Als das Handy eine Buschtrommel war
Globus. Der Humor gilt deshalb als eine der kulturellen Errungenschaften, die den Menschen vor allen anderen Lebewesen auszeichnet. Manche Wissenschaftler vermuten allerdings, dass auch Tiere einen Sinn fürs Komische haben.
Es gibt verschiedene Gründe, warum Menschen über eine Anekdote lachen. Manche Witze funktionieren, weil sie dem Zuhörer ein Überlegenheitsgefühl geben, andere arbeiten mit Überraschungseffekten und kombinieren Handlungen, die eigentlich nicht zusammenpassen, wieder andere nehmen dem Zuhörer die Angst vor bestimmten Situationen. Der beste Witz der Welt, der 2005 von etwa 100000 Männern und Frauen aller Altersstufen aus 70 Ländern ermittelt wurde, lautet folgendermaßen: Zwei Jäger aus New Jersey sind im Wald unterwegs, als einer von ihnen plötzlich zu Boden fällt. Er scheint nicht mehr zu atmen, seine Augen sind verdreht. Sein Begleiter zerrt sein Handy aus der Tasche und wählt die Notruf-Nummer. »Mein Freund ist tot!«, stammelt er in den Hörer, »Was soll ich machen?« »Ganz ruhig«, kommt die Antwort, »Ich bin ja bei Ihnen. Zunächst müssen wir sichergehen, dass er wirklich tot ist«. Daraufhin herrscht erst einmal Stille, dann ertönt ein Schuss. Kurz drauf ist der Jäger zurück am Telefon: »Gut. Was jetzt?«
Tierischer Hang zum Schabernack
»Zum Lachen«, so Gottfried Keller, »braucht es immer ein wenig Geist. Das Tier lacht nicht.« Der Sieger-Witz aus der britischen Internet-Studie ist wohl deshalb so erfolgreich, weil er alle oben genannten Aspekte kombiniert: Man kann sich dem begriffsstutzigen Jäger überlegen fühlen, das Missverständnis am Telefon gibt der Geschichte eine überraschende Wende und man bekommt die Gelegenheit, über die Angst vor dem Tod zu lachen. Ob man allerdings wirklich »Geist« zum Lachen benötigt, wie der Schweizer Dichter meinte, ist damit nicht entschieden. Viele Haustierbesitzer bescheinigen auch ihrem Hund oder ihrer Katze durchaus einen Hang zum Schabernack. Auch Verhaltensforscher haben mehrfach Tiere beobachtet, die sich mit allerhand Unfug scheinbar amüsierten.
Von Kapuzineraffen in Gefangenschaft ist bekannt, dass sie die Beobachter vor dem Gitter erst eine Weile in Sicherheit wiegen, um sie dann plötzlich mit Futter zu bewerfen. Zoo-Elefanten nehmen gelegentlich eine Ladung Wasser in den Rüssel, um damit ahnungslose Besucher nasszuspritzen. Delphine pirschen sich an auf dem Wasser sitzende Möwen heran, packen sie vorsichtig an den Beinen, tauchen sie kurz unter und lassen sie dann wieder los. Ob solche Aktionen allerdings wirklich humoristisch gemeint sind, ist schwer zu entscheiden, denn niemand weiß, was in den Köpfen der scheinbaren Spaßmacher wirklich vorgeht.
Hypothesen über die Ursprünge des Lachens
Über den Ursprung des Lachens gibt es viele Spekulationen. Andere Emotionen haben einen leicht verständlichen Sinn: Angst bereitet auf die Flucht vor, Wut auf den Kampf. Das Lachen scheint hingegen zu nichts zu führen – im Gegenteil: Es stört Blutzirkulation und Atmung und entspannt die Muskeln. Wer lacht, wird handlungsunfähiger. Und doch deutet seine weite Verbreitung darauf hin, dass das Lachen irgendeinen Nutzen hat.
Einige Forscher vermuten, dass es sich aus dem Angst-Grinsen entwickelt hat, mit dem Menschenaffen auf Attacken eines überlegenen Artgenossen reagieren. Mit der Zeit könnte sich dieser Gesichtsausdruck dann in ein Beschwichtigungs-Signal umgewandelt haben. Nach einer anderen Theorie kommt das Lachen ursprünglich aus dem Spielverhalten, wo es dem Gegenüber zu verstehen gab, dass die Balgerei nur ein Spaß sei. Vielleicht entwickelte sich daraus ein ganz allgemeines Entspannungs-Signal, das bedeutete: »Die Lage ist nicht so bedrohlich wie sie aussieht.« Bis heute neigen Menschen dazu, sich in Krisensituationen über ihre missliche Lage lustig zu machen, um sie besser zu bewältigen. »Lachen sorgt dafür«, so Charlie Chaplin, »dass uns die Bösartigkeit des Lebens nicht ganz und gar überwältigt.«
Humor als evolutionärer Vorteil
Möglicherweise hat diese Form von Galgenhumor schon den Mammutjägern geholfen, die Gefahren ihrer Zeit zu meistern. Wer Krisen besser bewältigte, hatte auch mehr Chancen, sich fortzupflanzen – und damit seine humoristische Ader an den Nachwuchs weiterzugeben. Vieles deutet darauf hin, dass humorvolle Menschen von der Evolution begünstigt wurden. Das zeigt sich noch heute an den Vorlieben, die Männer und Frauen bei der Partnerwahl an den Tag legen.
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