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Alraunes Todeskuß

Alraunes Todeskuß

Titel: Alraunes Todeskuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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entstand, das aussah wie der Eingang zu einer kleinen Höhle.
    Nur bewegte sich in dieser Höhle etwas. Es war klumpig, es tanzte herum, es war dunkel, es war zugleich dick, und es zuckte plötzlich hervor.
    Maria erschreckte sich derart, daß sie den Schrei nicht unterdrücken konnte.
    Eine lange, im Vergleich zum Körper riesige und auch dicke Zunge war aus dieser Öffnung geschlagen, klatschte sogar auf den Boden wie der Schwanz einer Katze, als wollte ihr die Zunge durch diesen Schlag erklären, daß sie hier nicht mehr wegkam.
    Sie huschte wieder zurück in den Mund hinein und bewegte sich dort im Kreis, was Maria an den Wangen der kleinen Person erkannte.
    Die Alraune sprang hoch. Sie hüpfte einmal, dann ein zweites Mal – und sie stieß sich ab.
    Diesmal riß Maria die Arme hoch. Sie stemmte ihr die Handflächen entgegen. Scharfe Krallen rissen über das Heisch, sie fetzten es auf.
    Aus Wunden floß das Blut, und es fiel in Tropfen zu Boden, wo es ein sternförmiges Muster hinterließ.
    Die Arme sanken nach unten.
    Freie Sicht für Maria.
    Auch die Alraune stand wieder. Aber nicht mehr lange. Blitzartig warf sie sich vor, und nach diesem Sprung gelang es ihr, den Saum des Kleides zu fassen.
    Mit ihren starken Fingern hielt sie sich daran fest. Sie zerrte und zupfte, und sie schaffte es tatsächlich, an dem langen Rock in die Höhe zu klettern.
    Maria Anzaro war im ersten Moment nicht fähig, etwas zu unternehmen.
    Sie stand da und stellte nur fest, wie schnell die Alraune in die Höhe kletterte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihren Hals erreicht hatte.
    Und dann? Was würde dann geschehen? War das der Anfang vom Ende, der Schritt in den Tod?
    Sie dachte plötzlich an John Sinclair. Es war doch falsch gewesen, daß er zurück in die Bar gegangen war. Er ahnte nicht, was hier vorging, doch diese flüchtige Erinnerung an den Mann hatte auch etwas Gutes.
    Ihr Entsetzen blieb nicht mehr stumm, es löste sich in einem irren Schrei, der auch draußen im Gang zu hören sein mußte.
    Die Alraune kletterte weiter.
    Maria schrie.
    Sie hörte das Lachen des Wesens. Sie schrie wieder.
    Plötzlich flog die Tür wie unter einem gewaltigen Rammstoß auf!
    ***
    Ich hatte die Tür aufgestoßen und sprang ihr hinterher.
    Nahe des Paravents hielt sich Maria auf, vor Angst und Entsetzen völlig starr.
    An ihrer Gestalt krabbelte etwas hoch, das im ersten Moment aussah wie ein riesiges Insekt, aber keines war, sondern ein winziges Lebewesen mit einem menschlichen Körper. Es befand sich ungefähr in Brusthöhe der Tänzerin und war dabei, noch weiter zu klettern, um ihren Hals zu erreichen. Es hielt keine Waffe fest, dafür stand das Maul offen, und aus ihm schlug eine lange, dunkelrote Zunge, die mich im ersten Moment an einen Schlauch erinnerte.
    Sie war widerlich, sie glitt auf dem von ihr hinterlassen feuchten Schmier über den Kleiderstoff hinweg und klatschte bereits oberhalb des Saums gegen die nackte Haut.
    Marias Gesicht sah für mich aus, als würde es mich aus einem Zerrspiegel anblicken. Ich wunderte mich für einen Moment darüber, wie ein Mensch nur so verdreht schauen konnte. Da waren alle Proportionen verschoben, der Mund stand offen und schief, und ein Schrei schien, wenn es dann möglich gewesen wäre, auf den Lippen eingefroren zu sein.
    Ich war schneller.
    Der erste Sprung schon brachte mich bis dicht an Maria heran. Ich brauchte dieses Wesen nur von ihrem Körper zu pflücken, dann war die Sache erledigt. Irrtum, denn ich hatte es unterschätzt. Obwohl es mir den Rücken zudrehte, mußte es irgendwie geahnt oder gewußt haben, daß sich eine Gefahr näherte.
    Plötzlich schnellte es herum.
    Ich griff daneben, und dann stieß sich die Alraune ab und wuchtete ihren Körper auf mich zu. Das stumpfe Ende der Zunge klatschte gegen mein Kinn. Zugleich spürte ich den bösen Schmerz oberhalb des Mundes an den Wangen, denn dort hatten mich die spitzen Nägel erwischt und waren durch den Druck in die Haut und das Fleisch gedrungen.
    Auch ich war kein Zombie, ich spürte den Schmerz wie jeder Mensch und vergaß meinen Vorsatz.
    Das genau hatte die Alraune nur gewollt. Wie einen schnell fallenden Schatten sah ich sie nach unten springen, ich hörte sogar den Aufprall, trat instinktiv in die Richtung, erwischte sie aber nicht, denn schnelle, trippelnde Schritte machten mir klar, daß sie die Flucht suchte. Es sah alles günstig für sie aus, denn die Tür war trotz des heftigen Schwungs nicht wieder hinter mir

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