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Alraunes Todeskuß

Alraunes Todeskuß

Titel: Alraunes Todeskuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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befand. Den Beweis für diese Theorie konnte sie nicht antreten, da mußte sie kurzerhand ihrem Gefühl folgen, und das reagierte sehr sensibel.
    War sie in der Nähe – war sie es nicht?
    Maria Anzaro kam sich wie eine Frau mit Fieber vor. Und sie fieberte auch einer Antwort entgegen, weil sie endlich wissen wollte, woran sie war. Die Tage der Ungewißheit gefielen ihr überhaupt nicht. Alles lief irgendwie quer, es paßte nichts mehr zusammen, ihre Gedanken purzelten durcheinander, und sie schaffte es kaum, sie auf einen bestimmten Punkt zu konzentrieren.
    Mit den Händen strich sie durch ihr Gesicht, als wollte sie die Schatten unter den Augen wegwischen und die schmalen Sorgenfalten zwischen Wangen und Mundwinkeln vertreiben.
    Es klappte nicht, und ihr Gesicht blieb, was es war.
    Sie schaute sich die Haut über der Brust an, bevor sie zu einem weichen Tuch griff, das sie in eine bestimmte Creme tauchte. Damit schminkte Maria die Haut, denn im grellen Licht der Scheinwerfer hätte sie sonst ausgesehen wie eine Leiche. Dieser Vergleich ließ sie schaudern. Der Hals saß zu, er war trocken. Sie hätte gern ein Glas Wasser getrunken, aber die Reinemachefrau hatte alles abgeräumt, auch die noch halbvollen Haschen.
    Im Schminken hatte sie Routine. Es klappte alles wunderbar, sie war mit ihrem Werk zufrieden und mußte sich anschließend um ihr Gesicht kümmern. Die Haut bekam das nötige Rouge, die Brauen wollten nachgezeichnet werden, ebenso die unmittelbare Umgebung ihrer Augen. Sie sah dann zwar etwas künstlich aus, doch das machte nichts, im Licht der Scheinwerfer wirkte sie völlig anders.
    Die Schminkutensilien lagen in der Schublade des breiten Schminktischs. Gerade wollte Maria die Lade aufziehen, da bemerkte sie, daß sie ein Stück vorgezogen war.
    Warum?
    Maria dachte nicht weiter darüber nach. Es war durchaus möglich, daß sie die Lade in der gestrigen Nacht nicht richtig zugeschoben hatte. So etwas passierte schon mal.
    Ein Ruck, die Schublade war offen.
    Was dann geschah, glich einem Alptraum. Zum erstenmal in ihrem Leben entdeckte Maria, wie grausam das Schicksal sein konnte…
    ***
    Ich hatte mich sehr genau auf meinem Weg in die Bar umgesehen.
    Nichts war mir verborgen geblieben. Jede Ecke hatten meine Blicke durchforstet, und es war mir nichts Verdächtiges aufgefallen. Kein Mensch, auch keine Alraune, doch ich atmete trotzdem nicht auf.
    Von der Seite her betrat ich den Club und stellte fest, daß sich die Anzahl der Gäste etwa verzehnfacht hatte. Auch die Atmosphäre hatte sich verändert. Sie war nicht mehr so kalt und abweisend. Da machte es schon etwas aus, wenn eine Bar belebt war, und ich mußte zugeben, daß ich mich nun wohler fühlte.
    Es leuchteten zwar die Lampen an den Wänden, ihr Licht aber blieb gedämpft und störte die Clubstimmung nicht. Die Gäste unterhielten sich. Ich hörte eigentlich Spanisch, hin und wieder ein Lachen der Frauen, und drei Musiker hatten ihre Plätze am Rand der Tanzfläche eingenommen und intonierten weiche Melodien.
    Ich ging bis zur Bar. Suko hatte mich noch nicht gesehen, worüber ich mich schon wunderte. Eigentlich hätte er hier sein müsseid. Pepe nickte mir lächelnd zu, als ich mich setzte. »Was möchten Sie trinken, Señor?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    »Sie sind Gast des Hauses, hat Maria gesagt.«
    »Deshalb trinke ich nichts anderes. Ich nehme einen Bitter Lemon.«
    »Sehr wohl.«
    Er zog sich zurück, und ich drehte mich halb auf dem weichen Hocker, um durch den Clubraum bis hin zur Tür schauen zu können, wo Suko jeden Moment auftauchen mußte.
    Die Tanzfläche war mich leer. Es drehten auch keine Gäste ihre Runden, und nicht weit entfernt von mir saß eine dunkelhaarige Frau, die mich hin und wieder anlächelte. Ich lächelte nur knapp zurück.
    Pepe brachte mir den Drink. Als er ihn hinstellte, bat er mich, eine Frage stellen zu dürfen.
    »Bitte.«
    »Sind Sie Polizist, Señor?«
    Ich hob die Augenbrauen, nahm aus einem Silbergefäß eine Mandel, knabberte daran und fragte: »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich habe einen Blick.«
    »Der Sie nicht getäuscht hat.«
    Pepe lächelte schmal. Tommy servierte Getränke an den Tischen. Auch er lächelte, wenn er an uns vorbeiging, doch das alles kam mir irgendwie gezwungen vor, und es war Pepe, der dieselbe Meinung vertrat. Sich umschauend sagte er: »Das ist kein guter Abend, Señor.«
    »Warum nicht?«
    »Es ist schwer zu erklären.«
    Ich trank und griff wieder nach einer gesalzenen

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