Dann trat die Bestie vor; ein hünenhaftes, von Kopf bis Fuß behaartes Wesen, das einem Menschen ähnelte. Sein Gesicht war hinter einer roten Maske verborgen. Er näherte sich mit festen Schritten seinem Opfer, und der Schoß des sich im Rausch windenden Mädchens zuckte. Wieder wurde von unsichtbarer Hand der Gong geschlagen. Dann setzten Trommeln ein und versetzten die Anwesenden in der Halle in Ekstase. Mein Blick fiel auf die glänzenden Körper dreier Frauen; sie schlugen die Trommeln mit wilder, rhythmischer Kraft, als wären sie in Trance. Im Schein der Fackeln blitzte in der Hand der Bestie eine Messerklinge auf. Die Meute schrie, und ich unterdrückte ein sich in meiner Kehle bildendes erregtes Würgen. Ich wußte, daß das, was ich sah, nicht nur den Zweck hatte, diabolisch und grausam zu sein. Es steckte etwas anderes dahinter. Ich sah es an den sich wie spastisch krümmenden Tänzern, die sich nun aneinander drängten, als wollten sie …
    Ein Geräusch ließ mich trotz meiner Spannung und des beinahe lüsternen Stöhnens, das nun aus der Halle kam, beunruhigt herumfahren. Der Trommelwirbel hielt an. Dann vernahm ich das Kreischen des gefesselten Opfers. Ich hatte deutlich gehört, daß sich hinter meinem Rücken jemand auf leichten Füßen bewegte. Ich vergaß die abscheuliche Gesellschaft, die hinter mir ihre Orgie feierte. Alle Geräusche wichen in meinem Gehör in den Hintergrund. Meine Ohren konzentrierte sich auf etwas anderes; auf etwas, das nur ich vernahm. Dann sah ich den Schatten. Irgend jemand war hinter mir die Treppe heruntergekommen und hatte sich unter ihr versteckt. Ich griff in die Jackentasche und zückte ein Messer. Es durfte keinen Skandal geben. Niemand durfte wissen, daß ich hier gewesen war und der Orgie zugeschaut hatte. Niemand durfte wissen, daß ich mich für diese Dinge interessierte. Niemand … Ich mußte den Spion töten. Ich mußte verhindern, daß sich etwas herumsprach. Ich näherte mich der Treppe. Für einen Menschen, der lange genug hier unten gewesen war, um die

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