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Alraunes Todeskuß

Alraunes Todeskuß

Titel: Alraunes Todeskuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Beide wurden von Maria sehr herzlich begrüßt. Der Dunkelhäutige hieß Tommy, sein Kollege hörte auf den Namen Pepe.
    »Ziehst du dich jetzt um?« fragte Pepe.
    »Ja.«
    »Gut, bis gleich. Ein Glas?« Er zwinkerte ihr zu. Maria stützte einen Ann auf den Handlauf der Bar, überlegte und nickte dann, »Das könnte ich vertragen.«
    »Sie auch, Señor?«
    »Nein, danke, ich werde wohl später darauf zurückkommen.«
    »Wie Sie wünschen.«
    Maria bekam ihr Glas Champagner serviert. Sie faßte es mit spitzen Fingern an und drückte es an ihre Lippen. Dann trank sie.
    Ich konnte ihr ansehen, wie sie das perlende Getränk genoß. Sie hielt die Augen halb geschlossen und gab sich voll und ganz dem ersten Schluck hin.
    »Das tat gut«, sagte sie, als sie das Glas abstellte. »Das tat wirklich gut.«
    »Es ist Ihnen zu gönnen«, erklärte ich lächelnd.
    »Danke.«
    »Geht es dir gut?« fragte Pepe.
    »Sehr gut sogar.«
    »Wir alle haben mit dir gelitten. Dein Bruder war ein guter Mensch, aber das Schicksal ist eben unberechenbar.«
    Maria schlug die Augen nieder. »Da sagst du was, Pepe. Obwohl es geschehen ist und sich nichts daran ändern wird, kann ich mich damit trotzdem nicht abfinden. Ich habe immer wieder das Gefühl, als würde im nächsten Augenblick die Tür aufgehen und Pietro vor mir stehen. Aber das wird nicht mehr der Fall sein.«
    Pepe hob die Schultern. »So ähnlich ist es mir mit meiner Schwester ergangen. Bei ihr war es ein Unfall. Man hat den Mann nie gefunden, der sie totgefahren hat. Zwei Jahre liegt das zurück.« Er schüttelte den Kopf.
    »So richtig bin ich darüber nicht hinweggekommen.«
    Maria hob die Schultern, bevor sie nach ihrem Glas griff. »Dann auf die Lebenden«, sagte sie.
    »Ja, auf uns.«
    Maria leerte das Glas und nickte mir zu. »Kommen Sie mit in meine Garderobe, John?«
    »Gern.«
    Pepe und sein Mitarbeiter schauten uns schon seltsam an, als wir gemeinsam losgingen. Sie stellten jedoch keine Fragen, und wir verschwanden dort, wo der Glanz der Bar mehr zu einem Abglanz geworden war. Hier existierte kein schimmerndes Licht, hier waren die Wände kahl und wirkten wie angeschmutzte Spiegelflächen.
    Wir unterhielten uns nicht. Maria fiel sehr wohl auf, daß ich hin und wieder meine Blicke streifen ließ, aber es gab kein Versteck, in dem sich die Alraune hätte verbergen können.
    Vor ihrer Tür blieben wir stehen. »Und?« fragte sie. »Zufrieden, John?«
    »Bis jetzt schon.«
    Maria wollte die Tür aufdrücken, aber ich nahm ihr die Hand von der Klinke. »Lassen Sie mich das machen, bitte.«
    »Warum?«
    »Man kann nie wissen.«
    »Alraune?«
    »Möglich.«
    Maria lächelte. »Es ist toll, daß ich Sie an meiner Seite habe. Ich hätte daran nicht gedacht.«
    »Wissen Sie, Maria, wer so lange in einem bestimmten Job arbeitet, der kennt die Regeln.«
    »Sicher.«
    Die Tür schwang lautlos nach innen. »Der Lichtschalter ist an der rechten Seite, John.«
    »Danke.« Ich hatte ihn bereits gefunden und den Kontakt nach unten gedrückt.
    Unter der Decke erhellte sich ein Kreis. Zuerst flackerte das Licht nur wie helles Wasser, dann stand es still, und die mir kalt vorkommende Helligkeit leuchtete jeden Winkel der kleinen Garderobe aus, in der es nicht anders aussah als in allen übrigen.
    Die mit zahlreichen Tiegeln und Töpfen gefüllte Ablage, der breite Spiegel darüber, die Schminktücher, der Geruch von Puder und Parfüm und ein alter Sessel mit hellgrünem Bezug.
    Die Alraune entdeckte ich nicht.
    Ich drehte mich wieder um.
    Maria hatte den Raum betreten. Sie stand da wie eine Fremde und nicht wie jemand, dem die Garderobe zur zweiten Heimat geworden war. Ihre Augen bewegten sich unstet. »Und…?«
    »Nichts.«
    Die Tänzerin atmete auf. »Toll«, sagte sie, »das finde ich toll, wirklich. Wir haben wohl Glück gehabt.«
    Das wollte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht unterschreiben, sagte ihr aber nichts davon. Dafür schloß ich die Tür und fragte: »Wie geht es jetzt weiter?«
    »Ich werde mich umziehen.«
    »Gut.« Dabei schaute ich auf den Kleiderständer, an dem einige Kostüme hingen, aber von einem spanischen Folklore-Stil nicht abwichen. »Welches Kleid wählen Sie?«
    »Ein knallrotes.«
    »Warum?«
    Maria hob die Schultern und lächelte. »Mir ist danach.«
    »Dann tun Sie es.«
    Sie faltete einen Paravent auseinander, so daß er eine Wand bildete. Ich nahm in der Zwischenzeit im Sessel Platz und wartete darauf, daß Maria fertig war. Das Kostüm hatte sie vom Bügel

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