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Alptraumland

Alptraumland

Titel: Alptraumland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Ronald M. und Pukallus Hahn
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Gebühr vorgreifen möchte. Du erhältst auf alle Fälle beizeiten Nachricht über den Fortgang meiner Abenteuer.
    Übrigens habe ich erst am Tag der Einschiffung in New York ein Briefchen an meine mir so überaus holde Brieffreundin Sonia Greene aufgegeben und sie in meine Abreise eingeweiht. Mir lag viel daran, unbedingt zu vermeiden, daß sie sich mit überhöhten, wahrscheinlich unbegründeten Sorgen um meine Wenigkeit plagt. Ich werde ihr aus Liverpool ein zweites Schreiben senden und sie meines Wohlergehens versichern. Sollte sie sich zwischenzeitlich an Dich wenden, sei so freundlich und erwähne nicht, daß ich an den ersten Tagen der Überfahrt so grausam frieren mußte, es könnte ihr das Herz zerreißen. Laß mich, da ich mich zu meinem Leidwesen noch etwas schwach fühle, diesen allzu ungewohnt kurz geratenen Brief mit der Anmerkung beenden, daß ich …

DIE AUSSAGE DES JAMES C. ROBERTSON
     
    Leiter des Verhörs:
    Superintendent Roger Thornhill, Scotland Yard
     
    THORNHILL: Mr. Robertson, als Anwalt und Testamentsvollstrecker Mr. Stephen Ashtons waren Sie der erste, der Mr. Roderick Ashton nach seinem Eintreffen in unserem Land gesprochen hat. Ist das richtig?
    ROBERTSON: Es ist richtig, Sir.
    THORNHILL: Als Mr. Ashton zu Ihnen kam, welchen Eindruck machte er auf Sie?
    ROBERTSON: Er machte einen ziemlich unausgeschlafenen und blassen Eindruck auf mich, Sir.
    THORNHILL: Und?
    ROBERTSON: Wie meinen Sie?
    THORNHILL: War er fahrig? Nervös? Wirkte er wie ein Mensch, der alle Sinne beisammen hat?
    ROBERTSON: Durchaus, Sir. Offen gesagt, wenn bei unserem Gespräch überhaupt jemand nervös war, dann war ich es.
    THORNHILL: Würden Sie dem Ausschuß die Gründe für Ihre Nervosität nennen, Mr. Robertson?
    ROBERTSON: Nun … Der Fall, um den es ging … den ich zu erledigen hatte, war nicht leicht. Da war zum einen die Tatsache, daß unsere Kanzlei zehn Jahre lang einen nicht unwichtigen Brief verschlampt hatte … Dergleichen ist ein für gewissenhafte Juristen unentschuldbares Sakrileg. Die Sache war mir überaus peinlich, auch wenn mich persönlich keine Schuld an dieser Affäre traf: Als der Brief geschrieben und verlegt wurde, war ich Student und arbeitete ausschließlich in den Semesterferien in der Kanzlei meines Vaters. Zum anderen genoß Mr. Stephen Ashton, wie ich aus einigen am Rande geführten Gesprächen mit meinem zwischenzeitlich ebenfalls verstorbenen Vater wußte, in der Gegend, in der heimisch war, einen Ruf, den man wohl, wenn ich mal so sagen darf, als recht zweifelhaft bezeichnen muß. Da ich damit rechnete, daß Mr. Roderick Ashton mich nach seinem Onkel befragen würde, stand ich vor der Alternative, ihn zu belügen, mit Geschichten aus dritter Hand abzuspeisen oder den Ahnungslosen zu spielen. Ich befand mich meiner Meinung nach in einer sehr undankbaren Lage.
    THORNHILL: Und wie haben Sie sich entschieden, Mr. Robertson?
    ROBERTSON: Es gelang mir nicht, ihm die Wahrheit zu sagen, Sir, wenn Sie das meinen.
    THORNHILL: Wieso gelang es Ihnen nicht, Mr. Robertson?
    ROBERTSON: Offen gesagt, Sir, ich war zu feige. Wie erklärt man einem Menschen, daß die Person, die ihm ein Vermögen hinterlassen hat, bei seinen Nachbarn verhaßter war als die Beulenpest?
    THORNHILL: Waren Ihnen die Gründe für diesen Haß bekannt, Mr. Robertson?
    ROBERTSON: Eigentlich nicht, Sir.
    THORNHILL: Was heißt in diesem Zusammenhang eigentlich, Mr. Robertson?
    ROBERTSON: Nun, Sir … Mein Vater erging sich immer nur in undeutlichen Worten über Mr. Stephen Ashton und seinen … Umgang.
    THORNHILL: Seinen Umgang?
    ROBERTSON: Ja, Sir. Mr. Ashton pflegte offenbar …
    THORNHILL: Bitte, fahren Sie fort, Mr. Robertson.
    ROBERTSON: Ich möchte noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, Sir, daß ich keinerlei persönliche Kenntnisse von diesen Dingen habe, sondern mich lediglich auf Andeutungen meines Vaters berufe …
    THORNHILL: Das ist uns bewußt, Mr. Robertson.
    ROBERTSON: Nach allem, was ich gehört habe, soll Mr. Stephen Ashtons Umgang nicht der Beste gewesen sein. Er hat wohl Bekanntschaften in Kreisen gesucht, die weder seinem Stand als Gentleman noch seinem Intellekt entsprachen.
    THORNHILL: Was bedeutet das konkret, Mr. Robertson?
    ROBERTSON: Abschaum.
    THORNHILL: Abschaum?
    ROBERTSON: Man hat es so genannt, Sir, aber wenn ich das Wort nun wiederhole, möchte ich damit keinerlei Wertung vornehmen.
    THORNHILL: Darüber würde ich gerne noch etwas mehr von Ihnen erfahren, Mr. Robertson. Was können Sie uns

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