Als das Handy eine Buschtrommel war
Buchfinken von Osnabrück. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass sie je nach Stadtteil auf unterschiedliche Weise zwitschern. An den Grenzen zweier »Sprachregionen« benutzen die Vögel eine Mischung beider Dialekte.
Neues Leben, neue Sprache
Auch Säugetiere sind durchaus in der Lage, sich an andere »Sprachen« oder »Dialekte« anzupassen. Der Afrikanische Elefantenbulle Calimero lebt seit 18 Jahren im Baseler Zoo neben zwei Asiatischen Elefanten, die sich mit zirpenden Geräuschen verständigen. Diese sind bei Afrikanischen Elefanten unbekannt, doch Calimero hat sie nicht nur übernommen, sondern gibt so gut wie keine anderen Töne mehr von sich. Da Elefanten in Gruppen mit wechselnden Mitgliedern zusammenleben, kann eine solche stimmliche Flexibilität sehr nützlich sein, denn sie hilft den Tieren, neue soziale Kontakte zu knüpfen.
Manchmal passen sich sogar ganze Gruppen in ihrem Ausdrucksverhalten an veränderte Umweltbedingungen an, wie die Rotgesichts-Makaken in Japan beweisen. Eine Gruppe dieser Affen wanderte vor etwa 50 Jahren von ihren Ursprungsgebieten auf der südjapanischen Insel Yakushima auf den Ohira-Berg in Zentraljapan ab. Heute schnattern die Affen auf der Insel in wesentlich höheren Frequenzen als ihre Artgenossen auf dem Berg. Nach Ansicht der Forscher liegt das daran, dass auf der Insel ein dichterer Wald mit höheren Bäumen wächst. Um diese schallschluckende Vegetation zu durchdringen, brauchen die Tiere dort höhere Frequenzen.
Vorsicht Schlange! Vorsicht Adler!
Wenn sich Grüne Meerkatzen gegenseitig vor Feinden warnen, benutzen sie unterschiedliche Rufe – je nachdem, ob Gefahr von einem Leoparden, einem Adler oder einer Schlange droht. Die Artgenossen reagieren auf jeden Alarm unterschiedlich. Vor einer Raubkatze flüchten sie sich auf Bäume, wird vor Adlern gewarnt, schauen sie nach oben und retten sich in dichtes Gebüsch. Bei Schlangen-Alarm dagegen richten sie sich auf, spähen aufmerksam ins Gras und versuchen das Kriechtier zur Strecke zu bringen. Erstaunlicherweise halten die Tiere keineswegs stur an diesem Muster fest. In Kenia haben Wissenschaftler beobachtet, wie Affen einen Adler entdeckten, der gerade auf einen ihrer Artgenossen herabstoßen wollte. Für einen Blick nach oben und eine Flucht ins Gebüsch war es zu spät. Das anvisierte Opfer konnte sich allenfalls noch auf die Bäume retten. Also schlugen die Tiere Leoparden-Alarm, obwohl ein Greifvogel im Anflug war.
Auch Schimpansen verfügen über ein großes Repertoire von Lauten. Mit einem lauten Bellen informieren sie ihre Artgenossen, wenn sie eine neue Futterquelle erschlossen haben. Mit durchdringenden Schreien rufen angegriffene Erwachsene oder Jungtiere in Not um Hilfe. Es gibt Laute, mit denen Schimpansen auf beunruhigende Situationen reagieren, und andere, mit denen sie Kontakt zu Artgenossen halten.
Die Schimpansenexpertin Jane Goodall ist sicher, dass sich die Tiere individuell an der Stimme erkennen können. Allerdings seien alle ihre Rufe nur für die Vermittlung elementarer Informationen gedacht. Sich gegenseitig Ideen mitzuteilen, gemeinsam Pläne zu entwickeln oder von den Erfahrungen anderer zu profitieren, liegt offenbar außerhalb ihres Kommunikationsvermögens.
Eine sprachliche Revolution
Menschen können etwa 50 verschiedene Laute hervorbringen – deutlich mehr als Affen. Noch entscheidender aber ist ihre Fähigkeit, diese einzelnen Bausteine zu fast unendlich vielen Kombinationen zusammenzusetzen. Weltweit sind daraus etwa 6500 verschiedene Sprachen entstanden, mit denen Homo sapiens sich so rasch und detailliert verständigen kann wie kein Tier. Generationen von Wissenschaftlern haben schon gerätselt, wie es zu diesem gewaltigen Fortschritt gekommen ist. Im 19. Jahrhundert gab es so viele Spekulationen zu diesem Thema, dass die Linguistische Gesellschaft von Paris ihren Mitgliedern jegliche Diskussion über den Ursprung der Sprache verbot. Doch natürlich haben Forscher weiterhin versucht, das Geheimnis zu lüften.
Über die Entwicklung des Sprachvermögens gibt es im Wesentlichen zwei Hypothesen. Manche Wissenschaftler gehen davon aus, dass es ein Nebenprodukt bei der Vergrößerung des menschlichen Gehirns war. Nach dieser Vorstellung hat der Mensch in seiner geistigen Entwicklung irgendwann eine Schwelle überschritten. Von da an war sein Bewusstsein bereit für die Erfindung der Sprache, die sich daraufhin relativ schnell entwickelte. Einige Anhänger dieser Theorie
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