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Alptraumland

Alptraumland

Titel: Alptraumland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Ronald M. und Pukallus Hahn
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außerdem über Mr. Stephen Ashtons Bekanntenkreis mitteilen?
    ROBERTSON: Eigentlich … nichts, Sir.
    THORNHILL: Pflegte er Umgang mit Tagedieben und lichtscheuem Gesindel?
    ROBERTSON: Das … ist möglich, Sir.
    THORNHILL: Und mit Prostituierten?
    ROBERTSON: Ich … würde es nicht unbedingt ausschließen wollen, Sir.
    THORNHILL: Pflegte er möglicherweise auch Verkehr mit … Wie soll ich sagen … Menschen abweichenden Verhaltens?
    ROBERTSON: Ich … äh … möchte mich nicht dazu äußern Sir, zumal ich … Mr. Ashton persönlich nie getroffen habe und alles, was ich über ihn weiß, aus dritter Hand stammt.
    THORNHILL: Mr. Robertson, können Sie nach allem, was Ihr verstorbener Vater hinsichtlich der gesellschaftlichen Gepflogenheiten Mr. Stephen Ashtons angedeutet hat, vollauf ausschließen, daß er sich mit Personen abgab, deren sexuelle Neigungen ein Gentleman mit Fug und Recht als dekadent bezeichnen würde?
    ROBERTSON: Äh … Nein, Sir. Ich kann es nicht ausschließen.
    THORNHILL: Sind Ihnen eventuell die Namen der Subjekte bekannt, mit denen Mr. Stephen Ashton Umgang pflegte?
    ROBERTSON: Nein, Sir.
    THORNHILL: Sind Ihnen eventuell Namen von Personen bekannt, die hinsichtlich dieser Frage Aussagen machen könnten, Mr. Robertson?
    ROBERTSON: Ich glaube nicht. Nein, Sir.
    THORNHILL: Sind Sie sich dessen ganz sicher, Mr. Robertson?
    ROBERTSON: Nun, Sir, es gab da, wie ich von einem älteren Mitarbeiter unserer Kanzlei erfahren habe, um 1910 eine mysteriöse Affäre, die den Behörden bekannt sein müßte.
    Ich erinnere mich vage, daß gewisse Beschuldigungen gegen Mr. Stephen Ashton erhoben wurden, die aktenkundig sein müßten, da Mr. Ashton den Verbreitern bestimmter Gerüchte rechtliche Schritte angedroht hat …
    THORNHILL: Sprechen Sie den Fall Kirk an, Mr. Robertson?
    ROBERTSON: In der Tat.
    THORNHILL: Ich muß gestehen, daß ich ein wenig verwirrt bin, Mr. Robertson. Der Fall ist mir zwar – nicht zuletzt durch die Aufzeichnungen Mr. Roderick Ashtons – durchaus geläufig, aber ich verstehe nicht, wie er mit meiner Frage über bestimmte Personen in Einklang zu bringen ist, die einerseits als dekadent gelten und sich andererseits in Mr. Stephen Ashtons Umfeld aufgehalten haben.
    ROBERTSON: Bei den seinerzeit gegen Mr. Ashton erhobenen Vorwürfe im Fall Kirk wurden noch zwei weitere Personen namentlich genannt, Sir. Nämlich Lord Barlow und seine Gattin, Lady Margot. Diese beiden sind, so ich richtig informiert bin, inzwischen ebenfalls aktenkundig geworden.
    THORNHILL: Es wäre äußerst nett, wenn Sie mir in dieser Angelegenheit etwas auf die Sprünge helfen könnten, Mr. Robertson.
    ROBERTSON: Lord und Lady Barlow waren … Wie soll ich es ausdrücken? Sie waren Anführer eines Satansordens, der etwa um die Zeit ausgehoben wurde, als Mr. Stephen Ashton sich hier seßhaft machte, Sir. Es muß um 1900 oder 1901 gewesen sein.
    THORNHILL: Und mit diesen Leuten pflegte Mr. Ashton näheren Verkehr?
    ROBERTSON: Nachdem es auf einer von den Barlows organisierten sogenannten Schwarzen Messe infolge übermäßigen Kokain- und Opiumkonsums zu einem Blutbad kam, wurde ein diesbezüglicher Verdacht laut, Sir, doch man konnte Mr. Ashton nie etwas nachweisen. Wie Sie vielleicht wissen, leben Lord und Lady Barlow nicht mehr. Sie wurden kurz darauf – Hunderte von Meilen von ihrem Wohnsitz entfernt – tot in den Wäldern aufgefunden, und zwar so übel zugerichtet, als seien sie von Wölfen zerrissen worden.
    THORNHILL: Ja, ich erinnere mich an diesen Fall. Eine ekelerregende Geschichte. Besten Dank, daß Sie mich darauf hingewiesen haben, Mr. Robertson.

AUS DEM TAGEBUCH DES RODERICK ASHTON
     
    Nachdem ich in Glasgow angekommen war und mir ein Zimmer im Hotel Esplanade genommen hatte, rief ich mir eine Droschke und ließ mich in die Innenstadt fahren. Rechtsanwalt Robertson, ein Mann um die vierzig, mit dichtem, schwarzem Haar, eckigem Kinn und dunkelblauen Augen, bat mich in sein Büro, wobei ich den Eindruck hatte, daß er mit starker Nervosität kämpfte. Sein Blick wirkte unstet, als traue er sich nicht, mir in die Augen zu sehen, und anscheinend wußte er nicht, was er mit den Händen anfangen sollte. Schließlich steckte er sich eine dünne schwarze Zigarre an, nahm hinter einem großen alten Schreibtisch Platz und breitete eine Mappe mit Akten vor sich aus. Er kam mir irgendwie ruhelos vor, geradeso wie jemand, der ein schlechtes Gewissen hat und sich bemüht, es mit übertriebenem Getue zu

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