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Alraunes Todeskuß

Alraunes Todeskuß

Titel: Alraunes Todeskuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Marias Aussehen wirkte ein wenig gestreßt, an den Mundwinkeln hatten sich scharfe Falten in die Haut gegraben, und unter den Augen lagen Schatten. Während wir um die Kurven fuhren, stellte ich die Frage erneut.
    Sie versuchte es mit einem Lächeln, was ihr mißglückte. »Im Prinzip habe ich nichts, John. Mir geht es körperlich wohl, aber es gibt andere Dinge, die mir Sorge bereiten. Ich komme mir vor wie jemand, der aus einem anderen Leben wieder in die Realität zurückgesprungen ist. Ich weiß nicht, ob Sie das nachvollziehen können, aber…«
    »Erklären Sie es.«
    »Ganz einfach.« Sie schaute aus dem Fenster auf die vorbeihuschenden Wände. »Die letzten Stunden, die wir praktisch gemeinsam verbracht haben, waren wunderbar. Da habe ich alles vergessen können, was mich bedrückte. Ich habe mich nur auf das Einkaufen konzentriert und nicht mehr an die nahe Zukunft gedacht.«
    »Das brauchten Sie auch nicht.«
    »Doch, es ist mein Job. Ich muß mich auch damit befassen, daß mein Bruder tot ist und beerdigt wird. Jetzt kehrt alles zurück wie eine gewaltige Glocke, die sich über meinen. Kopf gestülpt hat. Ich kann es kaum noch sortieren, ich bin einfach nicht in der Lage, etwas zu tun. Ich müßte mich schon jetzt mit meinem ersten Auftritt beschäftigen, das aber schaffe ich nicht. So etwas ist mir noch nie passiert, John…«
    Ich hielt an der Schranke und streckte den Arm aus dem rechten Fenster. Ein künstlicher Mund schluckte unsere Karte, dann schnellte das Gitter in die Höhe.
    Wir fuhren wieder an. »Wissen Sie, Maria, ich kann Sie sehr gut verstehen, aber ich meine auch, daß Sie, wenn eben möglich, diese Gedanken zur Seite drücken sollten. Zudem dürfen Sie nicht vergessen, daß ich an Ihrer Seite bin.«
    »Da bin ich froh.«
    »Eben. So sollten Sie es auch sehen und alles andere, was Sie belastet, von sich fernhalten.«
    »Wenn es geht.«
    »Denken Sie an mich. Und daran, daß ich die Augen offenhalte.«
    Maria lächelte mich vort der Seite her an und streichelte dann meine Wange. »Ja, das werde ich auch. Es ist lieb von Ihnen, John, daß Sie mir das gesagt haben.«
    »Ich habe es auch ehrlich gemeint.«
    »Das weiß ich.«
    Der Stadtteil Soho, der längst nicht mehr so aussah wie zu Zeiten Jack The Rippers, verschluckte uns. Es war viel abgerissen und gebaut worden, nicht immer zum Vorteil. Dem Touristenstrom hatte dies allerdings nicht geschadet.
    In Soho einen Parkplatz zu bekommen, war nahezu unmöglich. Aber Maria kannte sich aus. Wir konnten den Rover auf dem schmalen Hinterhof abstellen, der an die Rückseite der Bar grenzte. »Das ist der Parkplatz für Mitarbeiter«, hatte sie erklärt.
    Wir fuhren in das spanische Viertel. Zahlreiche Restaurants und Läden reihten sich hier aneinander. Sie verkauften all die Dinge, die für die Iberische Halbinsel so typisch waren und Touristen anmachten.
    Zum Hinterhof führte eine sehr schmale Einfahrt. Ich kam aus der Gasse hervor, und es gelang mir kaum, die Kurve zu schlagen. Beinahe wäre ich noch mit dem Außenspiegel an der Wand entlanggeschrammt, doch es ging alles glatt.
    Den Rover konnte ich neben großen Müllcontainern abstellen.
    Wir stiegen aus.
    Der Geruch von Bratfett erreichte meine Nase. Über uns lag der Himmel wie Blei. Die Dämmerung würde sich nicht mehr viel Zeit nehmen, bevor sie das Land bedeckte.
    »Können wir hinten hinein?«
    Maria schüttelte den Kopf. »Nein, hier ist zumeist abgeschlossen.« Sie probierte es an zwei Türen und bekam sie nicht auf. »Dann nehmen wir eben den vorderen Weg.«
    Ich trug die Tüten, wir gingen um die Blockecke, und wenig später schon wurden wir vom Licht der Leuchtreklame gestreift, die über dem Club flackerte.
    Mit schlanken Leuchtstoffröhren waren dort eine Tänzerin und ein Flamenco-Spieler ›abgebildet‹. Die Tänzerin leuchtete in einem kräftigen Rot, der Musiker blaugelb.
    Der Club war bereits geöffnet, und der Portier verneigte sich, als wir auf den Eingang zugingen. Es war noch ziemlich früh, deshalb würden nicht viele Gäste anwesend sein.
    Wir betraten den großen Raum und stellten fest, daß wir so ziemlich die einzigen waren. Kein Tisch war besetzt. Nur an der Bar saßen zwei Männer, sie prosteten sich mit Tequila zu.
    Auch die Musiker standen noch nicht an der kleinen Tanzfläche. Die Melodien strömten aus Lautsprechern. Weiche Gitarrenklänge, die so manchem Spanien-Fan das Herz aufgehen ließen.
    Hinter der Bar standen zwei Männer. Ein Spanier und ein Neger.

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